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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Kanzel von Ludwig Münstermann in Rodenkirchen — Hameln: Niemeyer, Heft 37.2011

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Uwe Pleninger

Beobachtungen zur Werk- und Fasstechnik der Kanzel

83


89 Die Pfeile weisen auf die Dellen, die an allen Putten vor-
handen sind.

90 In der Abbildung sind die Dellen (Messpunkte) markiert
und mit Achsen verbunden.


er weitgehend übernahm und verfeinerte. Dabei stell-
te er fest, dass es nicht nur einen ideal gewachsenen,
schönen Menschentypus gibt, sondern mehrere
naturbedingte, harmonische Körperbautypen.'1
Vielleicht sind auch die besonders großen Füße, die
bei Münstermanns Skulpturen auffallen, auf den
Einfluss von Albertis Kanon zurückzuführen: Die von
ihm beschriebene Fußlänge beträgt ein Sechstel der
Körperlänge, wodurch die Füße in Relation zum
Gesamtkörper relativ überdimensioniert erscheinen.
Naturstudium
Münstermanns Skulpturen sind bemerkenswert cha-
raktervoll (Abb. 91). Vor allem ihre Gesichter sind indi-
viduell gestaltet und lassen sich bestimmten Typen
zuweisen. In ihnen spiegelt sich offenkundig das zeit-
genössische Interesse an der Antike und ihren
Schönheitsidealen. Nach der Kunsttheorie der Renais-
sance sollte mit dem Studium der Natur begonnen
werden, deren Fehlerhaftigkeit durch das Studium der
als vollkommen angesehenen antiken Skulpturen zu
verbessern war. Bei den Naturstudien versuchte man
die seelischen Wesenszüge der Menschen an äußerli-
chen Merkmalen zu erkennen und sie in Charaktere
einzuordnen. Münstermann kannte mit Sicherheit die
in der damaligen Zeit veröffentlichte Literatur, in der
solche Charaktere beschrieben wurden und ließ sich
vermutlich durch sie anregen. Vielleicht führte er aber

91 Evangelist Johannes.
 
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