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so tief in die Anschauung Raffaels und der Seinigen, neben ihm
auch Michel Angelos, zu versenken, dass er schliesslich, ohne
sie nachzuahmen, doch ganz unter deren Einfluss stand. In seiner
leidenschaftlichen Bewunderung ihrer Grösse dünkte es ihm ein
höchstes Ziel, in ihrem Geiste zu schaffen und Bilder, die florentinisch-
römische Farben und Formen zeigen, auf deutschen Boden zu ver-
pflanzen. An diesen Gedanken schloss sich die Überzeugung, die
monumentale, der Architektur eng verbundene Malerei sei die
eigentliche und die vornehmste — eine Überzeugung, der Gesel-
schap sein Leben lang so treu blieb, dass er, von einzelnen Bild-
nissen und von kleinen studienartigen Gemälden abgesehen, wohl
nie ein Staffeleigemälde ausgeführt hat. Im Jahre 1871 kehrte der
gereifte Künstler nach Deutschland zurück, in der Hoffnung, die
aufstrebende Periode nach dem französischen Kriege werde die
monumentale Kunst in der Heimat begünstigen. Diese Hoffnung
erfüllte sich aber nur sehr allmählich, und Geselschap musste sich
bescheiden, in verschiedenen Privathäusern (Haus Klee bei Dülken,
Villa Heckmann und Haus v. Witzleben in Berlin, Schloss Dwa-
sieden auf Rügen) und auch in öffentlichen Gebäuden (altes
Handelsministerium, Reichsbank, Kunstgewerbemuseum in Berlin und
andere) dekorative Arbeiten auszuführen. Erst Ende der 70 er Jahre,
nachdem er sich mit einem bedeutenden Entwurf vergeblich an der
Konkurrenz für das Kaiserhaus in Goslar beteiligt und auch Ent-
würfe für die Universität in Halle begonnen hatte, erhielt er als
die erste wahrhaft grossartige Aufgabe, die Ausschmückung des
Kuppelraumes in der Ruhmeshalle des Königlichen Zeughauses in
Berlin. Er malte dort im Laufe von 11 Jahren mit Caseinfarben
einen ringförmigen Fries: „Triumph eines Kriegshelden“, in den
vier Medaillons der Zwickel die vier Tugenden und an den Wänden
die gewaltigen Darstellungen des Krieges, des Friedens, der Wal-
halla und der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches. Die ganze
Kraft und Tiefe seiner Natur, die ganze Kunst seiner meisterhaften
Zeichnung und Komposition legte er in diesen Werken nieder; es
war, als ahnte er, dass sie allein der Nachwelt ein Zeugnis von
seinem Wollen ablegen würden. Und in der That war es ihm
nicht vergönnt, noch einmal unmittelbar, mit eignem Pinsel, grosses
zu schaffen. Durch einen Unfall mit schwerem Leiden behaftet,
kränkelte er schon seit einigen Jahren. Dennoch arbeitete er mit
grosser Energie und lieferte Vorlagen für die Mosaiken in der
so tief in die Anschauung Raffaels und der Seinigen, neben ihm
auch Michel Angelos, zu versenken, dass er schliesslich, ohne
sie nachzuahmen, doch ganz unter deren Einfluss stand. In seiner
leidenschaftlichen Bewunderung ihrer Grösse dünkte es ihm ein
höchstes Ziel, in ihrem Geiste zu schaffen und Bilder, die florentinisch-
römische Farben und Formen zeigen, auf deutschen Boden zu ver-
pflanzen. An diesen Gedanken schloss sich die Überzeugung, die
monumentale, der Architektur eng verbundene Malerei sei die
eigentliche und die vornehmste — eine Überzeugung, der Gesel-
schap sein Leben lang so treu blieb, dass er, von einzelnen Bild-
nissen und von kleinen studienartigen Gemälden abgesehen, wohl
nie ein Staffeleigemälde ausgeführt hat. Im Jahre 1871 kehrte der
gereifte Künstler nach Deutschland zurück, in der Hoffnung, die
aufstrebende Periode nach dem französischen Kriege werde die
monumentale Kunst in der Heimat begünstigen. Diese Hoffnung
erfüllte sich aber nur sehr allmählich, und Geselschap musste sich
bescheiden, in verschiedenen Privathäusern (Haus Klee bei Dülken,
Villa Heckmann und Haus v. Witzleben in Berlin, Schloss Dwa-
sieden auf Rügen) und auch in öffentlichen Gebäuden (altes
Handelsministerium, Reichsbank, Kunstgewerbemuseum in Berlin und
andere) dekorative Arbeiten auszuführen. Erst Ende der 70 er Jahre,
nachdem er sich mit einem bedeutenden Entwurf vergeblich an der
Konkurrenz für das Kaiserhaus in Goslar beteiligt und auch Ent-
würfe für die Universität in Halle begonnen hatte, erhielt er als
die erste wahrhaft grossartige Aufgabe, die Ausschmückung des
Kuppelraumes in der Ruhmeshalle des Königlichen Zeughauses in
Berlin. Er malte dort im Laufe von 11 Jahren mit Caseinfarben
einen ringförmigen Fries: „Triumph eines Kriegshelden“, in den
vier Medaillons der Zwickel die vier Tugenden und an den Wänden
die gewaltigen Darstellungen des Krieges, des Friedens, der Wal-
halla und der Wiederaufrichtung des deutschen Reiches. Die ganze
Kraft und Tiefe seiner Natur, die ganze Kunst seiner meisterhaften
Zeichnung und Komposition legte er in diesen Werken nieder; es
war, als ahnte er, dass sie allein der Nachwelt ein Zeugnis von
seinem Wollen ablegen würden. Und in der That war es ihm
nicht vergönnt, noch einmal unmittelbar, mit eignem Pinsel, grosses
zu schaffen. Durch einen Unfall mit schwerem Leiden behaftet,
kränkelte er schon seit einigen Jahren. Dennoch arbeitete er mit
grosser Energie und lieferte Vorlagen für die Mosaiken in der