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Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus
Abb. 3: Schloss Landfort bei
Gendringen in der Nähe von
Anholt, Niederlande, Blick
über den wasserführenden
Graben auf die weitspannende
Weiße Brücke des Parks, 2003.
Abb. 4: Schloss Kemnade in
Wijnbergen bei Doetinchem,
Niederlande, Luftbild von
Schloss und Park, um 1960.
der Einführung dieser Subvention wurde ebenfalls 1983
unsere Gärtnerorganisation gegründet.
Der Minister für Landwirtschaft stellte 40 Gärtner
zur Verfügung, die den Eigentümern bei der Pflege
helfen sollten. Ursprünglich waren wir verpflichtet, aus-
schließlich Arbeitslose einzustellen. Das ist heutzutage
nicht mehr der Fall. Wir haben jetzt ungefähr 50
Fachleute, und die Eigentümer zahlen für den Einsatz
unserer Gärtner nur einen Teil der tatsächlichen Kosten.
Nach anfänglichem Misstrauen der Besitzer - man
fürchtete Einmischungen von Seiten des Staates -
arbeiten wir jetzt mit diesen 50 Gärtnern auf 170 der 300
angeschlossenen Buitenplaatsen. So soll diese Garten-
hilfe zu einer zweckmäßigeren und kontinuierlichen
Verwaltung beitragen.
Um dies zu gewährleisten, werden die Parkanlagen
einer historischen und naturwissenschaftlichen Unter-
suchung unterzogen: Unsere Organisation verfügt über
Speziallisten, die für jeden Park ein Pflegewerk auf-
stellen. Das sind jetzt zwei Historiker, ein Landschafts-
architekt und drei „Grüningenieure“. Insbesondere
diese Untersuchungen machen unsere Arbeit und
unseren Platz in der niederländischen Denkmalpflege zu
etwas ganz Besonderem.
Anhand der Parkpflegewerke formulieren wir zu-
sammen mit den Eigentümern die praktischen Maß-
nahmen in den folgenden zehn Jahren. Die Pflegewerke
dienen auch dazu, dem Ministerium gegenüber die Ver-
wendung der Subventionsgelder zu verantworten.
Unsere Parkpflegewerke nehmen die heutige Situ-
ation als Ausgangspunkt und streben deshalb keine
typischen Rekonstruktionen an, sondern Renovie-
rungen, Wiederherstellungen und Konsolidierungen
dessen, was wir im Terrain und in den historischen
Quellen antreffen.
Wir versuchen auf diese Weise mindestens die
originale Hauptstruktur der Anlagen zu erhalten. Wir
sind sehr glücklich damit, da es sich gezeigt hat, dass die
Eigentümer infolge dieser Hilfe bereit sind, mehr Zeit
und Geld in ihre Gärten zu investieren und sich auch
wieder um die Details der Anlagen zu kümmern. Und
jetzt, nach 20 Jahren, hat sich die Situation auch etwas
geändert. Wir machen noch immer Pflegewerke für den
Unterhalt auf der Grundlage einer Inventarisation der
historischen Daten wie alten Karten, Entwürfen oder
Plänen. Aber öfter werden wir auch gefragt um Gut-
achten oder Rat bei Restaurierungen oder Rekons-
truktionen, und wir treten als Berater auf. Neue Besitzer,
nicht selten erst vor einigen Jahren Eigentümer einer
Buitenplaats geworden und nicht besonders vertraut mit
den speziellen Problemen eines monumentalen Land-
sitzes, andererseits aber voller Aktivität und Leiden-
schaft und ebenso positiv als gefährlich: mit vielen
finanziellen Mitteln, finden glücklicherweise den Weg
zu uns und lassen sich beraten. Gefährlich, weil sie eine
Dynamik mitbringen, mit der sie schnell einen Park
wieder „in Ordnung“ haben wollen.
Wir sind schon sehr froh, wenn diese vitalen, pas-
sionierten Homines Novi uns finden und wenn die
Buitenplaatsen die Vorschriften des Denkmalgesetzes,
Naturschutzgesetzes usw. erfüllen. Dann ist es uns und
auch unserem Denkmalschutz, dem Rijksdienst voor de
Monumentenzorg, egal ob sie vermögend sind: Es geht
um die Erhaltung des Denkmals.
Es bleibt immer eine Aufgabe, die richtigen Ent-
schlüsse zu fassen und es ist uns klar geworden, dass
jeder Park oder jeder Garten einzeln betrachtet werden
muss. Hier liegt eine Gefahr, die auch zusammenhängt
mit den Anfängen der Stiftung. Die 40 arbeitslosen
Gärtner mussten direkt an die Arbeit gehen, an
demselben Tag, als man anfing mit den Vorarbeiten zum
ersten Pflegewerk. Jens Beck und Volker Gehring, die
uns 2001 besuchten, haben es - auf englisch -
folgendermaßen Weise formuliert:
„Both care ofthe existing Situation without an estab-
lished concept and taking account ofthe owner’s wishes
contradict the strongly scientific care of monuments in
Germany. However, both aspects strenghten the attach-
ment of the owners to their gardens and increase their
feeling of responsibility. The practical Implementation
of the maintenance work is also simplified, since the
bureaucratic expense is reduced. Against the advan-
tages there are however also disadvantages. Above all
the measures implemented are not always documented,
Sektion 2: Historische Freiräume zwischen Grundlagenforschung und Minimalismus
Abb. 3: Schloss Landfort bei
Gendringen in der Nähe von
Anholt, Niederlande, Blick
über den wasserführenden
Graben auf die weitspannende
Weiße Brücke des Parks, 2003.
