Leben auf Gut Altenkamp - Ein Blick ins 18. Jahrhundert
Obgleich der Gärtner seine Zusage, unverheiratet bleiben
zu wollen, nicht eingehalten hatte, konnte er im Dienst bleiben.
Allerdings war dem neuen Herrn der Garten zu teuer. Im Jahre
1787 ließ er durch seinen Rentmeister errechnen, was der Garten
ihn in den letzten zehn Jahren gekostet und was der Verkauf der
Gartenfrüchte aus den Mistbeeten eingebracht habe. Das jährliche
Defizit von 250 Gulden wollte er nicht länger hinnehmen. Er ver-
suchte, auf alle mögliche Weise zu sparen, wollte den „Gärtner-
burschen", der ihn 50 Gulden im Jahr kostete, entlassen und bot
schließlich dem Gärtner an, den Garten in eigene Regie zu über-
nehmen. Er solle die Früchte selber verkaufen und selbst für die
aufwendige Pflege des Gartens und vor allem der Hecken sorgen.
Nur noch 120 Gulden wollte der Freiherr ihm als jährlichen Zu-
schuss zubilligen. Dazu war der Gärtner Berends nicht bereit und
erklärte, davon könne er mit seiner Familie nicht leben und damit
werde er in den Ruin getrieben. Als nun deutlich war, dass Paul
Joseph von Landsberg-Velen jedes Interesse am Garten verloren
hatte, übernahm zunächst der Rentmeister Breymann für einige
Jahre den Garten, bis es dann fünf Jahre später doch noch zur
Verpachtung des Gartens an Berends kam.
Sehr viele Arbeiten wurden durch Aushilfskräfte erledigt und
im Tagelohn vergütet.8 Bevor die herrschaftliche Familie im Sommer
ankam und nachdem sie abgereist war, wurde das ganze Haus von
angeheuerten „Arbeiterinnen" gereinigt. 1782 waren je vier Frau-
en vier Tage lang damit beschäftigt. Nach der Abreise war zudem
die „herrschaftliche Leinwand" zu waschen und zu bleichen. Diese
Arbeit nahm eine ganze Woche in Anspruch. Die Wäscherinnen
erhielten ebenso wie die mit der Reinigung befassten Frauen einen
Tagelohn von 6 Stübern und 3 Deut. Da das gewaschene Leinen
über Nacht auf der Bleiche blieb, musste es bewacht werden und
bot dem Gärtnerburschen eine weitere Möglichkeit, sein Taschen-
geld aufzubesern, denn eine Nachtwache brachte ihm 6 Stüber.
Besonders umfangreich war die Beschäftigung der „Arbeiterin-
nen" im Altenkamper Garten. 245 Tageslöhne zu jeweils 4 Stübern
wurden im Rechnungsjahr 1785 ausgezahlt, 1786 waren es 238
Tageslöhne. Wie viele Frauen an diesen Arbeiten beteiligt waren,
wird nicht mitgeteilt. Die Entlohnung war mit 4 Stübern pro Tag
deutlich geringer als die der Wäscherinnen. Sie betrug nur etwa
ein Drittel des damals in Papenburg üblichen Handwerkerlohnes.
