Die Restaurierung des Entrees (1998/99)
Die Konservierung und Restaurierung
Christina Achhammer, Detlev Gadesmann, Kerstin Klein
Einleitung
Im Raum Niedersachsen sind Ölmalereien auf Wandflächen neben
bemalten Leinwandbespannungen als Ensemble kaum noch im
Original vorhanden. In ,Haus Altenkamp', einem der schönsten
und bedeutendsten barocken Herrenhäuser im Emsland, befindet
sich im Entree eine derartige, vollständige Raumgestaltung.
Die Vorliebe für Innenraumdekorationen in Form von bemalten
Leinwandbespannungen erreichte ihren Höhepunkt Ende des 18.
Jahrhunderts. Die textilen Träger wurden in verschiedenen Tech-
niken wie Tempera, Gouache oder Öl bemalt und sollten kostbar
gewirkte Tapisserien1 nachahmen. Am beliebtesten war die Öltech-
nik, die man auch ,Wachstuchmalerei' nannte. „Ölmalerei auf
Wandflächen war im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreitet. Sie
wird kunsthistorisch oft missachtet und mit der Freskomalerei in
einen Topf geworfen. Dabei verrät das um 1700 typische Neben-
einander von Fresko-, Ölwand- und Ölleinwandbild auch im tech-
nischen barocke Gestaltungsvielfalt.... Bewusst auf Ölwandmalerei
beschränkte man sich für Bilderzimmer und Gemäldegalerien."2
Durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt konnte ein Pro-
jekt ins Leben gerufen werden, dessen Ziel die Erhaltung der um-
weltgeschädigten Malereien auf Wand und Leinwand in Hinblick
auf die künftige museale Präsentation war. Auf der Basis umfang-
reicher Untersuchungen wurden Konzepte für die Konservierung
und Restaurierung der Ausmalungen sowie die Anbringung der
Leinwände erstellt, erprobt und in die Praxis umgesetzt. Auch die
Decke und die hölzernen Einbauten wurden einbezogen.
Erste Erhaltungsmaßnahmen wurden bereits Ende der 80er
Jahre mit der Restaurierung der Stuckdecke und der Abnahme
der stark beschädigten Leinwände durchgeführt. Die textile Be-
spannung wurde durch eine Restaurierungsfirma mehrere Jahre
eingelagert und teilweise schon bearbeitet. 1997 begannen wei-
tere umfangreiche Arbeiten unter der Leitung des Niedersächsi-
schen Landesamtes für Denkmalpflege.
Technologischer Aufbau der Malereien und
verwendete Materialien
Im Entree wird deutlich, dass das Umfeld die Ausführung beein-
flusste. Die erste Ausmalung wurde nämlich ausschließlich auf
den Wänden ausgeführt, die zweite, im Bereich der Außenwand,
hingegen auf Leinwand. Diese Vorgehensweise bestätigt nicht
nur die Verwendung verschiedener Techniken, sondern ist ein ein-
deutiger Beleg, dass die Außenwand schon früher durch Feuchte-
schäden belastet war.
Erste Raumgestaltung
Das Ziegelmauerwerk wurde mit einem sehr feinkörnigen Kalkmör-
tel verputzt, worauf eine Glättschicht folgte. Ob die Glättschicht
nur Gips als Bindemittel enthält, konnte nicht abschließend geklärt
werden. Anschließend wurden die Wandflächen mit einem ölge-
bundenen roten Ocker, in Art der „Schnell"-Maler Manier3, grun-
diert. Farbige Grundierungen dienen als wichtige Komponenten
für die Farbgebung und -Wirkung. Auf derartige Grundierungen
können lasierende, halbdeckende oder deckende Farbschichten
folgen, mit denen unterschiedlichste Farbwirkungen erzielt werden.
Bei der Ausmalung der Ostwand scheint die rote Grundierung
zum Teil in die Malerei integriert worden zu sein. Auf der Nord-
und Südwand hingegen wurde stellenweise auf das Rot ein heller
Grundton aufgelegt. Teilweise sichtbare Bereiche dieser sehr fein-
teilig angelegten Ausmalung zeigen architektonische und figürliche
Darstellungen. Schattierungen verlaufen von Hell nach Dunkel. Fei-
ne Details und weiße Höhungen wurden zum Teil sehr plastisch aus-
geführt und sind besonders im Streiflicht unter der zweiten Aus-
malung zu erkennen. Die Farben wurden mit Bleiweiß aufgehellt.
Bis in das 19. Jahrhundert war es das einzige Weißpigment in der
Staffeleimalerei. Die Malerei wurde in einer Öl-Wachstechnik aus-
geführt, die abschließend mit einer Öl-Harzlasur überzogen wurde.
1 Mikroskopische Untersuchung einer eingebetteten und quer angeschliffe-
nen Probe aus dem Sockelbereich der Ostwand. 200fache Vergrößerung im
normalen Auflicht. Von den 15 vorliegenden Schichten, die vier Fassungspha-
sen bilden, sind einige nur im UV- Licht zu erkennen.
2 Eingebettete Probe bei 200facher Vergrößerung im UV- Licht. Im UV- Licht
werden einzelne Materialien, z.B. Überzüge oder Firnisse, durch unterschiedli-
che Fluoreszenzen sichtbar, die im normalen Licht nicht erkennbar sind.
