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Kallmorgen, Friedrich; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Zur Entwicklung der Landschaftsmalerei: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1918 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.70944#0008
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und Felsenrücken, ins Meer hinein recken sich Vorgebirge
zwischen Buchten, viel große und kleine Inseln schwimmen
unter heiterem Himmel auf blauem Meere. Ein jedes ist
von allen Seiten zu betrachten, die reiche, schöne Form kaum
durch zusammenhängende Vegetation beeinträchtigt, jedes ein
selbständiges Ding für sich — es ist das Charakteristische der
Plastik. Im Gegensatz hierzu finden wir in den nordischen
Landen, wo die weiten, gleichmäßigen Strecken und Ebenen,
wo Hügelländer, Waldungen, breite Flußtäler, von grauem
Gewölk überdeckt, in der Ferne verschwimmen, den Charakter
des Malerischen ausgeprägt. In jener südlichen plastischen
Landschaft lebt ein Volk, das sich durch Leibesschönheit
auszeichnet. Da erscheint es selbstverständlich und natur-
gemäß, daß die Kunst dieses Volkes die Plastik sein muß,
daß es in der Darstellung der Schönheit des menschlichen
Körpers sich betätigen und zu höchster Vollendung aufsteigen
muß. Für das Wesen der Landschaft und ihre Gestaltung
konnte da wenig übrig bleiben.
Was wir von Werken der Landschaftsmalerei aus der
Zeit vor Alexander dem Großen überhaupt wissen durch die
Aufzeichnungen der Schriftsteller, und was wir aus den we-
nigen Wandgemälden sehen, die unter der großen Menge der
kampanischen Wandbilder von den Forschern auf Originale
der voralexandrischen Zeit zurückgeführt werden, ist denn
auch verschwindend wenig. Die landschaftliche Darstellung ist
über eine mehr oder weniger primitive Andeutung des Hinter-
grundes nicht hinausgekommen. In der Zeit nach Alexander
dem Großen, in der sogenannten hellenistischen Kulturperiode,
bahnt sich eine Änderung an. Die griechische Kultur, bisher
 
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