Denkmalpflegerische Erhaltungsbemühungen
Das „Große Gartenhaus" - die aktuellen denkmalpflegerischen Befunde
Rainer Schomann
Die Bemühungen um den Erhalt des ehemaligen Herrensitzes Alten-
kamp in Aschendorf haben in den letzten Jahren viele Fragen auf-
kommen lassen, die nicht auf der Basis der vorhandenen Informa-
tionen beantwortet werden konnten. Obwohl sich seit langem
Autoren mit diesem Kulturdenkmal auseinandersetzten, Archivalien
studierten und Substanz analysierten, gibt es immer noch interes-
sante Details zu erforschen und Unstimmigkeiten zwischen einzel-
nen Aussagen zu klären. Vielfach konnten nur grundlegende Un-
tersuchungen Ergebnisse garantieren, die als Grundlage für die
notwendige denkmalpflegerische Behandlung geeignet sind. So
war es auch nur möglich, die interessante und stets wiederkehren-
de Frage nach der Existenz des sog. „Großen Gartenhauses" mit
Hilfe einer gartenarchäologischen Grabung näher zu untersuchen.
In der ersten, auf die Auseinandersetzung mit der Entwicklung
der Gartenanlagen ausgerichteten Studie, die 1980 am Institut
für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover
durchgeführt wurde, war auf ein Lusthaus' verwiesen worden,
das wohl möglich „auf einer platzartigen Erweiterung am Ende
der Hauptachse"2 gestanden haben könnte. Man bezog sich auf
einen Kupferstich, der im Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv
Münster gefunden wurde3 sowie auf eine Wandmalerei in Haus
Wocklum4 und einen Plan aus dem Archiv des Westfälischen Am-
tes für Denkmalpflege5, die eine solche Vermutung rechtfertigten.
Alle drei Darstellungen verweisen auf ein Gebäude gleichen Cha-
rakters, können jedoch aufgrund der geringen Genauigkeit der
Wandmalerei sowie der Skizzenhaftigkeit des Planes nur bedingt
verglichen werden. Da im Rahmen jenes Studienprojektes keine
zusätzlichen Hinweise gefunden wurden und der Denkmalbestand
keine weiteren Schlüsse zuließ, musste das Problem vorerst un-
gelöst bleiben. 1992 verwies jedoch Noehles6 auf archivalische
Unterlagen7, die erstmals einen glaubhaften Hinweis auf einen
erfolgten Bau eines Lusthauses im Garten von Haus Altenkamp
darstellten. Es handelt sich hierbei um Belege für Zahlungen, die
„der Caminier für die Kröhne auffen Lusthaus" erhielt8. Diese
kurze Erwähnung in den Rechnungsbelegen aus der Zeit von
1733 bis 1740 bestätigte jedoch nur, dass ein Gebäude des Typs
Lusthaus errichtet worden war. Weiterhin blieb unklar, wo es an-
geordnet wurde und welche Bedeutung dieser Bau innerhalb der
Gestaltungskonzeption dieses Herrensitzes hatte.
Bei den bisherigen Sicherungs- und Restaurierungsmaß-
nahmen an den Gartenanlagen war das Wissen um das „Große
Gartenhaus" nicht ausschlaggebend. Die aktuellen Bemühungen
um eine weitergehende Instandsetzung vor allem des Bosquette-
Bereichs forderten jedoch eine intensive Erforschung des poten-
tiellen Standortes sowie eindeutige Aussagen über die Möglich-
keiten des Umganges mit diesem Teil des Gartens. Aufgrund
der Hinweise aus dem vorliegenden Quellenbestand musste über-
prüft werden, ob sich in dem apsidialen Abschluss der großen
Gartenfläche hinter dem ehemaligen Herrenhaus im Verlauf der
Hauptachse des Gesamtkomplexes doch Spuren finden lassen
würden, die zu neuen Erkenntnissen führen könnten. Die Wahr-
scheinlichkeit, dass sich hier das „Große Gartenhaus" befunden
haben musste, war so groß, dass sich eine gartenarchäologische
Grabung rechtfertigen würde. Das Niedersächsische Landesamt
für Denkmalpflege hatte bereits in der Vergangenheit bei anderen
Objekten mit diesem Mittel gute Erfahrungen gemacht9 und setz-
te nun in eine derartige Maßnahme Hoffnungen, auch bei Haus
Altenkamp die Möglichkeiten einer solchen Untersuchungsme-
thode bestätigt zu sehen.