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Die Konservierung und Restaurierung
Christina Achhammer, Detlev Gadesmann, Kerstin Klein
Einleitung
Im Raum Niedersachsen sind Ölmalereien auf Wandflächen neben
bemalten Leinwandbespannungen als Ensemble kaum noch im
Original vorhanden. In ,Haus Altenkamp', einem der schönsten
und bedeutendsten barocken Herrenhäuser im Emsland, befindet
sich im Entree eine derartige, vollständige Raumgestaltung.
Die Vorliebe für Innenraumdekorationen in Form von bemalten
Leinwandbespannungen erreichte ihren Höhepunkt Ende des 18.
Jahrhunderts. Die textilen Träger wurden in verschiedenen Tech-
niken wie Tempera, Gouache oder Öl bemalt und sollten kostbar
gewirkte Tapisserien1 nachahmen. Am beliebtesten war die Öltech-
nik, die man auch ,Wachstuchmalerei' nannte. „Ölmalerei auf
Wandflächen war im 17. und 18. Jahrhundert weit verbreitet. Sie
wird kunsthistorisch oft missachtet und mit der Freskomalerei in
einen Topf geworfen. Dabei verrät das um 1700 typische Neben-
einander von Fresko-, Ölwand- und Ölleinwandbild auch im tech-
nischen barocke Gestaltungsvielfalt.... Bewusst auf Ölwandmalerei
beschränkte man sich für Bilderzimmer und Gemäldegalerien."2
Durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt konnte ein Pro-
jekt ins Leben gerufen werden, dessen Ziel die Erhaltung der um-
weltgeschädigten Malereien auf Wand und Leinwand in Hinblick
auf die künftige museale Präsentation war. Auf der Basis umfang-
reicher Untersuchungen wurden Konzepte für die Konservierung
und Restaurierung der Ausmalungen sowie die Anbringung der
Leinwände erstellt, erprobt und in die Praxis umgesetzt. Auch die
Decke und die hölzernen Einbauten wurden einbezogen.
Erste Erhaltungsmaßnahmen wurden bereits Ende der 80er
Jahre mit der Restaurierung der Stuckdecke und der Abnahme
der stark beschädigten Leinwände durchgeführt. Die textile Be-
spannung wurde durch eine Restaurierungsfirma mehrere Jahre
eingelagert und teilweise schon bearbeitet. 1997 begannen wei-
tere umfangreiche Arbeiten unter der Leitung des Niedersächsi-
schen Landesamtes für Denkmalpflege.
Technologischer Aufbau der Malereien und
verwendete Materialien
Im Entree wird deutlich, dass das Umfeld die Ausführung beein-
flusste. Die erste Ausmalung wurde nämlich ausschließlich auf
den Wänden ausgeführt, die zweite, im Bereich der Außenwand,
hingegen auf Leinwand. Diese Vorgehensweise bestätigt nicht
nur die Verwendung verschiedener Techniken, sondern ist ein ein-
deutiger Beleg, dass die Außenwand schon früher durch Feuchte-
schäden belastet war.
Erste Raumgestaltung
Das Ziegelmauerwerk wurde mit einem sehr feinkörnigen Kalkmör-
tel verputzt, worauf eine Glättschicht folgte. Ob die Glättschicht
nur Gips als Bindemittel enthält, konnte nicht abschließend geklärt
werden. Anschließend wurden die Wandflächen mit einem ölge-
bundenen roten Ocker, in Art der „Schnell"-Maler Manier3, grun-
diert. Farbige Grundierungen dienen als wichtige Komponenten
für die Farbgebung und -Wirkung. Auf derartige Grundierungen
können lasierende, halbdeckende oder deckende Farbschichten
folgen, mit denen unterschiedlichste Farbwirkungen erzielt werden.
Bei der Ausmalung der Ostwand scheint die rote Grundierung
zum Teil in die Malerei integriert worden zu sein. Auf der Nord-
und Südwand hingegen wurde stellenweise auf das Rot ein heller
Grundton aufgelegt. Teilweise sichtbare Bereiche dieser sehr fein-
teilig angelegten Ausmalung zeigen architektonische und figürliche
Darstellungen. Schattierungen verlaufen von Hell nach Dunkel. Fei-
ne Details und weiße Höhungen wurden zum Teil sehr plastisch aus-
geführt und sind besonders im Streiflicht unter der zweiten Aus-
malung zu erkennen. Die Farben wurden mit Bleiweiß aufgehellt.
Bis in das 19. Jahrhundert war es das einzige Weißpigment in der
Staffeleimalerei. Die Malerei wurde in einer Öl-Wachstechnik aus-
geführt, die abschließend mit einer Öl-Harzlasur überzogen wurde.
1 Mikroskopische Untersuchung einer eingebetteten und quer angeschliffe-
nen Probe aus dem Sockelbereich der Ostwand. 200fache Vergrößerung im
normalen Auflicht. Von den 15 vorliegenden Schichten, die vier Fassungspha-
sen bilden, sind einige nur im UV- Licht zu erkennen.
2 Eingebettete Probe bei 200facher Vergrößerung im UV- Licht. Im UV- Licht
werden einzelne Materialien, z.B. Überzüge oder Firnisse, durch unterschiedli-
che Fluoreszenzen sichtbar, die im normalen Licht nicht erkennbar sind.
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