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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Der Kreuzgang von St. Michael in Hildesheim — Hannover: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 20.2000

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Der Kreuzgang morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.51152#0167
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gehalten wird. Während Eingriffen zur Festigung und
Fixierung die beschleunigte Verdunstung verursachen
können, darf keine Kristallisation von Salzen auftreten.
Die zu diesem Zweck im November 1999 gebaute provi-
sorische Arbeitseinhausung in Bereich der Joche 7 und 8
(Abb. 85) war entsprechend thermisch isoliert. Sie diente
zugleich für die Arbeiten in der kalten Jahreszeit und war
klimatisiert, das heißt auf ca. 15° C beheizt16 und auf ca.
65—70 % RLF befeuchtet.
Ohne eine zukünftige dauernde Einhausung und ent-
sprechende Dämpfung der Klimaschwankungen ist eine
nachhaltige Konservierung des Kreuzgangs nicht mög-
lich. Auch wenn die an der Oberfläche angereicherten
Salze deutlich zu vermindern sind, ergibt sich durch ther-
mische Kondensation und Rest-Hygroskopizität eine
fortdauernd schädlich wirkende Feuchtemenge.
Welche konkreten klimatechnischen Anforderungen an
eine ständige Einhausung zu stellen sind, wird sich aus
den Messungen und Erfahrungen im Rahmen des laufen-
den Forschungsprojekts ergeben. Aus diesen Vorgaben
muss auch die konkrete Form der ständigen Einhausung
entwickelt werden.17
Statik
Im Bereich der Gewölbescheitel war der mittelalterliche
Setzmörtel der Rippen und der angrenzenden Gewölbe-
flächen teilweise so weit herausgerieselt, dass die Kraft-
übertragung mit Hilfe von Bleiwolle wiederhergestellt
werden musste.18 Um Beschädigungen in den pulverisier-
ten Randbereichen der Gewölberippen auszuschließen,
wurde die Bleiwolle bis ca. 2 cm unterhalb der Oberflä-
che eingeschlagen.
Vorfixierung
Sowohl an der Fassade wie im Innenbereich sind vor
allem die tonigen Sandsteine beschädigt, sie weisen starke
Schuppen- und Schalenbildungen auf, die Oberfläche ist
größtenteils pulverisiert. Auch die Fassungsreste sind
äußerst fragil. Für jede weitere Maßnahme, vor allem für
eine Salzverminderung, ist die mechanische Stabilisie-
rung der Oberfläche notwendig.
Aus bauphysikalischen Gründen und auch im Hinblick
auf die Salzverminderung ist die Erhaltung der hydrophi-
len, also wasserdurchlässigen Porosität erforderlich. Eine
Vorfixierung ist nachhaltig also nur mit mineralischen
Methoden sinnvoll. Nach empirischen, naturwissen-
schaftlich kontrollierten19 Vorversuchen wurden zwei
Typen von Kieselsäureethylestern mit unterschiedlichen
Gel-Abscheidungsraten ausgewählt.20

In diesem Zusammenhang konnte auf Erfahrungen
zurückgegriffen werden, die Heike Leuckfeld21 1992 im
Joch 4 bei Festigungsversuchen mit verschiedenen Kiesel-
säureestern gewonnen hatte. Ebenso waren die Interven-
tionen, die Horst Lenz (Amtsrestaurator 1976—1996) in
den Jahren 1977/78 mit unterschiedlichen Steinfestigern
an den meisten Elementen der mittelalterlichen Bau-
plastik durchgeführt hatte, im Hinblick auf Wirksamkeit
und Beständigkeit zu bewerten.22 Es darf als gesichert gel-
ten, dass die damaligen Eingriffe den Verwitterungsfort-
schritt in der überwiegenden Zahl der behandelten Zier-
elemente verlangsamt haben.23
Das Fixiermaterial wurde in der Regel mittels kleiner
Injektionsspritzen im Flutverfahren aufgetragen, teilweise
auch gesprüht (Tafel 45). Es wurde nur so viel Material
eingebracht, dass auch nach mehreren ineinander-
folgenden Arbeitsgängen keine Sättigung der Oberfläche
auftrat, um eine Farbveränderung und zu hohe Dichte zu
vermeiden.24 Mittels Zellstofftampons wurde die stark
aufgelockerte Oberfläche teilweise etwas verdichtet. Die
übrigen Verformungen der Oberfläche wurden belassen.
Reinigung
Unter der Voraussetzung, dass die Klimaschwankungen
im Bereich des Kreuzgangs in Zukunft durch eine Ein-
hausung gedämpft werden, ist es verantwortbar, die sper-
renden Verfügungen des 19. und 20. Jahrhunderts zu
belassen (Tafel 44). Eine Entfernung der Verfügungen
wäre nur unter sehr hohem Aufwand und nicht ohne
große Verluste an Steinsubstanz möglich. Im Gewölbe
wäre zusätzlich während der Entfernung der Zementfu-
gen eine statische Sicherung notwendig.
Die Oberfläche der Steine und Verputze ist in vielen
Bereichen, die der Feuchtigkeit ausgesetzt waren, mit
einer schwarzen Kruste überzogen, die im Wesentlichen
aus Gips, Calcit und Schmutz besteht. Die Entfernung
dieser Krusten ist nicht nur aus ästhetischen Gründen
notwendig, sondern auch zur Behandlung der Schadens-
Ursachen einschließlich der Salzverminderung.25 Zugleich
dürfen aber die Reste der Fassungen bei der Reinigung
nicht beschädigt werden. Ziel der Reinigung ist die Redu-
zierung der Schmutzschicht, nicht deren vollständige
Entfernung.26
Folgende chemischen und mechanischen Reinigungsver-
fahren wurden erprobt:
— Zellstoffkompressen mit Ammoniumcarbonat (Ta-
fel 46)27,
— Kompresse mit lonenaustauschharz (anionisch)28,
— Mikrodampfstrahl29,
 
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