Am Tage nach dieser Vernehmung berichtet das Amt die
knapp zusammengefassten Ergebnisse an das „Königliche
Intelligenz Comptoir in Hannover". Die Antwort der König-
lich Großbritanisch Hannoverschen Provinzial Regierung
datiert vom 17. Juni und gibt Empfehlungen, wie das Dorf
feuersicherer aufgebaut werden kann; Empfehlungen, die
später präzisiert in der Lüneburger Feuerordnung von
1865 Gesetzeskraft erlangen.
Etwa zur gleichen Zeit lässt der Amtmann zu Bleckede
Spendenaufrufe an die Kirchentüren heften. Er hat aber
infolge des allgemeinen Geldmangels wenig Hoffnung, viel
zu erreichen. Anfang Juli datieren dann mehrere Spenden-
verzeichnisse, die belegen, dass Geldspenden fast nur aus
den umliegenden Städten eingehen. Die Bauern aus den
benachbarten Dörfern aber spenden das, was sie infolge
der ungewöhnlich reichen Ernten der letzten Jahre im
Überfluss haben: ihre landwirtschaftlichen Produkte, die
sie nicht mehr vermarkten können. Auch dies ist dennoch
für die Abgebrannten sicher eine große Hilfe.
In dieser Zeit treffen dann auch die Versicherungsgelder
der Landschaftlichen Brandkasse für das Fürstentum Lüne-
burg aus Celle in Neuhaus ein. Die kleinen Geldsäcke, mit
jeweils 300 bis 500 silbernen Talerstücken prall gefüllt,
überreicht der Amtmann gegen Quittung an die Betroffe-
nen. Daraufhin können im Hochsommer 1822 die Zimmer-
leute an die Arbeit gehen. Unabhängig von diesem
Wiederaufbau, möglicherweise aber doch durch den Brand
veranlasst, lässt der Brinksitzer Lembke, der nicht zu den
Geschädigten zählt, am 29.05.1825 sein neues Haus rich-
ten. Im Herbst dieses Jahres, nachdem er alles unter Dach
und Fach hat, kann er dann mit seiner Frau, einer gebore-
nen Lampe, einziehen.
Gülstorf
Der fast wie eine Streusiedlung erscheinende kleine
Ort Gülstorf besteht heute aus fünf Anwesen. Ende
des 18. Jahrhunderts waren in Gülstorf sechs
Feuerstellen angegeben. Die Verkoppelungskarte
von 1863 nennt zehn Interessenten, darunter sieben
natürliche Personen. Das Hallenhaus, das sich der
Vollhufner Heinrich Wilhelm Karstens im Jahre 1857
erbauen ließ, dokumentiert zusammen mit dem
kleinen massiven Stallgebäude, das um 1900 errich-
tet worden sein dürfte, anschaulich einen landwirt-
schaftlichen Betrieb aus dem Ende des 19. Jahrhun-
derts. Der wichtigste Erwerbszweig dürfte die Vieh-
zucht gewesen sein.
Gülstorf, Wohnwirtschaftsgebäude
Gülze
Von dem herrschaftlichen Vorwerk Gülze, etwa
einen Kilometer westlich des Ortes Neuhaus, das
noch in der kurhannoverschen Landesaufnahme ein-
getragen ist, hat sich keine denkmalwerte
Bausubstanz erhalten. Diese spätere Domäne ist
auch in der preußischen Landesaufnahme von 1879
eingezeichnet. Wenig südlich davon ist aber nun
auch eine Ziegelei vorhanden. Diese Anlage war bei
der Inventarisation im Jahre 1994 nicht mehr in
Betrieb, zeigte aber mit einem Maschinenhaus,
einem Ringofen samt Kamin, drei Trockenschuppen,
einer Lorenbahn und einem Kettenbagger in den im
Westen der Ziegelei gelegenen Tonabbaugebieten
eine Technik, die heute nirgends mehr verwendet
wird. Die Feldbahn und der Kettenbagger sind seit-
her leider verloren gegangen. Die verbliebene
Ziegelei dokumentiert dennoch eindrucksvoll ein
Stück Technikgeschichte. Wichtigstes Objekt ist
dabei der sehr selten gewordene Ringofen.
