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Kallmorgen, Friedrich; Königliche Akademie der Künste zu Berlin [Mitarb.]
Zur Entwicklung der Landschaftsmalerei: Rede zur Feier des allerhöchsten Geburtstages seiner Majestät des Kaisers und Königs am 27. Januar 1918 in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Akademie der Künste — Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.70944#0023
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Wandbilder in den Münchener Arkaden — geben die süd-
liche Natur in großartiger, idealer Auffassung, in einfacher
Größe der Form und in lebhafter Farbe. Friedrich Th. Vischer
— der Verfasser von »Auch Einer« — sagt: »Mein Land-
schaftsheiliger, bei dem ich weile, mich zu erbauen, ist Rott-
mann. Als ich Italien und Griechenland sah, mußte ich,
wo immer diese Welt der reinen Formen in besonderer
Schönheit und Größe sich vor mir auftat, leise sagen: ,Rott-
mann'. Er ist der Hauptvertreter der klassischen Richtung.
Friedrich Preller (1804—1878) gibt auch in großen, schönen
Kompositionen die Pracht südlicher Landschaft. Wer kennt
nicht seine herrlichen Bilder zur Odyssee in Leipzig und
Weimar? J. W. Schirmer bringt deutsche Formen in seine
idealen Kompositionen, seine Bilder zur Bibel sind bekannt;
in ihm und noch mehr in Lessing (1808—1881) macht sich
die romantische Richtung der Zeit geltend, eine Richtung,
die das Phantastische, Wunderbare liebt, den Geist des
Mittelalters, der Ritterzeit spiegelt und der Phantasie freiesten
Spielraum läßt. Karl Friedrich Lessings Bilder zeigen uns
malerische Eichen, Buchen, felsige Schluchten, mittelalterliche
Reisige ziehen über Felder, Landsknechte verteidigen einen
Kirchhof, Mönche ziehen die Waldstraße entlang, ihre Schätze
aus dem brennenden Kloster rettend. Auf der Suche nach
der romantischen Natur fand er sie in der deutschen Land-
schaft, in den Felsenpartien der fränkischen Schweiz, am
Rhein, in der Eifel. Er hat Italien nie betreten, seine Bilder
nie im Pariser Salon ausgestellt. Er wurde der ernste große
deutsche Landschaftsmaler in seinen durch und durch deutschen
Bildern, die heute allerdings nur von denen gewürdigt werden,
 
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