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Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

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Denkmalpflegerische Erhaltungsbemühungen
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Wenz, Martin: Denkmalpflegerische Gesamtmaßnahme "Haus Altenkamp"
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https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0049
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Denkmalpflegerische Erhaltungsbemühungen

Denkmalpflegerische Gesamtmaßnahme „Haus Altenkamp"
Martin Wenz

Nach dem Verkauf von Herrenhaus und Park Altenkamp durch
die Familie Behnes im Jahre 1981 an die Stadt Papenburg begann
ein neues Kapitel in der Geschichte der Gutsanlage, Einerseits
hatte sich der Zustand von Gebäuden und Park stark verschlech-
tert, so dass umgehender Handlungsbedarf bestand, andererseits
bot sich die einmalige Chance zu einer denkmalgerechten Instand-
setzung des Gesamtkunstwerkes Altenkamp.
Schon vor dem Übergang an den neuen Eigentümer stand
fest, dass nach einer sofort nötigen Bestandssicherung ein detail-
liertes denkmalpflegerisches Konzept zur Sanierung von Haus
und Park Altenkamp erforderlich war. Grundvoraussetzung war
die Aufarbeitung der Baugeschichte des Kulturdenkmals und die
Untersuchung der einzelnen Bauzustände aus Sicht der Bau- und
Gartendenkmalpflege. Aufgrund des Umfangs der Gesamtmaß-
nahme mussten die einzelnen Arbeitsschritte über mehrere Jahre
und Bauabschnitte verteilt werden. Es dauerte nahezu zwanzig
Jahre, bis die Arbeiten im Herrenhaus zum Abschluss gebracht
werden konnten. Auch die Parkanlage ist inzwischen in weiten
Bereichen denkmalgerecht instandgesetzt; nach Ablauf des Pacht-
vertrages für die im hinteren Bereich stehende, in hohem Maße
störende Reithalle wird auch die vollständige Wiederherstellung
des Barockgartens in Angriff genommen werden können.
Schon vor der umfassenden Sanierung unter Mitwirkung der
Denkmalpflege fanden auf Altenkamp seit seiner Entstehung bau-
liche Veränderungen statt, deren Bewertung in die Überlegungen
zur denkmalgerechten Instandsetzung mit einbezogen werden
mussten.
Neubau und Ausstattung des Herrenhauses hatten sich über
acht Jahre, von 1728 bis 1736/37 hingezogen. Kaum zehn Jahre
nach Vollendung fanden schon erste Renovierungen statt. Bereits
aus dem Jahre 1746 stammt die Nachricht, dass der Gartensaal
damals mit einer goldledernen Tapete ausgestattet wurde. 1764
fand eine Neutapezierung einiger anderer Räume statt, wobei die
Bildtapeten möglicherweise im Schloss in Aurich ersteigert worden
waren und hier in Zweitverwendung angebracht wurden. Offen-
bar wurde in den 1760er Jahren eine größere Renovierung durch-
geführt, jedenfalls entstanden die meisten heute vorhandenen
Stuckdecken um 1767, sieht man von denen in Bibliothek, Her-
renzimmer und einigen Kabinetten ab, die noch aus der Bauzeit
stammen. 1767 erfolgte außerdem eine teilweise Neufassung des
Gartensaales und der Bibliothek; die Türen in den Treppenhäusern
und im Vorsaal erhielten einen neuen Anstrich. 1777 sind Stuck-
arbeiten in der Hauskapelle über dem Vestibül überliefert.
Wahrscheinlich fand im frühen 19. Jahrhundert eine Neuver-
Putzung der Wände einiger Räume statt, darunter die Bibliothek;
auch das so genannte Gobelinzimmer erhielt einen neuen An-
strich. Im Laufe des 19. Jahrhunderts brachte man in diesem
Raum eine Schmucktapete an, die 1891 hinter der Lattung für
die Gobelinbespannung verschwand. 1816 erfolgte der Neuan-
strich einiger Fenster. 1831 wurden mehrere Fenster ersetzt.
Auch der Stuck auf der Kaminwand der Bibliothek entstand im
19. Jahrhundert. Zu einem wesentlichen baulichen Eingriff kam
es 1836; damals unterteilte man den Vorsaal in zwei Räume und
einen Erschließungsflur.
Ein Umbau des Nordflügels durch den neuen Besitzer, Land-
rat Georg Behnes, in den Jahren 1889-1894 und die anschließen-
de Vermietung dieses Teiles an die Kreisverwaltung Aschendorf
brachte entscheidende bauliche Veränderungen mit sich. Im Nord-
flügel lagen fortan nicht nur die Büros für den Landkreis, sondern

