vielen Figuren. Mit hartem Bleistift versuchte ich
die Form zu erzwingen. Tagelang, monatelang ließ
ich ein Modell nach dem andern kommen und ent-
warf z. B. die Versuchung des hl. Antonius mit
einzelnen Figuren und in Gruppen mit mehreren
Modellen, wie es mir richtig schien. Auf das Geld
kam es mir nun nicht mehr an. Die Arbeit reizte
mich schließlich so sehr, daß ich die eklige Farben-
schmiererei satt bekam und nur noch in der zeich-
nerischen Art weiter studieren wollte.
Wie Christus und Mohammed sich in die Wüste
zurückzogen, sich in die Einsamkeit retteten, um
ihr Leben zu kontrollieren, so tat ich auch mit
meinen Arbeiten. Als nun ein Farbenreiber in mein
Atelier eintrat, um Farben zu verkaufen, beichtete
ich ihm kleinlaut, daß ich nicht mehr malen wollte
und deshalb auch keine Farben benötigte. Ein
Blick, den er auf meinen ganz verstaubten Mal-
kasten warf, schien ihm tatsächlich meine Absicht
zu bestätigen. Mit dem eifrigen Zeichnen batte ich
es bereits zu einei umfangreichen Kollektion ge-
bracht — die Titel waren: „Versuchung des An-
tonius“, „Weiber von Weinsberg“, „Marie Antoi-
nette zum Schafott“, und viele Arbeiten schwebten
mir noch vor, mit denen ich hauptsächlich durch
ausgefallene Originalität der Motive dem Publikum
und meinen Kollegen zu imponieren gedachte. Zu
Radierungen war dank diesen zahlreichen Kom-
positionen leicht ein Zyklus zusammengestellt, wo
ich nur nach Wunsch interessante Motive auszu-
wählen brauchte. Mit gewisser Vorsicht ging ich
nun an die Ausführung meines Gedankens. Vor allen
Dingen berechnete ich die Größe der Platten und
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die Form zu erzwingen. Tagelang, monatelang ließ
ich ein Modell nach dem andern kommen und ent-
warf z. B. die Versuchung des hl. Antonius mit
einzelnen Figuren und in Gruppen mit mehreren
Modellen, wie es mir richtig schien. Auf das Geld
kam es mir nun nicht mehr an. Die Arbeit reizte
mich schließlich so sehr, daß ich die eklige Farben-
schmiererei satt bekam und nur noch in der zeich-
nerischen Art weiter studieren wollte.
Wie Christus und Mohammed sich in die Wüste
zurückzogen, sich in die Einsamkeit retteten, um
ihr Leben zu kontrollieren, so tat ich auch mit
meinen Arbeiten. Als nun ein Farbenreiber in mein
Atelier eintrat, um Farben zu verkaufen, beichtete
ich ihm kleinlaut, daß ich nicht mehr malen wollte
und deshalb auch keine Farben benötigte. Ein
Blick, den er auf meinen ganz verstaubten Mal-
kasten warf, schien ihm tatsächlich meine Absicht
zu bestätigen. Mit dem eifrigen Zeichnen batte ich
es bereits zu einei umfangreichen Kollektion ge-
bracht — die Titel waren: „Versuchung des An-
tonius“, „Weiber von Weinsberg“, „Marie Antoi-
nette zum Schafott“, und viele Arbeiten schwebten
mir noch vor, mit denen ich hauptsächlich durch
ausgefallene Originalität der Motive dem Publikum
und meinen Kollegen zu imponieren gedachte. Zu
Radierungen war dank diesen zahlreichen Kom-
positionen leicht ein Zyklus zusammengestellt, wo
ich nur nach Wunsch interessante Motive auszu-
wählen brauchte. Mit gewisser Vorsicht ging ich
nun an die Ausführung meines Gedankens. Vor allen
Dingen berechnete ich die Größe der Platten und
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