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Michael Braune
5 Hildesheim, St. Michaelis, Grundriss um 1822 aus Mithoff 1875, III, Tafel 1.
Roter Wesersandstein, bruchrauhe Oberfläche
d « ca. 40 - 60 mm
Mörtelbett T rass kalk, sehr mager
d ■ ca. 20 - 40 mm
Liaporestrich!) Körnung ca. 4/8 mm
d * ca. 80 - 150 mm
Geotextil Naue Sekutex GRK 3; 150 g / mm“
Mergel über Posidonienschiefer oder
Auffülle über Mergel
1 ’ Liaporestrich - Rezeptur:
Liapor 4/8mm 50 kg
CEM I 52,5 R/HS-NA 40 kg
Anmachwasser 10 kg
Gesamt 100 kg
Wichte 7 » ca. 400 kg / m3
Aktive Kapillarität hk» ca. 2,0 cm
Druckfestigkeit Q 2U|° ca. 3,6 kg / cm1 2
6 Hildesheim, St. Michaelis, kapillarbrechender Fußbodenaufbau (2007).
wieder auf die historischen Fundamente gestellt wor-
den war.22 „Bei der zweiten Arbeit, dem Verputz der
inneren Wände, ist für nötig erachtet, den auf dem
alten Mauerwerk befindlichen Putz vollkommen
abzunehmen und durch einen neuen zu ersetzen."23
Der dritte Posten war die westliche Doppelarkade des
Südseitenschiffes mit der ein Würfelkapitell tragenden
Stütze. Überwiegend wurde repariert, bei Neuerstell-
tem musste es stets bei dem Billigsten und Einfachs-
ten bleiben, jedoch ganz auf der Höhe der Zeit mit
gusseisernen Fenstern, die im Langhaus bis heute ver-
wendet sind und dem neumodischem Vorschlag eines
Fußbodens aus Gussasphalt, der nicht realisiert
wurde, wofür man - nach unserem heutigen bauphy-
sikalischem Wissen - nur dankbar seien kann. Doch
auch C. W. Hase hatte die Probleme, die das Wasser
dem Gebäude bereitet hatte, wohl erkannt: Vor der
Nordwand im Kreuzhof ließ er einen (allerdings viel zu
flachen) Drainagegraben ziehen und den Boden in der
Kirche zur Trockenlegung einen Fuß tief ausheben
und durch neuen trockenen Füllsand ersetzen, was
bei Anwendung von grobem Kies als kapillarbrechen-
de Schicht auch funktioniert hätte. Tatsächlich ist erst
2007 in einem Hildesheimer Baustofflabor ein Fuß-
bodenunterbau für die neuen Buntsandsteinplatten
entwickelt worden, der durch ein sorgsam abgestimm-
tes Verhältnis von Zementschlämme und Liapor (Bläh-
ton-Kügelchen) einerseits die erforderliche Druckfes-
tigkeit (Möglichkeit der Benutzung durch einen Hub-
steiger) gewährleistet, andererseits durch Kapillarbre-
chung aufsteigende Feuchtigkeit verhindert (Abb. 6).
Ein Jahr später hatte C. W. Hase den „Mauer-Fraß",
wie man wohl damals das durch Salzbelastung zer-
störte Mauerwerk nannte, akkurat kartiert, das auszu-
wechselnde Mauerwerk aufgezeichnet, es allerdings
„schwächer als das alte projectiert"24 (in der Tat ist
auch die von ihm errichtete Nordwand 68 cm schma-
ler als die originale Südwand25). Knapp zwanzig Jahre
nach dieser Wiederherstellung entstand auch die
erste Warmluftheizung in der Kirche, deren gemauer-
te Ziegelkanäle bei der Grabung in 2006 freigelegt
und dokumentiert wurden (vgl. Brandorff, Abb. 12).
Der hannoversche Historien- und Porträtmaler Georg
Bergmann25 kopierte in Aquarell die Bilderdecke und
restaurierte sie, allerdings in einer Weise, die 50 Jahre
später zu starkem „Absanden" der Farben führte und
er malte die Vierungs- und die Chordecke aus. So war
die Kirche ab 1857 wieder als evangelisch-lutherischer
Kultraum nutzbar.
Die Katholiken zogen 1864 mit der Wiederherstellung
der Krypta und einer dem Zeitgeschmack entspre-
chenden Präsentation der Grablege Bernwards nach.
Sie entsprach wohl nicht ganz den Bedürfnissen, denn
1893 befasste sich der renommierte Kirchenarchitekt
Christoph Hehl noch einmal mit der Neugestaltung
der Krypta nach der weiteren Freilegung der Grab-
stätte Bernwards und Neufassung der Bernwards-
quelle. Dabei fanden sich auch Fragmente eines
romanischen Altars.27 Die farbige Ausmalung erfolgte
durch Herrmann Schaper.28 1905 macht Christoph
Hehl sich in einem Gutachten Gedanken zur Behei-
zung der Bernwardskrypta, was damals nicht nur
einen Kesselraum mit Schornstein, sondern auch die
Planung eines Kokskellers beinhaltete (nicht ausge-
führt worden). Was das Feuchtigkeitsproblem angeht,
empfahl Christoph Hehl einen Graben außen „um die
Krypta herum bis auf die Tiefe von 20 ctm unter
Oberkante Krypta-Fußboden"29 um die Feuchtigkeit
abzuführen.
