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Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Die Kanzel von Ludwig Münstermann in Rodenkirchen — Hameln: Niemeyer, Heft 37.2011

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Uwe Pleninger

Beobachtungen zur Werk- und Fasstechnik der Kanzel

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106 Diamantstein an der Laterne des Schalldeckels, Absetzung mit Blei-Zinn-Gelb.


wieder entdeckt wurden.17 Damit kann angenommen
werden, dass die Farbschichten, die unter der grauen
Grundierung (Veneda) liegen, weit vor 1755 entstan-
den sein müssen und - angesichts der Fassungs-
geschichte der Kanzel - zu deren Staffierung von
1638 zu zählen sind. Auch die ursprüngliche Vergol-
dungstechnik ließ sich nachweisen: Das Anlegemittel
wurde unpigmentiert direkt auf das Holz aufgetragen
und darauf das Gold angeschossen (Abb. 107, 108).
Wie die Oberflächenveredelungen ausgeführt wur-
den, konnte nicht mehr vollständig rekonstruiert wer-
den, da die Kanzel bei der Instandsetzung in den 60er
Jahren des 20. Jahrhunderts mit starken Laugen
behandelt worden ist (Abb. 109). Immerhin ließen
Spuren von Anlegemitteln erkennen, dass die orna-
mentalen Reliefrahmen an der Brustzone partiell
wie mit „Blitzern" mit Blattgold akzentuiert waren
(Abb. 110).


107 Konsolenfries am Schalldeckel, Absetzung mit
Blattgold.


Die jüngeren Überarbeitungen
Die überaus differenzierte Fassung von 1638 wurde
1755 mit einer flächendeckenden blauen Marmorie-
rung auf der bereits erwähnten grauen Grundierung
übermalt. Sie ist mit einer Datumskartusche an der
Kanzel dokumentiert. Es handelt sich um eine typi-
sche Marmorierung des 18. Jahrhunderts: Auf die
graue Veneda folgen die hell- und dunkelblauen, nass
in nass gearbeiteten Farbschichten. Nach dem Trock-
nen wurden die Marmoradern aufgesetzt. Abschlie-
ßend erfolgte ein Firnisüberzug. Während der Res-
taurierung konnten Eigenschaften des Bindemittels
beobachtet werden, wie sie Leim bzw. Kasein haben.
Polarisationsmikroskopische Untersuchungen erga-
ben, dass das Blau aus einem Gemisch von Bremer
Blau (künstliches Kupfercarbonat) und Smalte (künst-
liches Kobaltpigment) besteht.
Darauf findet man Spuren einerweiteren Fassung von
1889,18 die ältere Fotografien noch zeigen. Wie zeit-
gleich am Altar modifizierte sie die barocke Farb-


108 Konsolenfries am Schalldeckel, Absetzung mit
Blattgold unter der grauen Grundierung.
 
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