Über den exakten Standort waren keine Angaben gefunden
worden. Lediglich die bereits erwähnte Wandmalerei, der ebenso
oben genannte Plan und eine sich im Privat-Archiv Behnes befin-
dende Planskizze10 ließen die ungefähre Position ausmachen. Der
mögliche Untersuchungsaufwand musste jedoch mit einer not-
wendigen Untersuchungsqualität in Abstimmung gebracht wer-
den, wodurch die Verfahrensweise letztlich geprägt war. So wur-
den in dem relevanten Bereich des ehemaligen Bosquettes, also
am Ende des apsidialen Abschlusses, drei diagonal zur Hauptachse
und parallel zueinander verlaufende Suchschnitte gelegt. Da star-
ke Störungen in den oberen Erdschichten aufgrund der heutigen
Nutzung als Reitplatz und den mit der Einrichtung eines solchen
verbundenen Eingriffen zu erwarten waren, wurde mit den Gra-
bungen bis zu einer Tiefe von 1 m in den Boden vorgedrungen.
Der am nächsten zum umlaufenden Wassergraben gelegene Such-
schnitt wies keinen Befund auf. Interessant waren aber bereits
deutliche Veränderungen des Bodengefüges an zwei Stellen des
mittleren Schnittes, wo ein Gemisch aus Sand und feinem Schutt
zu finden war. Anlass zu einer flächigen Öffnung des Areals ga-
ben jedoch drei Lagen großer Backsteine”, auf die man mit dem
dritten Graben gestoßen war. In einer Tiefe von ungefähr 80 cm
gab es hier den ersten Hinweis auf ein ehemaliges Bauwerk. Be-
hutsam wurde nun der Fundort weiter geöffnet und den Spuren
in den Schichtungen nachgegangen. Abschließend erfolgte eine
exakte Vermessung des Befundes sowie eine genaue vermessungs-
technische Einordnung in das örtliche Koordinatensystem12.
Das Resultat der Untersuchung war eindeutig und äußerst
informativ. Man hatte nicht nur den Standort des ehemaligen
„Großen Gartenhauses" gefunden, sondern konnte zusätzlich
die Grundform des Gebäudes aufgrund der gesamten freigeleg-
ten Fundamentbasis nachweisen. Aus dem Befund ist zu schlies-
sen, dass an dieser Stelle ein recht großes, schwer fundamentier-
tes Gebäude errichtet worden war. So hatte man eine Baugrube
offensichtlich bis zur Grundwasserlinie in einer Tiefe von ungefähr
120 cm ausgehoben. Hier war zuunterst eine Lage aus sog. Kat-
zenköpfen (kleine Feldsteine) geschichtet und mit einem sehr bin-
digen Lehm-Sand-Gemisch verfällt worden. Darüber befanden
sich plattenartig verlegte, gebrochene Sandsteine, die mit dem
gleichen Bindematerial zu einer festen Packlage gefügt waren.
Auf diese beiden Schichten mit einer durchschnittlichen Breite
von 110 cm war dann die Grundmauer aus Backsteinen gesetzt
worden. Für diese hatte man zwei Schalen aus vollformatigen
Steinen als äußere Begrenzung gesetzt und dazwischen ein Füll-
werk mit Halbformaten und Bruchmaterial gefügt. Als Bindemittel
konnte hier ein Muschelkalkmörtel nachgewiesen werden. Das
Mauerwerk hatte zumindest in der untersten Schichtung eine
Breite von 100 cm. Um dem gesamten Bauwerk in seiner Funda-
mentierung ausreichende Stabilität zu geben, war die Baugrube
bzw. der Fundamentgraben anschließend, nach erfolgter Maue-
rung, mit einem heute gelblich-grün gefärbten, bindigen Sand-
gemisch verfällt worden, das man, soweit wie mit den damaligen
Techniken möglich, verdichtet hatte.
