Zum Phantom der Westhalle mit dem Standort der Bronzetüren in St. Michaelis
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17 Hildesheim, St. Michaelis, Grabungszeichnung Harenberg, Grundriss mit Gräbern, Altar und Säule.
gegraben und gesehen haben, denn sein Schnitt ging
über sie hinweg. Die beiden nördlich und südlich lie-
genden Grüfte hat er nicht angegraben.
Dort wo das Fundament F (Foundation trench of the
Irminsäule) eingetragen ist, liegen gestörte jüngere
Bestattungen im Boden (Abb. 8). Von einem Funda-
ment oder auch nur von einer verschobenen Unter-
fütterung für ein Fundament ließ sich im Schnitt
nichts finden. Genau so verhält es sich mit dem im
Westen des Schnittes von Bohland mit G bezeichne-
ten und sechseckig eingezeichneten Fundament für
das Taufbecken. Da keine Hinweise auf seine einge-
zeichneten Fundamente im Boden vorhanden sind,
jedoch im Jahre 2006 die Steinplattengrüfte und jün-
geren Bestattungen ergraben und dokumentiert wer-
den konnten, kann die Rekonstruktion der von ihm
vorgeschlagenen und bei Tschan publizierten Orte für
die Bernwardssäule, den Kreuzaltar, die Irmensäule
und das Taufbecken13 nicht richtig sein.
Auch einem erfahrenen Mittelalterarchäologen kann
eine sich später als falsch herausstellende Inter-
pretation von nicht auf den ersten Blick eindeutigen
Befunden unterlaufen. Im Jahre 1946 hatte Joseph
Bohland gerade mit seinem Studium der Kunst-
geschichte in Göttingen begonnen und die heutigen
Grabungsmethoden waren ihm sicher nicht bekannt.
Diese ungünstigen Voraussetzungen und die schwie-
rigen Grabungsbedingungen unmittelbar nach den
Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges entschuldigen
jedoch nicht, dass hier Befunde eingezeichnet und
dem amerikanischen Kunsthistoriker Tschan glaubhaft
versichert worden sind, obwohl es keine gab und wie
wir nachweisen konnten, auch keine gegeben hat.
Die bisher auch schon in Zweifel gezogenen Befunde
zur Ausstattung von St. Michaelis hat es so nicht ge-
geben, alle Rekonstruktionen, die sich auf seine Be-
funde berufen, müssen daher revidiert werden.
Trotzdem lassen sich aufgrund der neuen Befunde im
Boden und dem Ausschlussverfahren einige Hinweise
auf die gesuchten Ausstattungsstücke geben. Die drei
Steinplattengräber gehören aufgrund der Stratigrafie
und der Bauart in die älteste Zeit des Klosters, in die
Bauphase III der Harris Matrix. Anhand der wenigen
Knochen und des Fehlens von Beigaben kann mit
Sicherheit nicht bestimmt werden, wer hier bestattet
war. Wir wissen jedoch, dass einige der ersten Äbte
von St. Michaelis vor dem Kreuzaltar im Mittelschiff
begraben worden sind. Da wir die Lage der Stein-
plattengräber genau kennen, bleibt für das Funda-
ment des Kreuzaltares nur der Platz, den der Back-
steinheizkanal einnimmt oder der Ort, an dem die jün-
geren Sargbestattungen liegen. Dieser Ort ist jedoch
nur möglich, wenn der Kreuzaltar im späteren
Mittelalter etwas nach Osten verlegt wurde oder der
Altarstandort nach dem Einsturz des Ostvierungstur-
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17 Hildesheim, St. Michaelis, Grabungszeichnung Harenberg, Grundriss mit Gräbern, Altar und Säule.
gegraben und gesehen haben, denn sein Schnitt ging
über sie hinweg. Die beiden nördlich und südlich lie-
genden Grüfte hat er nicht angegraben.
Dort wo das Fundament F (Foundation trench of the
Irminsäule) eingetragen ist, liegen gestörte jüngere
Bestattungen im Boden (Abb. 8). Von einem Funda-
ment oder auch nur von einer verschobenen Unter-
fütterung für ein Fundament ließ sich im Schnitt
nichts finden. Genau so verhält es sich mit dem im
Westen des Schnittes von Bohland mit G bezeichne-
ten und sechseckig eingezeichneten Fundament für
das Taufbecken. Da keine Hinweise auf seine einge-
zeichneten Fundamente im Boden vorhanden sind,
jedoch im Jahre 2006 die Steinplattengrüfte und jün-
geren Bestattungen ergraben und dokumentiert wer-
den konnten, kann die Rekonstruktion der von ihm
vorgeschlagenen und bei Tschan publizierten Orte für
die Bernwardssäule, den Kreuzaltar, die Irmensäule
und das Taufbecken13 nicht richtig sein.
Auch einem erfahrenen Mittelalterarchäologen kann
eine sich später als falsch herausstellende Inter-
pretation von nicht auf den ersten Blick eindeutigen
Befunden unterlaufen. Im Jahre 1946 hatte Joseph
Bohland gerade mit seinem Studium der Kunst-
geschichte in Göttingen begonnen und die heutigen
Grabungsmethoden waren ihm sicher nicht bekannt.
Diese ungünstigen Voraussetzungen und die schwie-
rigen Grabungsbedingungen unmittelbar nach den
Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges entschuldigen
jedoch nicht, dass hier Befunde eingezeichnet und
dem amerikanischen Kunsthistoriker Tschan glaubhaft
versichert worden sind, obwohl es keine gab und wie
wir nachweisen konnten, auch keine gegeben hat.
Die bisher auch schon in Zweifel gezogenen Befunde
zur Ausstattung von St. Michaelis hat es so nicht ge-
geben, alle Rekonstruktionen, die sich auf seine Be-
funde berufen, müssen daher revidiert werden.
Trotzdem lassen sich aufgrund der neuen Befunde im
Boden und dem Ausschlussverfahren einige Hinweise
auf die gesuchten Ausstattungsstücke geben. Die drei
Steinplattengräber gehören aufgrund der Stratigrafie
und der Bauart in die älteste Zeit des Klosters, in die
Bauphase III der Harris Matrix. Anhand der wenigen
Knochen und des Fehlens von Beigaben kann mit
Sicherheit nicht bestimmt werden, wer hier bestattet
war. Wir wissen jedoch, dass einige der ersten Äbte
von St. Michaelis vor dem Kreuzaltar im Mittelschiff
begraben worden sind. Da wir die Lage der Stein-
plattengräber genau kennen, bleibt für das Funda-
ment des Kreuzaltares nur der Platz, den der Back-
steinheizkanal einnimmt oder der Ort, an dem die jün-
geren Sargbestattungen liegen. Dieser Ort ist jedoch
nur möglich, wenn der Kreuzaltar im späteren
Mittelalter etwas nach Osten verlegt wurde oder der
Altarstandort nach dem Einsturz des Ostvierungstur-