Die archäologischen Untersuchungen in St. Michaelis, Hildesheim
Bericht über die Ausgrabungen vom 21.02. bis 01.06.2006
111
36 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 4, Befund 59: Ver-
färbungen von den Leisten an den Ecken eines vergangenen
Sarges.
Eine besonders dichte Belegung wies der Innenraum
des 1679 fertig gestellten Ostturmes der Kirche auf
(Abb. 6). Hier gab es auf einer Fläche von circa 45 qm
noch 14 erkennbare Gräber sowie eine nicht genau
zu ermittelnde Anzahl weiterer Bestatteter, deren
Überreste bei der Anlage jüngerer Grablegen beiseite
geräumt worden waren. Das Erdgeschoss des Ost-
turmes von St. Michaelis bildete den Eingangsbereich
zur Kirche und war sicher als repräsentative Halle
gestaltet. Wer hier bestattet war, lag an exponierter
Stelle. Jeden Sonntag ging die ganze Gemeinde an
den hier angebrachten Grabtafeln, Gedenksteinen
und Epitaphien vorbei. Es hing sicherlich von der Fi-
nanzkraft der einzelnen Familie ab, wo sie innerhalb
und auch außerhalb der Kirche einen Begräbnisplatz
erhielt.
Beim Vergleich der Grablegen ergab sich ein interes-
santes Detail: In die Gräber wurden die Särge mit Hilfe
von Seilen oder Gurten herabgelassen. Um diese an-
schließend problemlos wieder herausziehen zu kön-
nen, mussten ein paar Zentimeter Platz unter dem
Sarg vorhanden sein. In den Grüften hatte man dieses
Problem dahingehend gelöst, dass vorn und hinten
ein Steg aus hochkant verlegten Ziegelsteinen in die
Bodenpflasterung gesetzt war (Abb. 35). Gleichzeitig
37 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 4, Befund 62: Unter den Knien der be-
statteten Person befindet sich eine flache Erhöhung, die dem Sarg als Auflager
diente.
38 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 4, Befund 31: Unter den Knien und dem
Schulterbereich der bestatteten Person befinden sich quer gelegte Lang-
knochen einer früheren Bestattung, die dem Sarg als Auflager dienten.
diente der Steg der Unterlüftung der Särge, da die
Grüfte nur abgedeckt und nicht mit Erde verfüllt wur-
den. In den Erdgräbern konnten drei weitere Lage-
rungsmöglichkeiten beobachtet werden:
1. Der Sarg hatte vorn und hinten angebrachte Fuß-
leisten (Abb. 36),
2. jeweils im vorderen und hinteren Viertel der Grab-
grube schüttete man einen flachen Erdhaufen auf,
auf denen der Sarg abgestellt wurde (Abb. 37),
3. man platzierte an diesen Stellen die Langknochen
einer beiseite geräumten früheren Bestattung in
Querrichtung auf den Boden (Abb. 38).
Bericht über die Ausgrabungen vom 21.02. bis 01.06.2006
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36 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 4, Befund 59: Ver-
färbungen von den Leisten an den Ecken eines vergangenen
Sarges.
Eine besonders dichte Belegung wies der Innenraum
des 1679 fertig gestellten Ostturmes der Kirche auf
(Abb. 6). Hier gab es auf einer Fläche von circa 45 qm
noch 14 erkennbare Gräber sowie eine nicht genau
zu ermittelnde Anzahl weiterer Bestatteter, deren
Überreste bei der Anlage jüngerer Grablegen beiseite
geräumt worden waren. Das Erdgeschoss des Ost-
turmes von St. Michaelis bildete den Eingangsbereich
zur Kirche und war sicher als repräsentative Halle
gestaltet. Wer hier bestattet war, lag an exponierter
Stelle. Jeden Sonntag ging die ganze Gemeinde an
den hier angebrachten Grabtafeln, Gedenksteinen
und Epitaphien vorbei. Es hing sicherlich von der Fi-
nanzkraft der einzelnen Familie ab, wo sie innerhalb
und auch außerhalb der Kirche einen Begräbnisplatz
erhielt.
Beim Vergleich der Grablegen ergab sich ein interes-
santes Detail: In die Gräber wurden die Särge mit Hilfe
von Seilen oder Gurten herabgelassen. Um diese an-
schließend problemlos wieder herausziehen zu kön-
nen, mussten ein paar Zentimeter Platz unter dem
Sarg vorhanden sein. In den Grüften hatte man dieses
Problem dahingehend gelöst, dass vorn und hinten
ein Steg aus hochkant verlegten Ziegelsteinen in die
Bodenpflasterung gesetzt war (Abb. 35). Gleichzeitig
37 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 4, Befund 62: Unter den Knien der be-
statteten Person befindet sich eine flache Erhöhung, die dem Sarg als Auflager
diente.
38 Hildesheim, St. Michaelis, Schnitt 4, Befund 31: Unter den Knien und dem
Schulterbereich der bestatteten Person befinden sich quer gelegte Lang-
knochen einer früheren Bestattung, die dem Sarg als Auflager dienten.
diente der Steg der Unterlüftung der Särge, da die
Grüfte nur abgedeckt und nicht mit Erde verfüllt wur-
den. In den Erdgräbern konnten drei weitere Lage-
rungsmöglichkeiten beobachtet werden:
1. Der Sarg hatte vorn und hinten angebrachte Fuß-
leisten (Abb. 36),
2. jeweils im vorderen und hinteren Viertel der Grab-
grube schüttete man einen flachen Erdhaufen auf,
auf denen der Sarg abgestellt wurde (Abb. 37),
3. man platzierte an diesen Stellen die Langknochen
einer beiseite geräumten früheren Bestattung in
Querrichtung auf den Boden (Abb. 38).