Der Befund wies auf ein Bauwerk hin, das im Grundriss die
Form eines großen Rechtecks hatte, dem zwei Quadrate im Win-
kel von 135° an zwei Ecken angefügt worden waren, so dass sich
eine spiegelsymmetrische Grundrissfigur ergibt. Darüber hinaus
wurde noch ein schmales Anhängsel gefunden, das bandartig von
einer Ecke in Richtung Wassergraben verlief. Die äußersten Ab-
messungen des Rechtecks, das ebenso wie die Quadrate nicht
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Das „Große Gartenhaus" - die aktuellen denkmalpflegerischen Befunde
Rainer Schomann
Die Bemühungen um den Erhalt des ehemaligen Herrensitzes Alten-
kamp in Aschendorf haben in den letzten Jahren viele Fragen auf-
kommen lassen, die nicht auf der Basis der vorhandenen Informa-
tionen beantwortet werden konnten. Obwohl sich seit langem
Autoren mit diesem Kulturdenkmal auseinandersetzten, Archivalien
studierten und Substanz analysierten, gibt es immer noch interes-
sante Details zu erforschen und Unstimmigkeiten zwischen einzel-
nen Aussagen zu klären. Vielfach konnten nur grundlegende Un-
tersuchungen Ergebnisse garantieren, die als Grundlage für die
notwendige denkmalpflegerische Behandlung geeignet sind. So
war es auch nur möglich, die interessante und stets wiederkehren-
de Frage nach der Existenz des sog. „Großen Gartenhauses" mit
Hilfe einer gartenarchäologischen Grabung näher zu untersuchen.
In der ersten, auf die Auseinandersetzung mit der Entwicklung
der Gartenanlagen ausgerichteten Studie, die 1980 am Institut
für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover
durchgeführt wurde, war auf ein Lusthaus' verwiesen worden,
das wohl möglich „auf einer platzartigen Erweiterung am Ende
der Hauptachse"2 gestanden haben könnte. Man bezog sich auf
einen Kupferstich, der im Nordrhein-Westfälischen Staatsarchiv
Münster gefunden wurde3 sowie auf eine Wandmalerei in Haus
Wocklum4 und einen Plan aus dem Archiv des Westfälischen Am-
tes für Denkmalpflege5, die eine solche Vermutung rechtfertigten.
Alle drei Darstellungen verweisen auf ein Gebäude gleichen Cha-
rakters, können jedoch aufgrund der geringen Genauigkeit der
Wandmalerei sowie der Skizzenhaftigkeit des Planes nur bedingt
verglichen werden. Da im Rahmen jenes Studienprojektes keine
zusätzlichen Hinweise gefunden wurden und der Denkmalbestand
keine weiteren Schlüsse zuließ, musste das Problem vorerst un-
gelöst bleiben. 1992 verwies jedoch Noehles6 auf archivalische
Unterlagen7, die erstmals einen glaubhaften Hinweis auf einen
erfolgten Bau eines Lusthauses im Garten von Haus Altenkamp
darstellten. Es handelt sich hierbei um Belege für Zahlungen, die
„der Caminier für die Kröhne auffen Lusthaus" erhielt8. Diese
kurze Erwähnung in den Rechnungsbelegen aus der Zeit von
1733 bis 1740 bestätigte jedoch nur, dass ein Gebäude des Typs
Lusthaus errichtet worden war. Weiterhin blieb unklar, wo es an-
geordnet wurde und welche Bedeutung dieser Bau innerhalb der
Gestaltungskonzeption dieses Herrensitzes hatte.
Bei den bisherigen Sicherungs- und Restaurierungsmaß-
nahmen an den Gartenanlagen war das Wissen um das „Große
Gartenhaus" nicht ausschlaggebend. Die aktuellen Bemühungen
um eine weitergehende Instandsetzung vor allem des Bosquette-
Bereichs forderten jedoch eine intensive Erforschung des poten-
tiellen Standortes sowie eindeutige Aussagen über die Möglich-
keiten des Umganges mit diesem Teil des Gartens. Aufgrund
der Hinweise aus dem vorliegenden Quellenbestand musste über-
prüft werden, ob sich in dem apsidialen Abschluss der großen
Gartenfläche hinter dem ehemaligen Herrenhaus im Verlauf der
Hauptachse des Gesamtkomplexes doch Spuren finden lassen
würden, die zu neuen Erkenntnissen führen könnten. Die Wahr-
scheinlichkeit, dass sich hier das „Große Gartenhaus" befunden
haben musste, war so groß, dass sich eine gartenarchäologische
Grabung rechtfertigen würde. Das Niedersächsische Landesamt
für Denkmalpflege hatte bereits in der Vergangenheit bei anderen
Objekten mit diesem Mittel gute Erfahrungen gemacht9 und setz-
te nun in eine derartige Maßnahme Hoffnungen, auch bei Haus
Altenkamp die Möglichkeiten einer solchen Untersuchungsme-
thode bestätigt zu sehen.
