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Kimpflinger, Wolfgang; Neß, Wolfgang; Zittlau, Reiner; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Das Fagus-Werk in Alfeld als Weltkulturerbe der UNESCO: Dokumentation des Antragsverfahrens — [Hannover]: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Heft 39.2011

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3. Begründung für die Eintragung
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https://doi.org/10.11588/diglit.51160#0079
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Welterbeantrag Fagus-Werk


Abb. 104: AEG Turbinenhalle, Berlin, Architekt: Peter Behrens, 1908-1909 (2003)

Eindruck eines zusammenhängenden Glaskör-
pers, dem die Stützen lediglich Rhythmus ge-
ben. Durch die gläserne Ecke schließen sich je-
weils zwei Glaswände zum Körper zusammen.
Dadurch wird die Fiktion einer Vorhangwand be-
wirkt, die den Baukörper auf allen Seiten um-
gibt. Monumentalität und äußerlich zur Schau
gestellte Größe, wie sie sich an der Behrensschen
Turbinenhalle besonders an den Eckpylonen aus
Beton und dem darüberliegenden wuchtigen
Tympanon präsentiert, entspricht nicht den Vor-
stellungen des „Künstlerarchitekten" Gropius
von wahrhaft großer Architektur. Hierin folgt
Gropius seiner eigenen Definition, die er in sei-
nen Schriften ausführlich darlegt: Das Alfelder
Fagus-Werk überzeugt nicht durch äußere, son-
dern durch innere Größe, die sich in der ge-
schlossenen Umrissform, dem körperhaften Vo-
lumen und den harmonischen Proportionen aus-
drückt. Neben der schwebenden Leichtigkeit ist
es diese fern von Machtgebärden und Symbo-
len angesiedelte Form der Körperlichkeit, die das
Alfelder Hauptgebäude zum Ursprungsbau der
Moderne macht.

Die am Fagus-Werk entwickelten architektoni-
schen Ideen bargen eine ungeheuere Innovati-
onskraft. Sie griffen in der Folgezeit über den In-
dustriebau hinaus und durchdrangen auch an-
dere Bauaufgaben des 20. Jahrhunderts. Als
Multiplikatoren wirkten hierbei, neben Gropius
selbst, vor allem die Architekten des De Stijl in
Holland, Mies van der Rohe und Le Corbusier.
Die Rezeption des Fagus-Werks setzte bereits
1914 in der architekturkritischen Fachliteratur
ein, fand schon in den zwanziger Jahren Nieder-
schlag in der künstlerischen Architektur- und In-
dustriefotografie (Edmund Lill, 1874-1958 und
Albert Renger-Patzsch, 1897-1966) und ist seit-
her in jeder architekturhistorischen Publikation
zur Baukunst der Moderne als wegweisender In-
itialbau und renommierter Bestandteil der glo-
balen Architektur erwähnt.

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