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Oettingen, Wolfgang von; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Contr.]
Die Königliche Akademie der Künste zu Berlin 1696-1900: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages Seiner Majestät des Kaiser und Königs am 27. Januar 1900 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.70907#0016
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14 —

jugendliche Kunsthandwerkergesellen wurden übrigens auch
eigene Zeichenkurse in den Sommermonaten eingerichtet.
Dem Publikum sollte die Akademie, der bis zur Vollendung
eines eigenen für sie zu errichtenden Gebäudes die nämlichen
Räume über und neben dem Marstall angewiesen wurden, die
sie seit ihrer Gründung innehatte und noch heute benutzt,
mit einer womöglich jährlichen Ausstellung von Kunstwerken
bedeutend vor die Augen treten. Das war in der Zeit, in der
es noch kein einziges öffentliches Museum, keine Ausstellungen
und nur die Privatsammlungen der Fürsten, der Liebhaber
und der Kunsthändler gab, ein überaus glücklicher und wichtiger
Gedanke, der einige Jahre vorher in Paris erprobt worden
war. Aus ihm haben sich die grossen Berliner Kunst-
ausstellungen entwickelt, die bis zum Jahre 1892 von der
Akademie veranstaltet wurden und seitdem in den Händen
der Gesammtheit der Berliner Künstler, vertreten durch die
Akademie und den Verein Berliner Künstler, liegen; aber
schon damals durfte der unscheinbare »Salon« in seinen ganz
unzureichenden Räumen gewöhnlich für das künstlerische
Hauptereigniss des Jahres gelten.
Wie eine sinnreich zusammengesetzte, liebevoll verzierte
und sorgsam geputzte Prachtrüstung muthet das Statut von
1790 an! Das Beste war gewollt, an Alles war gedacht, die
Theile griffen gelenkig ineinander, das Ganze strahlte wie im
Morgenlichte eines neuen Tages. Wenn der Staat, wohl-
berathen durch die berufensten Männer, das Schöne förderte,
indem er den guten Geschmack kennen lehrte und Hunderte
von jungen Künstlern und Kunsthandwerkern ausbildete, deren
Geschick jede Form zu adeln im Stande war, wenn er, bei
aller preussischen Sparsamkeit, zum Genuss anmuthiger Kunst-
 
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