Über den exakten Standort waren keine Angaben gefunden
worden. Lediglich die bereits erwähnte Wandmalerei, der ebenso
oben genannte Plan und eine sich im Privat-Archiv Behnes befin-
dende Planskizze10 ließen die ungefähre Position ausmachen. Der
mögliche Untersuchungsaufwand musste jedoch mit einer not-
wendigen Untersuchungsqualität in Abstimmung gebracht wer-
den, wodurch die Verfahrensweise letztlich geprägt war. So wur-
den in dem relevanten Bereich des ehemaligen Bosquettes, also
am Ende des apsidialen Abschlusses, drei diagonal zur Hauptachse
und parallel zueinander verlaufende Suchschnitte gelegt. Da star-
ke Störungen in den oberen Erdschichten aufgrund der heutigen
Nutzung als Reitplatz und den mit der Einrichtung eines solchen
verbundenen Eingriffen zu erwarten waren, wurde mit den Gra-
bungen bis zu einer Tiefe von 1 m in den Boden vorgedrungen.
Der am nächsten zum umlaufenden Wassergraben gelegene Such-
schnitt wies keinen Befund auf. Interessant waren aber bereits
deutliche Veränderungen des Bodengefüges an zwei Stellen des
mittleren Schnittes, wo ein Gemisch aus Sand und feinem Schutt
zu finden war. Anlass zu einer flächigen Öffnung des Areals ga-
ben jedoch drei Lagen großer Backsteine”, auf die man mit dem
dritten Graben gestoßen war. In einer Tiefe von ungefähr 80 cm
gab es hier den ersten Hinweis auf ein ehemaliges Bauwerk. Be-
hutsam wurde nun der Fundort weiter geöffnet und den Spuren
in den Schichtungen nachgegangen. Abschließend erfolgte eine
exakte Vermessung des Befundes sowie eine genaue vermessungs-
technische Einordnung in das örtliche Koordinatensystem12.
Das Resultat der Untersuchung war eindeutig und äußerst
informativ. Man hatte nicht nur den Standort des ehemaligen
„Großen Gartenhauses" gefunden, sondern konnte zusätzlich
die Grundform des Gebäudes aufgrund der gesamten freigeleg-
ten Fundamentbasis nachweisen. Aus dem Befund ist zu schlies-
sen, dass an dieser Stelle ein recht großes, schwer fundamentier-
tes Gebäude errichtet worden war. So hatte man eine Baugrube
offensichtlich bis zur Grundwasserlinie in einer Tiefe von ungefähr
120 cm ausgehoben. Hier war zuunterst eine Lage aus sog. Kat-
zenköpfen (kleine Feldsteine) geschichtet und mit einem sehr bin-
digen Lehm-Sand-Gemisch verfällt worden. Darüber befanden
sich plattenartig verlegte, gebrochene Sandsteine, die mit dem
gleichen Bindematerial zu einer festen Packlage gefügt waren.
Auf diese beiden Schichten mit einer durchschnittlichen Breite
von 110 cm war dann die Grundmauer aus Backsteinen gesetzt
worden. Für diese hatte man zwei Schalen aus vollformatigen
Steinen als äußere Begrenzung gesetzt und dazwischen ein Füll-
werk mit Halbformaten und Bruchmaterial gefügt. Als Bindemittel
konnte hier ein Muschelkalkmörtel nachgewiesen werden. Das
Mauerwerk hatte zumindest in der untersten Schichtung eine
Breite von 100 cm. Um dem gesamten Bauwerk in seiner Funda-
mentierung ausreichende Stabilität zu geben, war die Baugrube
bzw. der Fundamentgraben anschließend, nach erfolgter Maue-
rung, mit einem heute gelblich-grün gefärbten, bindigen Sand-
gemisch verfällt worden, das man, soweit wie mit den damaligen
Techniken möglich, verdichtet hatte.
Der Befund wies auf ein Bauwerk hin, das im Grundriss die
Form eines großen Rechtecks hatte, dem zwei Quadrate im Win-
kel von 135° an zwei Ecken angefügt worden waren, so dass sich
eine spiegelsymmetrische Grundrissfigur ergibt. Darüber hinaus
wurde noch ein schmales Anhängsel gefunden, das bandartig von
einer Ecke in Richtung Wassergraben verlief. Die äußersten Ab-
messungen des Rechtecks, das ebenso wie die Quadrate nicht
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