Die Restaurierung des Entrees (1998/99)
Bestand, Veränderungen und Vorgeschichte der Restaurierung
Andreas Ahlers
Einleitung
Die Restaurierung des Entrees in Haus Altenkamp fand im Jahr
1999 ihren Abschluss. Sie wurde über einen langen Zeitraum
konzipiert und durch zahlreiche notwendige Einzelmaßnahmen
vorbereitet. Nach ersten Zustandsberichten seitens der Denkmal-
pflege im Jahr 1983' konnten 19852 als Basis für eine Instand-
setzung des Bauwerks restauratorische Voruntersuchungen durch-
geführt werden. Im folgenden soll der weitere Weg bis zu Beginn
der umfassenden Untersuchung und Restaurierung des Entrees
Anfang 1998 aufgezeigt werden.3
Stuckdecke
Die in Zweitausführung eingebrachte Rokoko-Stuckdecke über-
deckt die bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sichtbare
Holzbalkendecke der ersten Raumausstattung.4 Ihr technischer
Aufbau ist zeittypisch: Sägerauhe Nadelholzdielen (Breite ca. 15-
30 cm) wurden in Nord-Südrichtung an die unterliegende Holz-
balkenkonstruktion durch Nagelung angebracht. Auf ihnen sind
Schilfrohrmatten in West-Ostrichtung befestigt. Anschließend er-
folgte ein Kalk-Gipsputz mit Stuckierung im Anträge- und Zugver-
fahren, der Kalk- bzw. Leimfarbfassungen trägt.
Substanzsicherung
Ohne genauere Untersuchung der Tragkonstruktion konnte be-
reits bei einer ersten Begutachtung der Decke ein umfangreiches
Schadensbild festgestellt werden. Substanzschäden zeigten sich
vor allem durch Ablösung der Stuckierung von ihrer Armierung in
einem Ausmaß von mehreren Zentimetern bis hin zu bereits ein-
getretenem Substanzverlust. Zudem waren durch vormalige Ein-
griffe wie z.B. Elektroinstallationen bedingte großflächige Ergän-
zungen erkennbar. Zunächst wurde vermutet, dass statische Ver-
änderungen durch Einbau von Trennwänden im Raum über dem
Entree die Schadensursache darstellten.5 Daher wurde versucht,
die Decke in situ zu erhalten und vorerst durch Notsicherungen
weitere Substanzverluste zu vermeiden.6 Eine eingehendere Un-
tersuchung der Tragkonstruktion ließ dann jedoch das ganze
Ausmaß der Schädigung deutlich werden.7 Begünstigt durch eine
latente Feuchtebelastung hatten mikrobieller Befall und Holz-
schädlinge die unterliegende Holzdielung und insbesondere die
Rohrmatten weitestgehend zerstört. Daher war der Erhalt in situ
mit vertretbarem Aufwand nicht möglich. Der Ausbau der Decke
erfolgte im November 1989 mit der Abnahme aller Ornamentik
in folgenden Einzelschritten:
• Fotografische Dokumentation und Aufmaß der Stuckornamente.
• Oberflächensicherung mittels Japanpapier, Leinen und Zellulose-
leim.
• Mechanische Befestigung der Stuckoberfläche an die Holzdie-
lung durch Verschraubung und Holzleisten.
• Partielle, unterseitige Stützkonstruktion der Ausbaubereiche
durch PU-Schaum und stabverleimter Holzplatte.
• Abnahme der gesicherten Bereiche durch Heraustrennen der
Holzdielung aus dem Gesamtverband.
Anschließend erfolgte die Einlagerung der Ausbauteile bis zum
Wiedereinbau 19978. Zuvor konnten die Ornamentteile in der
1 Abnahme der Stuckdecke, 1989.
Werkstatt für den Wiedereinbau in folgenden Arbeitsschritten
vorbereitet werden:
• Mechanische Abnahme der rückseitigen Holzdielung und Rohr-
matten (Durchtrennen der temporären Verschraubung).
• Reinigung und mechanische Egalisierung der Stuckrückseite.