Gülze, Ziegeleiweg, Trockenschuppen
34
knapp zusammengefassten Ergebnisse an das „Königliche
Intelligenz Comptoir in Hannover". Die Antwort der König-
lich Großbritanisch Hannoverschen Provinzial Regierung
datiert vom 17. Juni und gibt Empfehlungen, wie das Dorf
feuersicherer aufgebaut werden kann; Empfehlungen, die
später präzisiert in der Lüneburger Feuerordnung von
1865 Gesetzeskraft erlangen.
Etwa zur gleichen Zeit lässt der Amtmann zu Bleckede
Spendenaufrufe an die Kirchentüren heften. Er hat aber
infolge des allgemeinen Geldmangels wenig Hoffnung, viel
zu erreichen. Anfang Juli datieren dann mehrere Spenden-
verzeichnisse, die belegen, dass Geldspenden fast nur aus
den umliegenden Städten eingehen. Die Bauern aus den
benachbarten Dörfern aber spenden das, was sie infolge
der ungewöhnlich reichen Ernten der letzten Jahre im
Überfluss haben: ihre landwirtschaftlichen Produkte, die
sie nicht mehr vermarkten können. Auch dies ist dennoch
für die Abgebrannten sicher eine große Hilfe.
In dieser Zeit treffen dann auch die Versicherungsgelder
der Landschaftlichen Brandkasse für das Fürstentum Lüne-
burg aus Celle in Neuhaus ein. Die kleinen Geldsäcke, mit
jeweils 300 bis 500 silbernen Talerstücken prall gefüllt,
überreicht der Amtmann gegen Quittung an die Betroffe-
nen. Daraufhin können im Hochsommer 1822 die Zimmer-
leute an die Arbeit gehen. Unabhängig von diesem
Wiederaufbau, möglicherweise aber doch durch den Brand
veranlasst, lässt der Brinksitzer Lembke, der nicht zu den
Geschädigten zählt, am 29.05.1825 sein neues Haus rich-
ten. Im Herbst dieses Jahres, nachdem er alles unter Dach
und Fach hat, kann er dann mit seiner Frau, einer gebore-
nen Lampe, einziehen.
Gülstorf
Der fast wie eine Streusiedlung erscheinende kleine
Ort Gülstorf besteht heute aus fünf Anwesen. Ende
des 18. Jahrhunderts waren in Gülstorf sechs
Feuerstellen angegeben. Die Verkoppelungskarte
von 1863 nennt zehn Interessenten, darunter sieben
natürliche Personen. Das Hallenhaus, das sich der
Vollhufner Heinrich Wilhelm Karstens im Jahre 1857
erbauen ließ, dokumentiert zusammen mit dem
kleinen massiven Stallgebäude, das um 1900 errich-
tet worden sein dürfte, anschaulich einen landwirt-
schaftlichen Betrieb aus dem Ende des 19. Jahrhun-
derts. Der wichtigste Erwerbszweig dürfte die Vieh-
zucht gewesen sein.
Gülstorf, Wohnwirtschaftsgebäude
Gülze
Von dem herrschaftlichen Vorwerk Gülze, etwa
einen Kilometer westlich des Ortes Neuhaus, das
noch in der kurhannoverschen Landesaufnahme ein-
getragen ist, hat sich keine denkmalwerte
Bausubstanz erhalten. Diese spätere Domäne ist
auch in der preußischen Landesaufnahme von 1879
eingezeichnet. Wenig südlich davon ist aber nun
auch eine Ziegelei vorhanden. Diese Anlage war bei
der Inventarisation im Jahre 1994 nicht mehr in
Betrieb, zeigte aber mit einem Maschinenhaus,
einem Ringofen samt Kamin, drei Trockenschuppen,
einer Lorenbahn und einem Kettenbagger in den im
Westen der Ziegelei gelegenen Tonabbaugebieten
eine Technik, die heute nirgends mehr verwendet
wird. Die Feldbahn und der Kettenbagger sind seit-
her leider verloren gegangen. Die verbliebene
Ziegelei dokumentiert dennoch eindrucksvoll ein
Stück Technikgeschichte. Wichtigstes Objekt ist
dabei der sehr selten gewordene Ringofen.
Gülze, Ziegeleiweg, Trockenschuppen
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