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Budde, Thomas; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Helmstedter Landwehr: ein Beitrag zur Erforschung mittelalterlicher Grenzbefestigungen — Hameln: Niemeyer, Heft 16.1998

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https://doi.org/10.11588/diglit.51147#0021
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Außengraben im nördlichen Bereich mit nur schwach aus-
geprägten Wällen, ca. 1,20 m tief; im südlichen, stark zur
Bahnlinie hin abfallenden Bereich beide Gräben besser
ausgeprägt, ca. 1,60 m tief.
F'-G': Landwehr durch die Bahnlinie Braunschweig-Magde-
burg und deren Begleitwege zerstört.
G'-H': Ca. 30 m südlich der Bahnlinie beide Gräben wieder
auftauchend; guter Erhaltungszustand, allerdings beglei-
tende Wälle nur relativ schwach ausgeprägt; Gesamtbreite
der Doppelgrabenanlage ca. 27,50 m; Entfernung zwi-
schen den Gräben, von der Grabenmitte gemessen, ca.
14,50 m; Breite der Einzelgräben einschließlich der beglei-
tenden Wälle ca. 13 m; Grabentiefe 1,35-1,60 m; Entfer-
nung zwischen den Gräben am südlichen Ende (bei H') auf
10,00 m abnehmend. Es konnte eindeutig festgestellt wer-
den, daß der Grabenaushub hier auf beiden Seiten beider
Gräben zu insgesamt vier Wällen aufgeschüttet worden ist
und nicht, wie bei vergleichbaren Doppelgrabenanlagen
meist üblich, zwischen den Gräben zu einem einzelnen
breiten und flachen, als Standort für eine breite Hecke
dienenden Wall (s. Profilskizze).
H'-l': Doppelgraben bei H' durch stillgelegte Bahnlinie, die
alte „Harbker Kohlenbahn", zerstört; südlich davon nur
noch ein einzelner von Wällen begleiteter Graben, die
Fortsetzung des östlichen Grabens; nach ca. 30 m bei /'
abrupt endend; bei /' ein sehr flacher, etwa im rechten
Winkel zum Landwehrgraben in Ostrichtung laufender
Quergraben, der sicher nicht mehr zur Landwehr zu rech-
nen ist (möglicherweise ein alter Grenzgraben).

3.2.1.3. Ergebnisse der Bestandsaufnahme
Als Ergebnis kann zusammenfassend festgestellt werden,
daß es sich bei der Helmstedter Landwehr um eine 7,87 km
lange nord-südlich orientierte winkelförmige, sich nach
Osten öffnende Anlage handelt {Abb. 1; 9). Es sind noch
Teilstücke in einer Geamtlänge von 3,83 km vollkommen
und 1,165 km partiell erhalten. Die restlichen Partien sind
entweder wenigstens noch in ihrem Verlauf erkennbar
(0,7 km) oder aber völlig zerstört, doch aufgrund älterer
Aufnahmen noch ungefähr rekonstruierbar (2,175 km).47
Es ist ein relativ gerader, in den Lappwald hineinlaufender
nördlicher Schenkel von einem etwa dem Westrand des
Lappwaldes folgenden südlichen Schenkel zu unterschei-
den, der im südlichen Bereich ebenfalls gerade verläuft,
um dann zur Spitze des Winkels hin abzubiegen. Auf den
nördlichen Schenkel entfallen 3,54 km, auf den südlichen
4,33 km. Unregelmäßigkeiten im Verlauf der Landwehr
sind vor allem auf das stark wechselhafte Oberflächenrelief
zurückzuführen sowie vielleicht auch auf den jeweiligen
Untergrund. So ist etwa bei der starken Ausbuchtung im
nördlichen Teil des südlichen Winkels anzunehmen, daß
man den harten felsigen Untergrund weiter oben am Hang
den weichen Talsanden vorgezogen hat, um der Anlage
mehr Stabilität zu verleihen.