• Rückseitenaussteifung durch Stuckgips mit Hanfarmierung.
• Abnahme des Vorderseitenschutzes (Holzplatte, PU-Schaum,
Leinen, Japanpapier).
• Abnahme der Leimfarbüberstriche.
Unter Berücksichtigung der ursprünglichen Einbausituation wur-
den die vorbereiteten Stuckornamente 1997 wieder nach Haus
Altenkamp zurückgeführt. Nach Entfernung der temporären
Deckenverkleidung erfolgte die Montage der Unterkonstruktion
aus Holzdielung und Stuckarmierung. Hierzu wurde eine Metall-
armierung als Ersatz für die zerstörte Rohrmattenarmierung ein-
gesetzt. Nach Positionierung der gesicherten Stuckornamente
konnten die vorhandenen Fehlstellen des Deckenspiegels sowie
der Zierstuckprofile in Kalk-Stuck- bzw. Stucktechnik ergänzt
werden. Für die Befestigung der Stuckornamente wurden Edel-
stahlschrauben verwendet.
Fassung
Nach Abnahme jüngerer zum Teil starkfarbiger Leimfarbüber-
striche vermutlich des 19. Jahrhunderts bestätigte sich das Unter-
suchungsergebnis von 1985/88’: Neben einem großflächigen
weißen Kalkanstrich in hellgrüner Tönung abgesetzte Stuck-
rahmungen und -medaillons. Die Rekonstruktion der Farbigkeit
erfolgte als Neufassung in Kalklasurtechnik unter Aussparung
der Farbabsetzungen, die nach Abschluss der Wandmalereirestau-
rierung aus Gründen der Farbabstimmung nachgeholt wurden.
Wandflächen
Drei Wandflächen des Entrees zeigen die raumbestimmende
Rokokomalerei des 18. Jahrhunderts auf geglättetem Kalkputz.
Unterliegend und in einigen Bereichen erkennbar, ist die Erstaus-
malung vermutlich aus der Zeit um 1736 noch vorhanden. Der
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Bestand, Veränderungen und Vorgeschichte der Restaurierung
Andreas Ahlers
Einleitung
Die Restaurierung des Entrees in Haus Altenkamp fand im Jahr
1999 ihren Abschluss. Sie wurde über einen langen Zeitraum
konzipiert und durch zahlreiche notwendige Einzelmaßnahmen
vorbereitet. Nach ersten Zustandsberichten seitens der Denkmal-
pflege im Jahr 1983' konnten 19852 als Basis für eine Instand-
setzung des Bauwerks restauratorische Voruntersuchungen durch-
geführt werden. Im folgenden soll der weitere Weg bis zu Beginn
der umfassenden Untersuchung und Restaurierung des Entrees
Anfang 1998 aufgezeigt werden.3
Stuckdecke
Die in Zweitausführung eingebrachte Rokoko-Stuckdecke über-
deckt die bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sichtbare
Holzbalkendecke der ersten Raumausstattung.4 Ihr technischer
Aufbau ist zeittypisch: Sägerauhe Nadelholzdielen (Breite ca. 15-
30 cm) wurden in Nord-Südrichtung an die unterliegende Holz-
balkenkonstruktion durch Nagelung angebracht. Auf ihnen sind
Schilfrohrmatten in West-Ostrichtung befestigt. Anschließend er-
folgte ein Kalk-Gipsputz mit Stuckierung im Anträge- und Zugver-
fahren, der Kalk- bzw. Leimfarbfassungen trägt.