Abb. 4: Schloss Kemnade in
Wijnbergen bei Doetinchem,
Niederlande, Luftbild von
Schloss und Park, um 1960.
der Einführung dieser Subvention wurde ebenfalls 1983
unsere Gärtnerorganisation gegründet.
Der Minister für Landwirtschaft stellte 40 Gärtner
zur Verfügung, die den Eigentümern bei der Pflege
helfen sollten. Ursprünglich waren wir verpflichtet, aus-
schließlich Arbeitslose einzustellen. Das ist heutzutage
nicht mehr der Fall. Wir haben jetzt ungefähr 50
Fachleute, und die Eigentümer zahlen für den Einsatz
unserer Gärtner nur einen Teil der tatsächlichen Kosten.
Nach anfänglichem Misstrauen der Besitzer - man
fürchtete Einmischungen von Seiten des Staates -
arbeiten wir jetzt mit diesen 50 Gärtnern auf 170 der 300
angeschlossenen Buitenplaatsen. So soll diese Garten-
hilfe zu einer zweckmäßigeren und kontinuierlichen
Verwaltung beitragen.
Um dies zu gewährleisten, werden die Parkanlagen
einer historischen und naturwissenschaftlichen Unter-
suchung unterzogen: Unsere Organisation verfügt über
Speziallisten, die für jeden Park ein Pflegewerk auf-
stellen. Das sind jetzt zwei Historiker, ein Landschafts-
architekt und drei „Grüningenieure“. Insbesondere
diese Untersuchungen machen unsere Arbeit und
unseren Platz in der niederländischen Denkmalpflege zu
etwas ganz Besonderem.
Anhand der Parkpflegewerke formulieren wir zu-
sammen mit den Eigentümern die praktischen Maß-
nahmen in den folgenden zehn Jahren. Die Pflegewerke
dienen auch dazu, dem Ministerium gegenüber die Ver-
wendung der Subventionsgelder zu verantworten.
Unsere Parkpflegewerke nehmen die heutige Situ-
ation als Ausgangspunkt und streben deshalb keine
typischen Rekonstruktionen an, sondern Renovie-
rungen, Wiederherstellungen und Konsolidierungen
dessen, was wir im Terrain und in den historischen
Quellen antreffen.
Wir versuchen auf diese Weise mindestens die
originale Hauptstruktur der Anlagen zu erhalten. Wir
sind sehr glücklich damit, da es sich gezeigt hat, dass die
Eigentümer infolge dieser Hilfe bereit sind, mehr Zeit
und Geld in ihre Gärten zu investieren und sich auch
wieder um die Details der Anlagen zu kümmern. Und
jetzt, nach 20 Jahren, hat sich die Situation auch etwas
geändert. Wir machen noch immer Pflegewerke für den
Unterhalt auf der Grundlage einer Inventarisation der
historischen Daten wie alten Karten, Entwürfen oder
Plänen. Aber öfter werden wir auch gefragt um Gut-
achten oder Rat bei Restaurierungen oder Rekons-
truktionen, und wir treten als Berater auf. Neue Besitzer,
nicht selten erst vor einigen Jahren Eigentümer einer
Buitenplaats geworden und nicht besonders vertraut mit
den speziellen Problemen eines monumentalen Land-
sitzes, andererseits aber voller Aktivität und Leiden-
schaft und ebenso positiv als gefährlich: mit vielen
finanziellen Mitteln, finden glücklicherweise den Weg
zu uns und lassen sich beraten. Gefährlich, weil sie eine
Dynamik mitbringen, mit der sie schnell einen Park
wieder „in Ordnung“ haben wollen.
Wir sind schon sehr froh, wenn diese vitalen, pas-
sionierten Homines Novi uns finden und wenn die
Buitenplaatsen die Vorschriften des Denkmalgesetzes,
Naturschutzgesetzes usw. erfüllen. Dann ist es uns und
auch unserem Denkmalschutz, dem Rijksdienst voor de
Monumentenzorg, egal ob sie vermögend sind: Es geht
um die Erhaltung des Denkmals.
Es bleibt immer eine Aufgabe, die richtigen Ent-
schlüsse zu fassen und es ist uns klar geworden, dass
jeder Park oder jeder Garten einzeln betrachtet werden
muss. Hier liegt eine Gefahr, die auch zusammenhängt
mit den Anfängen der Stiftung. Die 40 arbeitslosen
Gärtner mussten direkt an die Arbeit gehen, an
demselben Tag, als man anfing mit den Vorarbeiten zum
ersten Pflegewerk. Jens Beck und Volker Gehring, die
uns 2001 besuchten, haben es - auf englisch -
folgendermaßen Weise formuliert:
„Both care ofthe existing Situation without an estab-
lished concept and taking account ofthe owner’s wishes
contradict the strongly scientific care of monuments in
Germany. However, both aspects strenghten the attach-
ment of the owners to their gardens and increase their
feeling of responsibility. The practical Implementation
of the maintenance work is also simplified, since the
bureaucratic expense is reduced. Against the advan-
tages there are however also disadvantages. Above all
the measures implemented are not always documented,