Die Landwehr stellt sich im wesentlichen als Grabensy-
stem dar. Bei den gut erhaltenen Partien sind stets auf bei-
den Seiten des Grabens Wallaufschüttungen vorhanden,
die offenbar direkt aus dem Grabenaushub bestehen und
mehr die Grabenwand erhöhen, als daß sie ein eigenstän-
diges Hindernis darstellen. Diese im Grunde einfachste
Form einer Wall-Graben-Anlage ist gerade bei Landwehren
recht häufig vertreten.48 Es ist anzunehmen, daß ursprüng-
lich fast sämtliche Grabenpartien der Helmstedter Land-
wehr auf diese Weise konstruiert waren, und die unter-
schiedlichen im Gelände anzutreffenden Befundbilder-
vom einfachen Graben oder Sohlgraben bis zum Graben
mit einem Wall auf der Außen- oder der Innenseite - bloß
unterschiedliche Stadien der Zerstörung durch Wallabtrag
und Grabenverfüllung darstellen. Nur im Hangbereich mit
starkem Gefälle, so im südlichen Teil des Abschnitts J-K
und im nördlichen Teil des Abschnitts O-P, hat man aus
fortifikatorischen Gründen lediglich auf der in Gefällerich-
tung liegenden Seite einen Wall errichtet.
Im Bereich zwischen der Magdeburger Warte (bei B')
und der ersten Walbecker Warte (bei T), also auf mehr als
zwei Dritteln der Gesamtstrecke, besteht die Landwehr,
abgesehen von dem Mehrfach-Grabensystem im Nordteil
der Strecke S-T, nur aus einem einzigen Graben mit beglei-
tenden Wällen. Diese Wall-Graben-Anlage, der Hauptgra-
ben der Landwehr, ist an gut erhaltenen Stellen von Wall-
fuß zu Wallfuß 12-14 m breit. Die Grabentiefe beträgt
dort, bis zur Wallkrone gemessen, noch 1,70 m bis maxi-
mal 2,30 m, die Wallhöhe, von der jetzigen Oberfläche ge-
messen, 0,80 m bis über 1,20 m {Abb. 1-3; 12-17).
Der Hauptgraben setzt sich am nördlichen Land-
wehrschenkel, dann allerdings von einem Nebengraben be-
gleitet, in dieser Form noch bis 38 m nördlich der zweiten
Walbecker Warte (bei W) fort, um danach abrupt schwächer
zu werden und nach etwa 310 m auf halber Strecke zwi-
schen W und X auszulaufen. Der genannte Nebengraben ist
dem Hauptgraben in einem Abstand von 22 m bis maximal
30 m östlich, d. h. an der Innenseite, parallel vorgelagert. Er
reicht von der 1. Walbecker Warte (7) bis zum nördlichen
Endpunkt der Landwehr {X), setzt sich also noch ca. 300 m
über das Ende des Hauptgrabens hinaus fort. Mit 7-10 m
Gesamtbreite, 1,20-1,80 m Grabentiefe und 0,40-0,80 m
Wallhöhe ist der Nebengraben zum Teil deutlich schwächer
als der Hauptgraben ausgebildet {Abb. 1; 2). Nördlich der
2. Walbecker Warte sind die beiden Gräben durch einen
Quergraben verbunden, bei dem es sich allerdings um eine
jüngere Hinzufügung handeln könnte.
An drei Stellen des nördlichen Landwehrschenkels be-
finden sich westlich vom Hauptgraben - bzw. zwischen
Haupt- und Nebengraben - mehrfach gestaffelte Wall-
Graben-Anlagen, nämlich zwischen S und T ein 50-60 m
langes, unregelmäßig auslaufendes Teilstück aus 4 Gräben
und 5 Wällen (einschließlich Hauptgraben), in der Mitte
zwischen T und U, nördlich des Steinbruchs, eine ca. 150
m lange Partie aus 5 Gräben und 6 Wällen (mit Haupt-
und Nebengraben) und zwischen U und V, nördlich der
Stelle, wo der Düsterbeek die Landwehr kreuzt, ein ca. 50
m langes Stück aus 4 Gräben und 5 Wällen (mit Hauptgra-
ben), zu dem noch der durch den Walbecker Weg zerstör-
te Nebengraben hinzukommt {Abb. 1; 2). Zumindest die

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