Die männlichen Tagelöhner auf Altenkamp erhielten dagegen ei-
nen etwa doppelt so hohen Lohn, er variiert zwischen 6 Stübern
und 3 Deut für „Erde fahren" und mehr als 10 Stübern für Torf-
graben. Auch im Hinblick auf die Kaufkraft war mit einem Tage-
lohn von vier Stübern nicht weit zu kommen. Denn in dieser Zeit
kosteten drei Eier oder ein Pfund Rindfleisch einen Stüber, während
für ein Pfund Weizenmehl bereits vier Stüber zu zahlen waren.9
Männliche Tagelöhner wurden aus den verschiedensten
Gründen angeheuert: zu Arbeiten im Wald, im Garten oder auf
der Wiese, zum Torf graben, Buchweizen dreschen oder um die
Gräfte in Ordnung zu halten. Claes und Engbert Suet (sive Kone-
ken) wurden offenbar über viele Jahre und fast ständig auf Alten-
kamp beschäftigt. Denn Claes Koneken erhielt z.B. im Jahre 1785
für „garten arbeit, Torf graben und sonstige arbeit inssambt" 84
Gulden und 11 Stüber, und ähnlich hohe Beträge sind in jedem
Jahr für ihn wie auch für Engbert Koneken eingetragen. Andere
hingegen wie Gerd Gerdes wurden 1785 nur für 11 Tage mit
4 Gulden und 8 Stübern entlohnt, also mit 8 Stübern pro Tag.
Darüber hinaus beschäftigte man je nach Bedarf Aschen-
dorfer Handwerker (Schmiede, Zimmerleute, Küfer, Schuhmacher)
und bezog die Lebensmittel von den Aschendorfer Kaufleuten.
Das Aschendorfer Franziskaner-Kloster lieferte nicht nur das be-
nötigte Bier und Brot, sondern auch Essig, Stockfisch und Senf.
Die geringe Zahl der ständig in Altenkamp beschäftigten
dienstbaren Geister kann nicht als typisch für adlige Herrensitze
in dieser Zeit angesehen werden, sondern hängt mit der besonde-
ren Situation dieses Drostensitzes zusammen, der entfernt von
den Hauptwohnsitzen der Familie Landsberg-Velen nur für wenige
Wochen im Jahr vom Freiherrn und seiner Familie genutzt wurde.
Anmerkungen
1 Bertold Brecht: Fragen eines lesenden Arbeiters. Gesammelte Werke.
Bd. 8-10, Gedichte 1-3. Frankfurt 1967.
2 STA Münster, Dep. Landsberg-Velen. Abrechnung der bei dem Frey-ade-
ligen Hause Altenkamp eingenommenen und ausgegebenen Gelder:
Nr. 2443 für das Jahr 1779; Nr. 9814 für das Jahr 1780;
Nr. 2447 für das Jahr 1781; Nr. 2435 für das Jahr 1782;
Nr. 2448 für das Jahr 1783; Nr. 2445 für das Jahr 1784;
Nr. 2444 für das Jahr 1785; Nr. 2446 für das Jahr 1786.
Weiterhin Nr. 14942, Nr. 3337 und Nr. 7905, Regelmäßige Briefe und Be-
richte des Rentmeisters F. A. Breymann an den Freiherrn von Landsberg-
Velen 1778-1787.
3 Zum Vergleich sei vermerkt, dass der Rentmeister Breymann „für das von
der gnädigen Herrschaft täglich mir zugelegte Glas Wein" für das Jahr
1785 dreißig Gulden in Rechnung setzte.
4 STA Münster, Kartensammlung A 9170, Dep. Landsberg-Velen, Plan und
Grundriss von Altenkamp von 1836.
5 Breymann rechnet in Reichstalern oder (holländischen) Gulden. Dabei
verwendet er als Münzrelationen: 1 Reichstaler = 36 Stüber; 1 Gulden =
20 Stüber; 1 Stüber = 9 Deut (Pfennige).
6 Heimatverein Aschendorf, Lehrbrief des Johann Bernhard Berends vom
3. Februar 1778.
7 STA Münster, Dep. Landsberg-Velen Nr. 2444: Eintragung des Rentmeis-
ters Breymann: „Nachdem ich am 27. October 1785 Altenkamp bezogen
und daselbst die Haushaltung übernommen, haben mein gnädiger Herr
mir dasselbige, was die vorige Haushälterin Webers gehabt, nämlich jähr-
lich 75 Gulden 18 Stüber gnädig zugelegt."
8 Dazu auch einige Hinweise bei Ruth-E. Mohrmann: Volksleben und All-
tagskultur in Papenburg. In: Geschichte der Stadt Papenburg. Hrsg. v. W.
D. Mohrmann 1986, S. 494 und 520.
9 Angaben aus verschiedenen Akten des STA Münster, zusammengestellt
bei Christoph Figur: Die Entwicklung Papenburgs von 1631-1815. Papen-
burg 1987, S. 139-140.