Substanzsicherung
Ohne genauere Untersuchung der Tragkonstruktion konnte be-
reits bei einer ersten Begutachtung der Decke ein umfangreiches
Schadensbild festgestellt werden. Substanzschäden zeigten sich
vor allem durch Ablösung der Stuckierung von ihrer Armierung in
einem Ausmaß von mehreren Zentimetern bis hin zu bereits ein-
getretenem Substanzverlust. Zudem waren durch vormalige Ein-
griffe wie z.B. Elektroinstallationen bedingte großflächige Ergän-
zungen erkennbar. Zunächst wurde vermutet, dass statische Ver-
änderungen durch Einbau von Trennwänden im Raum über dem
Entree die Schadensursache darstellten.5 Daher wurde versucht,
die Decke in situ zu erhalten und vorerst durch Notsicherungen
weitere Substanzverluste zu vermeiden.6 Eine eingehendere Un-
tersuchung der Tragkonstruktion ließ dann jedoch das ganze
Ausmaß der Schädigung deutlich werden.7 Begünstigt durch eine
latente Feuchtebelastung hatten mikrobieller Befall und Holz-
schädlinge die unterliegende Holzdielung und insbesondere die
Rohrmatten weitestgehend zerstört. Daher war der Erhalt in situ
mit vertretbarem Aufwand nicht möglich. Der Ausbau der Decke
erfolgte im November 1989 mit der Abnahme aller Ornamentik
in folgenden Einzelschritten:
• Fotografische Dokumentation und Aufmaß der Stuckornamente.
• Oberflächensicherung mittels Japanpapier, Leinen und Zellulose-
leim.
• Mechanische Befestigung der Stuckoberfläche an die Holzdie-
lung durch Verschraubung und Holzleisten.
• Partielle, unterseitige Stützkonstruktion der Ausbaubereiche
durch PU-Schaum und stabverleimter Holzplatte.
• Abnahme der gesicherten Bereiche durch Heraustrennen der
Holzdielung aus dem Gesamtverband.
Anschließend erfolgte die Einlagerung der Ausbauteile bis zum
Wiedereinbau 19978. Zuvor konnten die Ornamentteile in der
1 Abnahme der Stuckdecke, 1989.
Werkstatt für den Wiedereinbau in folgenden Arbeitsschritten
vorbereitet werden:
• Mechanische Abnahme der rückseitigen Holzdielung und Rohr-
matten (Durchtrennen der temporären Verschraubung).
• Reinigung und mechanische Egalisierung der Stuckrückseite.
• Rückseitenaussteifung durch Stuckgips mit Hanfarmierung.
• Abnahme des Vorderseitenschutzes (Holzplatte, PU-Schaum,
Leinen, Japanpapier).
• Abnahme der Leimfarbüberstriche.
Unter Berücksichtigung der ursprünglichen Einbausituation wur-
den die vorbereiteten Stuckornamente 1997 wieder nach Haus
Altenkamp zurückgeführt. Nach Entfernung der temporären
Deckenverkleidung erfolgte die Montage der Unterkonstruktion
aus Holzdielung und Stuckarmierung. Hierzu wurde eine Metall-
armierung als Ersatz für die zerstörte Rohrmattenarmierung ein-
gesetzt. Nach Positionierung der gesicherten Stuckornamente
konnten die vorhandenen Fehlstellen des Deckenspiegels sowie
der Zierstuckprofile in Kalk-Stuck- bzw. Stucktechnik ergänzt
werden. Für die Befestigung der Stuckornamente wurden Edel-
stahlschrauben verwendet.
Fassung
Nach Abnahme jüngerer zum Teil starkfarbiger Leimfarbüber-
striche vermutlich des 19. Jahrhunderts bestätigte sich das Unter-
suchungsergebnis von 1985/88’: Neben einem großflächigen
weißen Kalkanstrich in hellgrüner Tönung abgesetzte Stuck-
rahmungen und -medaillons. Die Rekonstruktion der Farbigkeit
erfolgte als Neufassung in Kalklasurtechnik unter Aussparung
der Farbabsetzungen, die nach Abschluss der Wandmalereirestau-
rierung aus Gründen der Farbabstimmung nachgeholt wurden.
Wandflächen
Drei Wandflächen des Entrees zeigen die raumbestimmende
Rokokomalerei des 18. Jahrhunderts auf geglättetem Kalkputz.
Unterliegend und in einigen Bereichen erkennbar, ist die Erstaus-
malung vermutlich aus der Zeit um 1736 noch vorhanden. Der
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