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Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

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Gutsbetrieb und Principalgarten
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Michaels, Sonja: Inventar von Haus Altenkamp 1784: Archiv Landsberg-Velen (Dep.) Akte Nr. 3458 Altenkamp
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Kruse-Bohse, Doris: Das Selbstverständnis der Herrschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0044
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Leben auf Gut Altenkamp - Ein Blick ins 18. Jahrhundert

19 do gantz alte, und unbrauch bahre
50 Handtücher von grosse Korn
28 do alte, und geflickte
20 do gantz grobe und alte
11 do gantz alte und unbrauch bahre
60 stück gantz alte und schlechte thee tücher
Anmerkungen
1 Näpfchen, kleine Schüssel.
2 Karaffen.
3 Das Wort „theilß” ist nachträglich gestrichen worden.
4 Aufsatz für festliche Speisetafel.

5 Servierkannen.
6 Vgl. unter A f.
7 Kleine Figuren, Nippes.
8 Kurfürst.
9 Most.
10 Kastenartiger Schrank mit tischähnlichem Untergestell
11 Kleines Tischchen auf hohem Sockel.
12 Die Wörter sind nachträglich durchgestrichen worden.
13 Decke.
14 Feuerschirme.
15 Prinzipalhaus (Hauptgebäude).
16 Kleinere Fässer.
17 Maßeinheit.
18 Stoffart.
19 Bedienstete mit einem bestimmten Amt.
20 Gewöhnliche Dienerschaft.

Das Selbstverständnis der Herrschaft
Doris Kruse-Bohse

Die Familie von Velen hatte seit 1556 das Drostenamt im Emsland
inne. Hermann Bernhard Anton Freiherr von Velen (1698-1767)
erwarb Altenkamp 1723 und schuf sich hier von 1728 bis 1736
einen neuen Amtssitz, der sowohl zum Zwecke der Repräsenta-
tion als auch für die Gerichtsbarkeit wesentliche Bedeutung für
das Emsland besaß. Desweiteren diente Gut Altenkamp als zen-
traler Ort für die adlige Gesellschaft des Emslandes.'
Die Grundidee des Gutes basiert auf dem Repräsentations-
willen Ludwigs XIV., der in Versailles das Grundmodell eines neuen
Schlosstypus geschaffen hatte, an den sich die Bauten der hohen
Verwaltungsbeamten, der Drosten und ihrer Rentmeister anlehnten.
Neben Altenkamp gehören Dankern und Herzford in diese
Tradition. Einladend umfassen dreiflügelige Anlagen einen Ehren-
hof, und eine geschwungene, zweiläufige Freitreppe führt in das
Corps de logis, das eigentliche Herrenhaus mit den Repräsenta-
tionsräumen.2 Die das Gut ganz im Stil der Wasserschlösser des
Münsterlandes umgebende Gräfte bot nicht nur Schutz vor uner-
betenen Besuchern, sondern hatte auch durchaus ästhetischen
Reiz, vermittelte sie dem Betrachter doch den Eindruck einer in
sich ruhenden Insel, die gleichsam dem profanen Dasein entrückt
und somit in gewisser Weise dem Alltag enthoben war.
Hinter dem Herrenhaus erstreckt sich eine einmalig gestaltete
Gartenanlage mit geschnittenen Taxushecken. Noch zu Beginn des
20. Jahrhunderts konnte man im oberen Bereich der über fünf
Meter hohen Hecken Reigen von in Taxus geschnittenen Rehen,
Reihern, Hasen und Pfauen erkennen.3 Diese sehr pflegeintensiven
Hecken verweisen zum einen deutlich auf den darin enthaltenen
standesherrschaftlichen Anspruch, der ein allumfassendes Jagd-
recht auf Hoch- sowie auf Niederwild beinhaltet, zum anderen
wird damit eine Abgrenzung zu den niederen Ständen geschaffen,

verlangte die Erhaltung der Schnitte doch umfangreiche Kenntnis-
se und somit geschulte Kräfte, die entlohnt werden mussten.
Im 17. und 18. Jahrhundert war es ausschließlich den hohen
Herren vorbehalten, Jagden auf edles Rotwild zu veranstalten. Die
Jagd auf den Reiher, die sogenannte Reiherbeize, war ein weit
verbreitetes Vergnügen des Adels und der Höheren Geistlichkeit.
Das umfassende Standesbewusstsein des Drosten wird weiterhin
in der Figur des Hasen deutlich, dessen Jagd auch den niederen
Ständen gestattet war, und somit ein gewisses Miteinander pro-
klamiert, gleichzeitig aber auch den Kreis des Jagdwildes der ho-
hen Stände erweitert. Möglicherweise verbirgt sich hier ebenfalls
eine Anspielung auf Fürst Clemens August, der mit großer Passion
„alle Formen der Jagd betrieb"4, sowohl die Hoch- als auch die
Niederjagd.
Ungewöhnlich scheinen auf den ersten Blick die aus den Ta-
xushecken geschnittenen Pfauenfiguren. Doch schon Augustinus
erwähnt in seiner Schrift De Civitate Dei die legendäre Unverwes-
lichkeit des Pfauenfleisches und schafft somit die Basis für die ge-
meinhin mit diesem Tier verbundene Unsterblichkeitssymbolik.
Bezogen auf den Drosten verstärkt die Pfauenfigur von Velens
Herrschaftsanspruch und verleiht gleichsam Mensch und Gut einen
Hauch von Unvergänglichkeit.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass bereits in der antiken
Grabmalerei der Pfau als der schönste der Vögel in römischen
Gärten abgebildet wird. Er erscheint ebenfalls in Katakomben-
malereien, in denen das Abbild des Gartens zum Abbild des
christlichen. Paradieses wird und der Pfau selbst zum Paradies-
vogel.5 Erinnert man sich allerdings der Tugend- und Lasterlehren
des Mittelalters, vertritt der Pfau die Eitelkeit, ein grundsätzlich
verwerfliches Laster nach christlichem Glauben, das den Men-

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