Michael Braune
5 Hildesheim, St. Michaelis, Grundriss um 1822 aus Mithoff 1875, III, Tafel 1.
Roter Wesersandstein, bruchrauhe Oberfläche
d « ca. 40 - 60 mm
Mörtelbett T rass kalk, sehr mager
d ■ ca. 20 - 40 mm
Liaporestrich!) Körnung ca. 4/8 mm
d * ca. 80 - 150 mm
Geotextil Naue Sekutex GRK 3; 150 g / mm“
Mergel über Posidonienschiefer oder
Auffülle über Mergel
1 ’ Liaporestrich - Rezeptur:
Liapor 4/8mm 50 kg
CEM I 52,5 R/HS-NA 40 kg
Anmachwasser 10 kg
Gesamt 100 kg
Wichte 7 » ca. 400 kg / m3
Aktive Kapillarität hk» ca. 2,0 cm
Druckfestigkeit Q 2U|° ca. 3,6 kg / cm1 2
6 Hildesheim, St. Michaelis, kapillarbrechender Fußbodenaufbau (2007).
wieder auf die historischen Fundamente gestellt wor-
den war.22 „Bei der zweiten Arbeit, dem Verputz der
inneren Wände, ist für nötig erachtet, den auf dem
alten Mauerwerk befindlichen Putz vollkommen
abzunehmen und durch einen neuen zu ersetzen."23
Der dritte Posten war die westliche Doppelarkade des
Südseitenschiffes mit der ein Würfelkapitell tragenden
Stütze. Überwiegend wurde repariert, bei Neuerstell-
tem musste es stets bei dem Billigsten und Einfachs-
ten bleiben, jedoch ganz auf der Höhe der Zeit mit
gusseisernen Fenstern, die im Langhaus bis heute ver-
wendet sind und dem neumodischem Vorschlag eines
Fußbodens aus Gussasphalt, der nicht realisiert
wurde, wofür man - nach unserem heutigen bauphy-
sikalischem Wissen - nur dankbar seien kann. Doch
auch C. W. Hase hatte die Probleme, die das Wasser
dem Gebäude bereitet hatte, wohl erkannt: Vor der
Nordwand im Kreuzhof ließ er einen (allerdings viel zu
flachen) Drainagegraben ziehen und den Boden in der
Kirche zur Trockenlegung einen Fuß tief ausheben
und durch neuen trockenen Füllsand ersetzen, was
bei Anwendung von grobem Kies als kapillarbrechen-
de Schicht auch funktioniert hätte. Tatsächlich ist erst
2007 in einem Hildesheimer Baustofflabor ein Fuß-
bodenunterbau für die neuen Buntsandsteinplatten
entwickelt worden, der durch ein sorgsam abgestimm-
tes Verhältnis von Zementschlämme und Liapor (Bläh-
ton-Kügelchen) einerseits die erforderliche Druckfes-
tigkeit (Möglichkeit der Benutzung durch einen Hub-
steiger) gewährleistet, andererseits durch Kapillarbre-
chung aufsteigende Feuchtigkeit verhindert (Abb. 6).
Ein Jahr später hatte C. W. Hase den „Mauer-Fraß",
wie man wohl damals das durch Salzbelastung zer-
störte Mauerwerk nannte, akkurat kartiert, das auszu-
wechselnde Mauerwerk aufgezeichnet, es allerdings
„schwächer als das alte projectiert"24 (in der Tat ist
auch die von ihm errichtete Nordwand 68 cm schma-
ler als die originale Südwand25). Knapp zwanzig Jahre
nach dieser Wiederherstellung entstand auch die
erste Warmluftheizung in der Kirche, deren gemauer-
te Ziegelkanäle bei der Grabung in 2006 freigelegt
und dokumentiert wurden (vgl. Brandorff, Abb. 12).
Der hannoversche Historien- und Porträtmaler Georg
Bergmann25 kopierte in Aquarell die Bilderdecke und
restaurierte sie, allerdings in einer Weise, die 50 Jahre
später zu starkem „Absanden" der Farben führte und
er malte die Vierungs- und die Chordecke aus. So war
die Kirche ab 1857 wieder als evangelisch-lutherischer
Kultraum nutzbar.
Die Katholiken zogen 1864 mit der Wiederherstellung
der Krypta und einer dem Zeitgeschmack entspre-
chenden Präsentation der Grablege Bernwards nach.
Sie entsprach wohl nicht ganz den Bedürfnissen, denn
1893 befasste sich der renommierte Kirchenarchitekt
Christoph Hehl noch einmal mit der Neugestaltung
der Krypta nach der weiteren Freilegung der Grab-
stätte Bernwards und Neufassung der Bernwards-
quelle. Dabei fanden sich auch Fragmente eines
romanischen Altars.27 Die farbige Ausmalung erfolgte
durch Herrmann Schaper.28 1905 macht Christoph
Hehl sich in einem Gutachten Gedanken zur Behei-
zung der Bernwardskrypta, was damals nicht nur
einen Kesselraum mit Schornstein, sondern auch die
Planung eines Kokskellers beinhaltete (nicht ausge-
führt worden). Was das Feuchtigkeitsproblem angeht,
empfahl Christoph Hehl einen Graben außen „um die
Krypta herum bis auf die Tiefe von 20 ctm unter
Oberkante Krypta-Fußboden"29 um die Feuchtigkeit
abzuführen.