Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fenster im Baudenkmal — Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt, Heft 12.1994

DOI article:
Eilhardt, Eva-Maria: Fenster in großstädtischen Denkmalbereichen
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.51143#0043
License: Creative Commons - Attribution - ShareAlike
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Fenster in großstädtischen Denkmalbereichen
Eva-Maria Eilhardt
Fenster im Ensemble der Gründerzeit

Städtische Mehrfamilienhäuser aus der Zeit von 1871 bis 1914, also
der Periode zwischen der Gründung des deutschen Reiches und dem
Ersten Weltkrieg, sind üblicherweise viergeschossig, bisweilen haben
sie zusätzlich ein ausgebautes Dachgeschoß. Getragen von der wirt-
schaftlichen Prosperität des Kaiserreiches wurden damals ganze Stra-
ßenzüge mit neuer Wohnbebauung angelegt, die zwar in den indivi-
duellen Grundrissen variieren mag, jedoch einen bestimmten Woh-
nungstypus repräsentiert, für den man sich an den Beamten- und Offi-
zierswohnungen der Reichshauptstadt Berlin orientierte. Wo die Bom-
bardierungen des Zweiten Weltkrieges keine Zerstörungen dieser
Straßenzüge anrichteten, bestehen viele dieser Häusergruppen und
sind als „Gruppen baulicher Anlagen" nach § 3.3 des Niedersächsi-
schen Denkmalschutzgesetzes als denkmalgeschützte Ensembles aus-
gewiesen.

1 Gründerzeitliches, zweiflügeliges Fenster mit feststehendem Oberlicht,
Hannover, Wittekindstraße. Da es im Erdgeschoß angebracht ist und das
Wohnhaus keine Vorgartenzone hat, wurden die Fensterflügel nach
innen zu öffnen gebaut, damit sie im geöffneten Zustand nicht in den
Gehweg ragen.



2 Gründerzeitliches, dreiflügeliges Fenster (die äußeren zwei Flügel sind
wie das Oberlicht feststehend, nur der mittlere Flügel läßt sich nach
innen öffnen), Hannover, Boedekerstraße. Dieses Fenster wurde mit
einem zusätzlich innen angebrachten Fenster ergänzt, so daß ein sehr
guter Wärme- und Schallschutz gewährleistet ist.


3 Gründerzeitliches, vierflügeliges Fenster (äußere Flügel feststehend, die
beiden mittleren drehbar, das Oberlicht ist feststsehend), Hannover,
Beethovenstraße. Nur die Fenster im Erdgeschoß lassen sich nach außen
öffnen, da man hier einen Vorgarten hat von dem aus die Fenster zu put-
zen sind. In allen anderen Geschossen öffnen diese Fenster sich nach
innen.

Charakteristisch für die Mietshäuser mit ihren großzügig angeleg-
ten Wohnungen - einige erreichen über 200 qm Wohnfläche - sind
die durch Erker und Risalite gegliederte Fassaden, die stockwerkbe-
tonte Gliederung durch Stuck, die hohen Stockwerke mit Raumhöhen
zwischen drei und vier Metern und die daran angepaßten schmalen
und hohen Fenster. Sieht man von den sehr unterschiedlichen, zum
Teil geschwungenen Fenstern der Dachgeschosse ab, so weisen die
gründerzeitlichen Fassaden drei Grundtypen von Fenstern auf, die sich
an der Größe der zu belichtenden Räume orientieren:
- das zweiflügelige Fenster mit Oberlicht,
- das dreiflügelige Fenster mit Oberlicht,
- das vierflügelige Fenster mit Oberlicht.

Ihr Fenstersturz kann entweder gerade oder aber als Bogen, über-
wiegend als Segmentbogen, ausgebildet sein. Die Blendrahmen der
Fenster sitzen annähernd mittig in der Wandtiefe, zusammen mit dem
üblichen Dekor durch Gesimse oder Rahmen ergeben sich breite, ver-
putzte oder - bei Ziegelbauten - geklinkerte Sohlbänke.
Die zweiflügeligen Fenster sind in der Regel mit nach außen auf-
schlagenden Drehflügeln ausgestattet, bei dreiflügeligen stehen die
jeweils äußeren fest und nur der mittlere ist ein nach innen zu öffnen-
der Drehflügel, während der vierflügelige Typ als Kombination anzu-
sprechen ist: Die beiden äußeren Flügel bleiben feststehend, die bei-
den inneren lassen sich nach innen öffnen.

41
 
Annotationen