Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Segers-Glocke, Christiane [Hrsg.]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Hrsg.]; Institut für Denkmalpflege [Hrsg.]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Haus Altenkamp - ein Herrensitz im Emsland: Denkmalpflege und Kulturgeschichte — Hameln: Niemeyer, Heft 18.2000

DOI Heft:
Gutsbetrieb und Principalgarten
DOI Artikel:
Kruse-Bohse, Doris: Das Selbstverständnis der Herrschaft
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.51269#0045
Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Leben auf Gut Altenkamp - Ein Blick ins 18. Jahrhundert


1 Drost Hermann Anton von Velen (1698-1767), Erbauer von Haus Alten-
kamp.


2 Anna Dorothea Pellegrina von Ascheberg zu Botzlar, Frau des Hermann
Anton von Velen.

sehen vom Wesentlichen, dem Dienst für Gott und am Nächsten,
abhält. So bleibt der Pfau ein zwiespältiges Symboltier, das sicher-
lich die Vielfalt der Charakterzüge des Auswählenden betonen
soll, da es profane und sakrale Seiten vereint.
Freiherr von Velen war in erster Ehe, die um 1730 im frei-
weltlich adligen Damenstift zu Metelen gefeiert wurde, mit Anna
Dorothea von Ascheberg zu Botzlar verheiratet. Die Braut hatte
int Stift Metelen bis zu diesem Zeitpunkt als Stiftsdame gelebt.6
Das Stift Metelen war im Jahre 889 zunächst als Kanonissenstift
gegründet und um die Wende des 15. Jahrhunderts in ein frei-
weltliches, adliges Damenstift umgewandelt worden.7 Mit der
Aufnahme in das Stift war im Regelfall eine Schenkung verbun-
den, die meist die Eltern des Stiftsfräuleins dem Kloster aussetz-
ten. Nicht nur Renten, auch Höfe kamen auf diese Weise in das
Eigentum des Klosters.8 Als Vorbedingung zum Eintritt in das Stift
bzw. Kloster wurde in der ältesten Zeit wohl edelfreie, sicher aber
ritterbürtige Abkunft gefordert. Die Eintretende selbst musste vor
der Äbtissin Gehorsam schwören und versprechen, die Angele-
genheiten des Stifts geheimzuhalten und die Statuten zu
wahren.9 Gemeinsam mit den übrigen Stiftsdamen wurde auch
Anna Dorothea in den Glaubenswahrheiten unterwiesen und in
kirchlichen Gesängen unterrichtet. Auch das Schreiben, für die
damalige Zeit eine Kunst, wurde eifrig betrieben.10
Abgesehen von der Teilnahme an Familienfesten und sons-
tigen Urlaub bis zu sechs Wochen im Jahr" war das Stift grund-
sätzlich das „Zuhause" der Stiftsfräulein. Hier wuchsen die Da-
men unbehelligt von der Außenwelt auf und erlebten die ihrer
Herkunft entsprechende ideale Vorbereitung auf ihr weiteres
Leben, z.B. als Ehefrau eines Adligen. Mit Hilfe ihres Wissens
in Fragen des Glaubens konnten sie damit die religiöse Erziehung

des Nachwuchses gewährleisten und durch ihre intellektuelle Bil-
dung auf Gebieten wie Kultur, Sprache und Schreibkunst einem
adligen „Haushalt" mit seinen gesellschaftlichen Verpflichtungen
vorstehen. So lässt sich auch folgende Aussage erklären: „Da-
menstifter sind zufluchtorter, wo sich fräuleins von adel schicklich
aufhalten können".12
Nach dem Tod von Anna Dorothea, aus deren Ehe drei Töch-
ter hervorgegangen waren - die älteste starb noch im Jahr der
Geburt, die zweite im Alter von 16 Jahren - vermählte sich Her-
mann Anton 1743 mit Marie Alexandrine Gräfin Merveldt. 1744
wurde ihr einziges Kind Maria Josepha geboren, die im Alter von
sieben Jahren verstarb, so dass die Familie von Velen in männli-
cher Linie ausstarb.13
Dass der Ehefrau von Hermann Anton eine besondere Auf-
gabe im Leben auf Gut Altenkamp zufiel, lässt sich nicht allein
aus der Tatsache ableiten, dass das Wappen der Familie von
Ascheberg zu Botzlar ebenbürtig mit dem Wappen der Familie
von Velen über der Haupteingangstür angebracht wurde. Im ab-
gelegenen Amtssitz hatte sie das sozial-kulturelle Leben an der
Seite ihres Mannes maßgeblich zu unterstützen. Nur so konnte
Gut Altenkamp der „Mittelpunkt der vornehmen Gesellschaft des
Emslandes"14 werden. Hier im Garten konnten „schöne Edelda-
men mit Reifrock und Stöckelschuhen und hochgetürmtem Kopf-
putz [lustwandeln], begleitet von Kavalieren in Schnallschuhen
und seidenen Strümpfen, mit Galanteriedegen und Dreispitz auf
gewelltem, gepudertem Haare."15 Damit diese Feste mit entspre-
chendem Aufwand und dem Adel angemessenen Standard statt-
finden konnten, war nicht nur eine gewisse Anzahl Bediensteter
notwendig, sondern ebenfalls eine entsprechende Ausstattung
des Hauses, die sich aus dem Verzeichnis des vorhandenen Inventars

43
 
Annotationen