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Obgleich der Gärtner seine Zusage, unverheiratet bleiben
zu wollen, nicht eingehalten hatte, konnte er im Dienst bleiben.
Allerdings war dem neuen Herrn der Garten zu teuer. Im Jahre
1787 ließ er durch seinen Rentmeister errechnen, was der Garten
ihn in den letzten zehn Jahren gekostet und was der Verkauf der
Gartenfrüchte aus den Mistbeeten eingebracht habe. Das jährliche
Defizit von 250 Gulden wollte er nicht länger hinnehmen. Er ver-
suchte, auf alle mögliche Weise zu sparen, wollte den „Gärtner-
burschen", der ihn 50 Gulden im Jahr kostete, entlassen und bot
schließlich dem Gärtner an, den Garten in eigene Regie zu über-
nehmen. Er solle die Früchte selber verkaufen und selbst für die
aufwendige Pflege des Gartens und vor allem der Hecken sorgen.
Nur noch 120 Gulden wollte der Freiherr ihm als jährlichen Zu-
schuss zubilligen. Dazu war der Gärtner Berends nicht bereit und
erklärte, davon könne er mit seiner Familie nicht leben und damit
werde er in den Ruin getrieben. Als nun deutlich war, dass Paul
Joseph von Landsberg-Velen jedes Interesse am Garten verloren
hatte, übernahm zunächst der Rentmeister Breymann für einige
Jahre den Garten, bis es dann fünf Jahre später doch noch zur
Verpachtung des Gartens an Berends kam.
Sehr viele Arbeiten wurden durch Aushilfskräfte erledigt und
im Tagelohn vergütet.8 Bevor die herrschaftliche Familie im Sommer
ankam und nachdem sie abgereist war, wurde das ganze Haus von
angeheuerten „Arbeiterinnen" gereinigt. 1782 waren je vier Frau-
en vier Tage lang damit beschäftigt. Nach der Abreise war zudem
die „herrschaftliche Leinwand" zu waschen und zu bleichen. Diese
Arbeit nahm eine ganze Woche in Anspruch. Die Wäscherinnen
erhielten ebenso wie die mit der Reinigung befassten Frauen einen
Tagelohn von 6 Stübern und 3 Deut. Da das gewaschene Leinen
über Nacht auf der Bleiche blieb, musste es bewacht werden und
bot dem Gärtnerburschen eine weitere Möglichkeit, sein Taschen-
geld aufzubesern, denn eine Nachtwache brachte ihm 6 Stüber.
Besonders umfangreich war die Beschäftigung der „Arbeiterin-
nen" im Altenkamper Garten. 245 Tageslöhne zu jeweils 4 Stübern
wurden im Rechnungsjahr 1785 ausgezahlt, 1786 waren es 238
Tageslöhne. Wie viele Frauen an diesen Arbeiten beteiligt waren,
wird nicht mitgeteilt. Die Entlohnung war mit 4 Stübern pro Tag
deutlich geringer als die der Wäscherinnen. Sie betrug nur etwa
ein Drittel des damals in Papenburg üblichen Handwerkerlohnes.
