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Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

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Geschichtlicher Rückblick
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Harpel, Gerd: Familie Behnes als Eigentümerin von Gut Altenkamp (1856-1981)
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https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0022
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Geschichtlicher Rückblick

Familie Behnes als Eigentümerin von Gut Altenkamp (1856-1981)
Gerd Harpel


1 Hausmarke der Familie Behnes.

Bereits seit 1785 stand die Familie Behnes in direkter Beziehung
zum Altenkamp, da der Großvater des Käufers hier als „Gräflich
velenscher Sekretarius" tätig war. Ihm folgte Clemens August
Behnes (1775-1838) als Rentmeister über die Gräflichen von
Velenschen Güter im Emsland.’ In dritter Generation war nun
Georg Behnes (1805-1870) seit 1834 hauptamtlicher Administra-
tor der Güter mit einem Jahresgehalt von 500 Berliner Thalern so-
wie freiem Wohnsitz auf Haus Altenkamp. Somit war die Familie
Behnes im Jahre 1856 bereits seit 71 Jahren mit dem Altenkamp
verbunden. Damit erklärt sich auch, dass Georg die sich bietende
Gelegenheit des Kaufes „dieses schönen Gutes (nutzte), an wel-
chem für mich und meine Familie so viele freundliche Rückerin-
nerungen kleben. - Möge der Allerhöchste diesen Kauf segnen
und uns alle Freude daran erleben lassen" schrieb Georg Behnes
einen Tag nach Unterzeichnung des Kaufvertrages in einem Brief
an seinen Sohn.2
Um den Kaufpreis von 46.500 Thalern aufzubringen, ver-
kaufte der seit 1852 in Aschendorf als Amtsrichter tätige Georg
Behnes einen Teil der Altenkamper Ländereien für insgesamt
25.000 Thl. Die Abholzung eines Bereiches des Altenkamper
„Busches" am Papenburger Weg (heute Emdener Straße) er-
brachte 5.000 Thl. Der Rest des Kaufpreises wurde noch bis in
die 1880er Jahre von seinem Sohn, dem späteren Amtshaupt-
mann und Landrat Clemens August Behnes (1837-1900) bezahlt.3
Um eine wirtschaftliche Ertragssteigerung zu erreichen, wur-
den zunächst die hintersten Taxushecken zugunsten einer Weide-
fläche entfernt. Dabei ist auch das Gartenhaus beseitigt worden,
ein sicherlich schlichterer, einfacherer Nachfolgebau des früheren
barocken Gartenpavillons, der vor dem Übergang vom Prinzipal-
garten zum Wald (Altenkamper Busch) gestanden hat und bereits
1793 abgebrochen worden ist.4 Außerdem wurden die hohen
Buchenreihen beseitigt, die sich beiderseits der Hauptallee unter
den Eichen befanden. Andererseits wurde rechts neben dem Haupt-
gebäude innerhalb der Gräfte ein Gärtnerhaus gebaut.5 Der Seg-
mentbogen über dem großen Tor zeigt im Schlussstein die Jahres-
zahl 1862 und das Behnessche Wappen sowie auf den beiden
Widerlagern die Initialen des Erbauerehepaares GB (Georg Beh-
nes) und CN (Clara Niehaus, 1804-90).

1868 verehelichte sich Clemens August mit Therese Vagedes
(1844-76) und im gleichen Jahr heiratete seine Schwester Hen-
riette Behnes (1843-1928) den Bruder von Therese, den Öconom
Michael Vagedes (1841-1916), der mehrere Jahre lang das Gut Al-
tenkamp bewirtschaftete. Als Henriette jedoch den bis dahin zum
Altenkamp gehörenden „Schüttenkamp" erbte, betrieben sie auf
dem Deverhof in Aschendorfermoor eine eigene Landwirtschaft.6
Nach dem Tode von Georg Behnes (1870) bestand das Ver-
mögen aus dem Altenkamp selbst, einer „Plaatze" in Neudörpen
im Wert von 4.800 Mark sowie einem Kapitalvermögen von
63.000 M, dem gegenüber noch eine Restschuld von 57.000 M
durch den Kauf des Gutes stand. Diese Schuld war jedoch beim
Tode von Clara Behnes (1890) durch Holzverkäufe und Pachter-
träge abgetragen. Am 1. Oktober 1884 hatte Clara Behnes das
Gut Altenkamp bereits ihrem Sohn Clemens August übertragen,
wofür er jedoch seine Schwestern auszahlen musste, so dass
beim Tode der Mutter das Kapitalvermögen, das unter die drei
Schwestern Clementine (1834-1919), Margarete (1839-78) bzw.
deren Nachkommen und Henriette (1843-1928) zu teilen war,
etwa 88.000 M betrug.7
Clemens August war von 1872 bis 1885 als Amtshauptmann
in Sögel und anschließend bis 1900 als Königlicher Landrat in
Meppen tätig. Soweit sein Beruf es ihm zuließ, widmete er sich
der Verwaltung, Verbesserung und Vervollständigung des Gutes.8
Zu dieser Zeit, von 1889 bis 1899, befanden sich die Diensträume
des Aschendorfer Landratsamtes, die zuvor im Haus Nienhaus
untergebracht waren, nun im Haus Altenkamp zu einem Mietpreis
von jährlich 1.000 Mark. Für die erforderlichen Umbauten zum
Zwecke des Landratsamtes - Sitzungssaal für den Kreistag und
-ausschuss, Dienstwohnungen für den Landrat und Kreisboten -
investierte Clemens August Behnes um 1889/90 über 10.000
Mark. Außerdem ließ er 1891 den Saal instandsetzen, eine Tür
mit Balkon über die Gräfte bauen und 1894 schließlich im Nord-
flügel des Hauses den Bau einer Abortanlage durchführen. Ab-
schließend ließ er das Dach des Hauptgebäudes grundlegend
renovieren.9
Um einen Eindruck des Hauses und Gartens aus der Zeit
um 1900 zu erhalten, sollen einige Passagen eines Aufsatzes
der emsländischen Schriftstellerin Clara Freiin von Dinklage zum
„Herrensitz Altenkamp" folgen: „Eine doppelte Freitreppe mit
je 12 Stufen führt zum Eingang des Herrenhauses, in dem man
zuerst den sehr großen Flur betritt, dessen Fußboden schwarz
und weiß getäfelte Quadern decken. Fresken, Idylle aus der Schä-
ferzeit darstellend, schmücken die Wände. Alle Räume sind von
vornehmer Größe und Höhe und zeigen überall wohlerhaltene
Deckenstukkatur. In einem dieser Zimmer finden sich noch außer-
ordentlich schöne Gobelins, deren kräftige, satte Farben nicht
unter der Einwirkung der Jahrhunderte gelitten haben. In einem
anderen Gemache zeigten die Gobelins die Geschichte des Don
Quichote; durch eine bauliche Veränderung sind sie abgenommen
worden. Besonderer Beachtung ist noch das Bibliothekzimmer
wert, nicht nur der etwa 2000 Bände halber, unter denen etwa
200 in Schweinsleder gebunden sind,... Aus dem vorerwähnten
Flur führen mächtige Flügeltüren in den Festsaal, dessen Wände
mit guten, mehr oder minder wertvollen Ölgemälden bekleidet
sind... vom Saal aus (betreten wir) die den Graben überbrücken-
de Treppe, sie führt hinunter zu den Gärten. Im Le Notreschen Stil
angelegt, durch hohe Heckeneinrahmung geteilt, bilden sie doch
ein zusammenhängendes Ganzes. Von den hohen Taxushecken,

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