auch Dienstwohnungen für Beamte. Durch Einziehen von Trenn-
wänden entstanden abgeschlossene Wohnungen, außerdem hat
man die Zugänge zur Bibliothek verlegt und ein zweites nordöst-
liches Treppenhaus mit längserschließendem Flur im Obergeschoss
eingebaut. Die frühere Hauskapelle wurde in drei Räume aufge-
teilt, ferner sind die Kabinette durch Herausnahme von Zwischen-
wänden zusammengefasst und Fenster vermauert worden. Auf
einer neu eingezogenen Zwischendecke im Bereich des Haupt-
treppenhauses entstand ein Badezimmer.
1891 kam es zur Instandsetzung des Gartensaales; es wurde
ein Kachelofen eingebaut, außerdem fand eine komplette Neu-
verputzung und -tapezierung der Wände statt. Die gartenseitige
Enfilade wurde geschlossen, ebenso die Türflucht entlang der
Mittelwand. In der Gartenfront hat man 1891 in der Mittelachse
eine Balkontür eingebrochen, damals entstand ein Holzbalkon
mit Treppe über die Graft in zeitgenössischen Formen. Der in der
Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entfernte Balkon und die Trep-
penanlage wurden 1995/96 rekonstruiert. Durch den Anbau des
auf Holzstützen ruhenden Balkons erhielt die Gartenfront eine
vorher nicht vorhandene dominante Axialität, wobei Herrenhaus
und Park durch den neuen Austritt über die Graft stärker verbun-
den wurden, als dies im 18. Jahrhundert der Fall war; der „Was-
serburgcharakter" von Altenkamp wurde somit gemildert.
Nach 1900 hat man Wasser- und Elektroinstallationen auf
Putz angebracht, sowie verschiedene Räume im Erdgeschoss neu
tapeziert. Auch an der Raumaufteilung fanden weitere Verände-
rungen statt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus nur noch spo-
radisch bewohnt, an der Ausstattung entstanden 1945 während
der Einquartierung einer polnischen Besatzung große Schäden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand eine teilweise Wiederher-
stellung statt. 1950 erfolgte der Einbau eines Speiseaufzuges in
der Türleibung zum Gartensaal, in dem die Schäden auch 1958
noch nicht behoben waren. 1958/61 war eine Erneuerung des
Sockelfundamentes auf der Ostseite erforderlich, die durchfeuch-
teten Kellerräume wurden abgedichtet. 1961 fand durch Stu-
denten der TU Hannover eine unvollständige Bauaufnahme des
Bestandes statt. Zwischen 1968 und 1972 wurden die letzten
Gobelins verkauft, für die das Haus einmal bekannt war.
Wie das Herrenhaus, wurde der Park von Altenkamp im Lauf
der Zeit mehrfach verändert. Obwohl noch zahlreiche Taxuspflan-
zen der Bauzeit und das Grundgerüst des Gartens erhalten blieben,
wurde der barocke Park später teilweise anglisiert und in den
1960er Jahren durch die Errichtung einer Reit- und Tennisanlage
stark beeinträchtigt.
Der Wert von Haus und Garten Altenkamp als dem wohl
nördlichsten Vertreter der für Westfalen bezeichnenden Wasser-
schlossanlagen war bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert er-
kannt. Erst nach dem Übergang an die Stadt Papenburg und
durch das neue Nutzungskonzept als Dependance der Stiftung
Preußischer Kulturbesitz konnte das bedeutende Baudenkmal
nach einer denkmalgerechten Instandsetzung öffentlich zugäng-
lich gemacht werden.
Die Sanierung des Außenbaues
Ende der 1970er Jahre hatte sich der Zustand von Haus Alten-
kamp sehr verschlechtert, das Herrenhaus wurde nur noch selten
bewohnt. Im Jahre 1980 zeichnete sich die Bereitschaft der Besit-

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