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Die Machtfülle des Herrschers und Staates sollte auch äusser-
lich zu glänzender Entfaltung, der Sinn für Ideale, für das Schöne
und Edle im Volke geweckt, die berufene Jugend für' die Kunst
erzogen werden. Gleich jenen Akademien versammelte er deshalb
um sich einen Kreis erprobter und ausgereifter Künstler, deren
Einsicht und Erfahrung er getrost die Ausführung seiner Ideen
anvertrauen konnte, und gründete damit unsere heutige Akademie.
Mit wie richtigem und scharfem Blick er die rechten Männer
zu finden wusste, beweist die Fülle herrlicher Kunstschöpfungen,
welche unter seiner glorreichen Regierung durch Männer, wie
Schlüter, Nehring, Pesne u. A., geschaffen sind, welche noch heute
als unerreichte Vorbilder von eigenartigem Gepräge Euerer Majestät
Haupt- und Residenzstadt zieren.
Wenn der König Friedrich Wilhelm I. nicht den Bahnen
seines kunstsinnigen Vaters folgte, wenn sogar die Gefahr nahe
war, dass die so schnell erblühten Kunststätten und damit auch
unsere Akademie ihre Bedeutung einbüssten, so müssen wir das
erklären aus dem haushälterischen und sparsamen Sinn des Königs
und geboten durch die damaligen schwierigen finanziellen Verhält-
nisse des Staates. Dass aber auch er ein warmes Herz für die
Kunst hatte, bezeugt seine eigene gelegentliche, eigenhändige
Beschäftigung mit der Malerei.
So sank denn unsere Anstalt bei mittelmässigen Kräften zu
einer Art Zeichenschule herab, als Akademie ein sehr bescheidenes
Dasein fristend.
Unter den schweren Kämpfen, welche den grössten Teil der
Regierungszeit des grossen Königs Friedrich II. erfüllten, konnte
von einem Aufschwung und einer Besserung zunächst nicht die
Rede sein; betrug doch das Jahres-Budget für unsere Akademie
die auch für damalige Verhältnisse kaum glaublich geringe Summe
von 200 Thalern.
Als aber der König wieder Zeit gewann, sich den wirtschaft-
lichen Aufgaben seines Landes mehr zu widmen, erkannte der
ihm eigene weit schauende Blick die volkswirtschaftliche Bedeutung
der Kunst in ihrer Einwirkung und Belebung des Kunstgewerbes.
Hierdurch besonders bestimmt und geleitet, gab der grosse König
unserem akademischen Leben einen neuen ungeahnten Aufschwung,
weit hinausgreifend über die Ziele bei Gründung unserer Akademie.
Dieselbe wurde durch ihn in des Wortes strengster Bedeutung
eine Kunstbehörde, der künstlerische Beirat für die gesamten
Kunstschöpfungen des Staates. Das Statut, welches diese Befugnisse
festlegen sollte, hauptsächlich durch die Mitwirkung des genialen
Chodowiecki entstanden, kam allerdings erst nach dem Tode des
Die Machtfülle des Herrschers und Staates sollte auch äusser-
lich zu glänzender Entfaltung, der Sinn für Ideale, für das Schöne
und Edle im Volke geweckt, die berufene Jugend für' die Kunst
erzogen werden. Gleich jenen Akademien versammelte er deshalb
um sich einen Kreis erprobter und ausgereifter Künstler, deren
Einsicht und Erfahrung er getrost die Ausführung seiner Ideen
anvertrauen konnte, und gründete damit unsere heutige Akademie.
Mit wie richtigem und scharfem Blick er die rechten Männer
zu finden wusste, beweist die Fülle herrlicher Kunstschöpfungen,
welche unter seiner glorreichen Regierung durch Männer, wie
Schlüter, Nehring, Pesne u. A., geschaffen sind, welche noch heute
als unerreichte Vorbilder von eigenartigem Gepräge Euerer Majestät
Haupt- und Residenzstadt zieren.
Wenn der König Friedrich Wilhelm I. nicht den Bahnen
seines kunstsinnigen Vaters folgte, wenn sogar die Gefahr nahe
war, dass die so schnell erblühten Kunststätten und damit auch
unsere Akademie ihre Bedeutung einbüssten, so müssen wir das
erklären aus dem haushälterischen und sparsamen Sinn des Königs
und geboten durch die damaligen schwierigen finanziellen Verhält-
nisse des Staates. Dass aber auch er ein warmes Herz für die
Kunst hatte, bezeugt seine eigene gelegentliche, eigenhändige
Beschäftigung mit der Malerei.
So sank denn unsere Anstalt bei mittelmässigen Kräften zu
einer Art Zeichenschule herab, als Akademie ein sehr bescheidenes
Dasein fristend.
Unter den schweren Kämpfen, welche den grössten Teil der
Regierungszeit des grossen Königs Friedrich II. erfüllten, konnte
von einem Aufschwung und einer Besserung zunächst nicht die
Rede sein; betrug doch das Jahres-Budget für unsere Akademie
die auch für damalige Verhältnisse kaum glaublich geringe Summe
von 200 Thalern.
Als aber der König wieder Zeit gewann, sich den wirtschaft-
lichen Aufgaben seines Landes mehr zu widmen, erkannte der
ihm eigene weit schauende Blick die volkswirtschaftliche Bedeutung
der Kunst in ihrer Einwirkung und Belebung des Kunstgewerbes.
Hierdurch besonders bestimmt und geleitet, gab der grosse König
unserem akademischen Leben einen neuen ungeahnten Aufschwung,
weit hinausgreifend über die Ziele bei Gründung unserer Akademie.
Dieselbe wurde durch ihn in des Wortes strengster Bedeutung
eine Kunstbehörde, der künstlerische Beirat für die gesamten
Kunstschöpfungen des Staates. Das Statut, welches diese Befugnisse
festlegen sollte, hauptsächlich durch die Mitwirkung des genialen
Chodowiecki entstanden, kam allerdings erst nach dem Tode des