Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

DOI Heft:
Die Restaurierung des Entrées (1998/99)
DOI Artikel:
Heckes, Jürgen; Hornschuch, Annette; Moskopp, Maro: Fotografische/visuelle Bestandserfassung und Dokumentation
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0071
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Restaurierung des Entrees (1998/99)

Fotografische/visuelle Bestandserfassung und Dokumentation

Jürgen Heckes, Annette Hornschuch, Maro Moskopp

Einleitung
„Unser so beschäftigtes Jahrhundert hat selten Zeit zum Lesen,
immer aber Zeit zum Sehen". (Theophile Gautier, 1858). Eventuell
beeinflusst durch diese Erkenntnis hat das technologisierte 20. Jahr-
hundert zahlreiche „Seh-Hilfen" in Form von fotografischen Ab-
bildungstechniken geschaffen. Eine gezielte Auswahl dieser Tech-
niken, abgestimmt auf die Möglichkeiten der digitalen Datenver-
arbeitung, führt in einigen Wissenschaftsbereichen sogar dazu, dass
Computer gut genug sehen können, um den Menschen ablesbare
Antworten auf spezielle Fragestellungen geben zu können.
Als ein Beispiel seien die Geowissenschaften zu nennen, die
seit geraumer Zeit multispektral zerlegte Bilddaten von Satelliten-
systemen zur Flächendetektion, -Überwachung und -kartierung
nutzen'. Speziell entwickelte Bildverarbeitungsalgorithmen kön-
nen hierbei durch zielorientierte Kombinationen der Eingabe-Bild-
daten neue leicht interpretierbare Ergebnisse schaffen2.
Motiviert durch diese positiven Ergebnisse wurden neben der
konventionellen Dokumentation der Wandmalereien am Beispiel
des Entrees des Hauses Altenkamp in Zusammenarbeit mit dem
Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD, Hannover)
innovative Ansätze einer erweiterten fotografischen Abbildungs-
serie zur besseren Unterstützung und Rationalisierung der restau-
ratorischen Arbeiten verfolgt.
Fotografische Dokumentation
Vor allen weiteren Maßnahmen wurden die Wandmalereien und
Wandbekleidungen flächendeckend mit einer Mittelformat-Fach-
kamera auf Schwarz/Weiß Film abgebildet. Gemäß einer im Vor-
feld erstellten Einteilungsmatrix wurden Ausschnittvergrößerun-
gen sämtlicher Bildszenen als Basis für eine manuelle Kartierung
angefertigt.

Zusätzliche photogrammetrische Messbilder und eine geringe
Anzahl von geodätisch bestimmten Messpunkten stellten eine
geometrische Grundlage für die Herstellung von maßstäblichen
digitalen Kartierungsunterlagen dar3.
Mit dem Ziel einer annähernd wertneutralen fotografischen
Farbaufzeichnung wurden die Wandmalereien durch RGB-Farb-
auszüge (Rot, Grün, Blau) dokumentiert. Sie werden durch Absorp-
tionsfilter realisiert, die nur den Spektralanteil ihrer Eigenfarbe
passieren lassen. Die Farbauszüge werden sequentiell auf Schwarz/
Weiß-Film belichtet und können durch additive Farbmischung der
Primärfarben zu Reproduktionszwecken zu einem Farbbild zusam-
mengesetzt werden. Diese, gegenüber der herkömmlichen Mehr-
schichtenfarbfilm-Belichtung aufwendige, jedoch seriösere Art der
Farbaufzeichnung erfordert die Einhaltung und Kontrolle verschie-
dener Aufnahmeparameter, die ständig eine Anpassung an den
jeweiligen Stand der Entwicklung im fotografisch-technischen
Bereich verlangen. Der Hauptvorteil dieses Verfahrens liegt jedoch
darin, dass unkontrollierte Farbvermischungseffekte, die bei der
konventionellen Farbabbildung unvermeidbar sind, nahezu aus-
geschlossen werden können4.
Zur Normierung und Kontrolle der Aufnahmeserien wurde
jeweils ein durch spektrale Messung erfasstes Testobjekt aus 4
Graufeldern in jede Aufnahme integriert.
Für ausgewählte Testflächen mit typischen Schadensphäno-
menen wurden - für eine erweiterte Differenzierung der spektra-
len Eigenschaften der Wandmalerei - Zwischenkanäle im sicht-
baren Bereich (Cyan und Orange) und in den angrenzenden, nicht
sichtbaren Bereichen (Ultraviolett und Infrarot) installiert. Diese
Zusatzkanäle sind eine wertvolle und unverzichtbare Hilfe zur Auf-
deckung unterschiedlicher spektraler Reize, die jedoch den gleichen
Farbeindruck auslösen. Multitemporale normierte Aufnahmen
könnten so z. B. Fehlstellen deutlich sichtbar machen. Eine Wie-
derholung und Auswertung der Aufnahmeserien im Haus Alten-
kamp ist nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten vorgesehen.


1 Bildplan der Ostwand des Entrees mit Schadenskartierung.

69
 
Annotationen