Die männlichen Tagelöhner auf Altenkamp erhielten dagegen ei-
nen etwa doppelt so hohen Lohn, er variiert zwischen 6 Stübern
und 3 Deut für „Erde fahren" und mehr als 10 Stübern für Torf-
graben. Auch im Hinblick auf die Kaufkraft war mit einem Tage-
lohn von vier Stübern nicht weit zu kommen. Denn in dieser Zeit
kosteten drei Eier oder ein Pfund Rindfleisch einen Stüber, während
für ein Pfund Weizenmehl bereits vier Stüber zu zahlen waren.9
Männliche Tagelöhner wurden aus den verschiedensten
Gründen angeheuert: zu Arbeiten im Wald, im Garten oder auf
der Wiese, zum Torf graben, Buchweizen dreschen oder um die
Gräfte in Ordnung zu halten. Claes und Engbert Suet (sive Kone-
ken) wurden offenbar über viele Jahre und fast ständig auf Alten-
kamp beschäftigt. Denn Claes Koneken erhielt z.B. im Jahre 1785
für „garten arbeit, Torf graben und sonstige arbeit inssambt" 84
Gulden und 11 Stüber, und ähnlich hohe Beträge sind in jedem
Jahr für ihn wie auch für Engbert Koneken eingetragen. Andere
hingegen wie Gerd Gerdes wurden 1785 nur für 11 Tage mit
4 Gulden und 8 Stübern entlohnt, also mit 8 Stübern pro Tag.
Darüber hinaus beschäftigte man je nach Bedarf Aschen-
dorfer Handwerker (Schmiede, Zimmerleute, Küfer, Schuhmacher)
und bezog die Lebensmittel von den Aschendorfer Kaufleuten.
Das Aschendorfer Franziskaner-Kloster lieferte nicht nur das be-
nötigte Bier und Brot, sondern auch Essig, Stockfisch und Senf.
Die geringe Zahl der ständig in Altenkamp beschäftigten
dienstbaren Geister kann nicht als typisch für adlige Herrensitze
in dieser Zeit angesehen werden, sondern hängt mit der besonde-
ren Situation dieses Drostensitzes zusammen, der entfernt von
den Hauptwohnsitzen der Familie Landsberg-Velen nur für wenige
Wochen im Jahr vom Freiherrn und seiner Familie genutzt wurde.
Anmerkungen
1 Bertold Brecht: Fragen eines lesenden Arbeiters. Gesammelte Werke.
Bd. 8-10, Gedichte 1-3. Frankfurt 1967.
2 STA Münster, Dep. Landsberg-Velen. Abrechnung der bei dem Frey-ade-
ligen Hause Altenkamp eingenommenen und ausgegebenen Gelder:
Nr. 2443 für das Jahr 1779; Nr. 9814 für das Jahr 1780;
Nr. 2447 für das Jahr 1781; Nr. 2435 für das Jahr 1782;
Nr. 2448 für das Jahr 1783; Nr. 2445 für das Jahr 1784;
Nr. 2444 für das Jahr 1785; Nr. 2446 für das Jahr 1786.
Weiterhin Nr. 14942, Nr. 3337 und Nr. 7905, Regelmäßige Briefe und Be-
richte des Rentmeisters F. A. Breymann an den Freiherrn von Landsberg-
Velen 1778-1787.
3 Zum Vergleich sei vermerkt, dass der Rentmeister Breymann „für das von
der gnädigen Herrschaft täglich mir zugelegte Glas Wein" für das Jahr
1785 dreißig Gulden in Rechnung setzte.
4 STA Münster, Kartensammlung A 9170, Dep. Landsberg-Velen, Plan und
Grundriss von Altenkamp von 1836.
5 Breymann rechnet in Reichstalern oder (holländischen) Gulden. Dabei
verwendet er als Münzrelationen: 1 Reichstaler = 36 Stüber; 1 Gulden =
20 Stüber; 1 Stüber = 9 Deut (Pfennige).
6 Heimatverein Aschendorf, Lehrbrief des Johann Bernhard Berends vom
3. Februar 1778.
7 STA Münster, Dep. Landsberg-Velen Nr. 2444: Eintragung des Rentmeis-
ters Breymann: „Nachdem ich am 27. October 1785 Altenkamp bezogen
und daselbst die Haushaltung übernommen, haben mein gnädiger Herr
mir dasselbige, was die vorige Haushälterin Webers gehabt, nämlich jähr-
lich 75 Gulden 18 Stüber gnädig zugelegt."
8 Dazu auch einige Hinweise bei Ruth-E. Mohrmann: Volksleben und All-
tagskultur in Papenburg. In: Geschichte der Stadt Papenburg. Hrsg. v. W.
D. Mohrmann 1986, S. 494 und 520.
9 Angaben aus verschiedenen Akten des STA Münster, zusammengestellt
bei Christoph Figur: Die Entwicklung Papenburgs von 1631-1815. Papen-
burg 1987, S. 139-140.
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