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Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

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Gutsbetrieb und Principalgarten
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Behnes, Petra: Gutsbetrieb und Principalgarten
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https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0035
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Leben auf Gut Altenkamp - Ein Blick ins 18. Jahrhundert

Gutsbetrieb und Principalgarten
Petra Behnes


1 Luftaufnahme von Haus, Garten und Gut Altenkamp.

Die im 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Guts-
betrieb auf dem Altenkamp beteiligten Personen standen in einer
festen hierarchischen Ordnung zueinander. An der Spitze der
Pyramide stand der Drost Hermann Anton Bernhard von Velen
und nach seinem Tod die Freiherren von Landsberg-Velen. Da er
sich nur selten auf dem Altenkamp aufhielt, kamen seine Anord-
nungen aus der Ferne, von den Hauptwohnsitzen der Familie,
den Schlössern Velen und Wocklum im Münster- und im Sauer-
land. In den Zeiten der Minderjährigkeit des eigentlich Berechtig-
ten kamen die Anweisungen von einem Vormund.
Dem Freiherrn untergeordnet, aber ständig vor Ort waren
der Rentmeister und zu Zeiten von Hermann Anton Bernhard von
Velen der Vize-Rentmeister, die im Rahmen der Weisungen ihres
Herrn selbständig handeln konnten und faktisch entschieden, wer
als Gärtner oder Pächter eingesetzt wurde, und diese auch beauf-
sichtigten.
Der Gärtner und der Pächter ihrerseits hatten feste Verträge
mit genauen finanziellen Regelungen. Sie hatten in ihren Berei-
chen für die erforderlichen Arbeitskräfte zu sorgen und ihnen die
anfallenden Arbeiten zuzuweisen.
Die vierte und unterste Stufe der Pyramide schließlich bilde-
ten der „Gärtnersknecht", die Tagelöhner, die Arbeiterinnen im
Garten und die Dienstboten, die alle ihnen zugewiesenen Arbei-
ten zu erledigen hatten.
Im folgenden soll nun ausführlicher auf den Garten und sei-
ne Bewirtschaftung eingegangen werden.1 Jan Berndt Hellmann
war von 1742 bis 1784 als Gärtner auf dem Altenkamp tätig.
Möglicherweise hat er den „Principalgarten" mit den Taxushecken,
den Linden und den zahlreichen Obstbäumen sowie Eichen, Buchen
und Eschen gestaltet und bepflanzt. Der Garten hat in seinem
Grundriss die Form eines „barocken Fensters" mit einem Rund-
bogen. Die Taxushecken bilden die Sprossen und die Linden den
Fensterrahmen. Durch einen Mittelweg ist der Garten in eine
..südliche und eine nördliche Halbscheid" unterteilt. Am Ende des
Mittelweges vor der ehemaligen „Buschbrücke"2 stand bis 1793
das große Gartenhaus. Die „Gartenstücke" zwischen den Taxus-
hecken waren im 18. Jahrhundert unterschiedlich bepflanzt und
wurden auch unterschiedlich, z.B. als „Birnengarten" benannt.
Jedenfalls war der Garten vorwiegend ein Nutzgarten für Obst

und Gemüse. Die Bleiche, wie sie bis 1995 gestaltet und bepflanzt
war, zeigt eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Klostergarten des
ehemaligen Franziskanerklosters in Aschendorf, wie der Lageplan
des Klosters aus dem Jahre 1793 bezeugt.3 Ob es hier Verbindun-
gen gibt, hat sich noch nicht nachweisen lassen.
Im Jahre 1785 zog der Rentmeister Franz Arnold Breymann
mit seiner Ehefrau, neun Kindern, darunter sein Stiefsohn Clemens
August Behnes, und zwei Dienstmädchen von Clemenswerth
nach Altenkamp und bewohnte dort den unteren rechten Flügel
des Haupthauses. Hier ist er auch 1805 verstorben, seine Ehefrau
im Jahre 1833.
Da dem Freiherrn Paul Joseph von Landsberg-Velen der Garten
zu kostspielig war und er immer wieder drängte, die Aufwendun-
gen dafür zu senken, erklärte sich Breymann 1788 bereit, selbst
den Garten in Pacht zu nehmen und auf eigene Rechnung zu
nutzen. Er schloss daraufhin seinerseits einen bis 1792 reichenden
„Dienstkontract" mit dem bisherigen Altenkamper Gärtner Bernd
Behrens, nach dem dieser jährlich 100 Reichstaler als Kostgeld
und Lohn erhielt. Dafür musste er alle anfallenden Gartenarbeiten
erledigen. Das im Altenkamper Garten angebaute Obst und Ge-
müse verkaufte Behrens in Papenburg auf dem Markt. Am Ende
eines jeden Jahres erfogte eine genaue Abrechnung der Einnah-
men und Ausgaben. Den Kosten für Sameneinkauf, die Beschaf-
fung des Mistes etc. wurden die Verkaufserlöse für Obst und
Gemüse gegenübergestellt. Auch der Jahreslohn des Gärtners


2 „Zeichnung des Altenkamper Principalgarten", um 1790.

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