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Adreßbuch der Stadt Heidelberg: Adreßbuch der Stadt Heidelberg mit den Gemeinden Ziegelhausen und Leimen sowie der Stadt Wiesloch — 81.1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.41980#0011

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im

Wandlungen
ßevölkerungsbild Heidelbergs
Von Dr. Karl Kollnig
Wechselvoll wie die Geschichte der Stadt selbst ist auch die Bevölkerungsgeschichte Heidelbergs. Mit dem
Auf und Ab ihrer äußeren Entwicklung als pfälzische Residenz, als Universitäts-, Fremden- und Industriestadt
ging der Wandel im Bevölkerungsbild Hand in Hand, vollzogen sich wesentliche Umschichtungen im sozialen
Gefüge und in der beruflichen Zusammensetzung der Einwohnerschaft. Wie das heutige Stadtbild in Grundriß,
Straßenverlauf und baulicher Anlage geworden und gewachsen ist im Laufe vieler Jahrhunderte und die Spu-
ren dieses Werdens allenthalben noch zu erkennen sind, so stellt auch die Bevölkerung Heidelbergs das Ergeb-
nis vielfältiger Mischung alteingesessener Familien mit immer wieder neu hinzugekommenen, aus der Nachbar-
schaft oder von weiter her eingewanderten fremden Bevölkerungselementen dar. Nachdem mit dem Zustrom
von Ostflüchtlingen ein neues Kapitel der Heidelberger Bevölkerungsgeschichte in unseren Tagen begonnen hat,
mag es berechtigt und wünschenswert erscheinen, rückblickend die Wandlungen im Heidelberger Bevölkerungs-
bild im Laufe der Jahrhunderte zu überschauen.
Heidelberg tritt recht spät in das helle Licht der Geschichte. Die umliegenden Dörfer und Städte sind zu-
meist um Jahrhunderte älter. Keine Urkunde weiß über die Entstehung Heidelbergs, das erstmals im Jahre 1196
erwähnt wird, zu berichten. Wir dürfen aber annehmen, daß seine Anfänge mit dem Werden des Terrritoriums
der Pfalzgrafen bei Rhein aufs engste verbunden sind. Zu Füßen der 1225 erstmals genannten Burg entwickelte
sich in der engen Talsohle des Neckars die in auffallend regelmäßigen Straßenzügen angelegte Siedelung. Und
an dem Weg, der zur Burg hinaufführte, entstand eine Bergstadt, die bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hin-
ein außerhalb der städtischen Gerichtsbarkeit stand. In den ersten Jahrhunderten ihres Bestehens bestimmte
der Hof Gesicht und wirtschaftliche Struktur der Stadt. Mit dem Aufstieg der Kurpfalz zu einem der bedeu-
tendsten Territorien des alten deutschen Reiches belebte sich die Stadt, deren Bewohner zudem Nutzen aus der
günstigen Verkehrslage zogen. Denn auf dem Wege zur Frankfurter Messe kehrten zahlreiche Fremde in den
Gasthäusern und Herbergen Heidelbergs ein.
Über die Bevölkerungsverhältnisse der Stadt im Mittelalter sind wir nur mangelhaft unterrichtet. Die Frage,
woher die ältesten Einwohner stammten, aus der umliegenden Pfalz, aus benachbarten Territorien oder von
weiter her, wird wohl niemals beantwortet werden können. Auch über die Einwohnerzahl und die Zusammen-
setzung der Einwohnerschaft in den ersten Jahrhunderten des Bestehens der Stadt vermögen wir kein kla-
res Bild zu gewinnen. Denn planmäßige statistische Erhebungen kannte jene frühe Zeit noch nicht, und Ein-
wohnerverzeichnisse, Steuerregister oder Häuserlisten reichen so weit nicht zurück. So müssen wir uns damit
begnügen, aus den wenigen, durch die Gunst der Überlieferung zufällig erhaltenen Urkunden wenigstens einige
Einwohnernamen des 13. und 14. Jahrhunderts zu erfahren. Die ältesten Urkunden erwähnen nur Vornamen.
So hören wir 1226 von dem Schultheiß Giselherus, 1234 von einem Ingram, 1280 von Schultheiß Friedericus und
Magister Wernherus, 1305 von Ozlebus, 1308 von den Schultheißen Dymo und Fryzo. Bereits zu Ende des 13.
Jahrhunderts genügte aber offensichtlich der Vorname nicht mehr, um die einzelnen Bürger voneinander zu un-
terscheiden. Ergänzende Bezeichnungen traten daher hinzu. 1280 wird dem Namen Heinricus beigefügt „dictus
Hochfart“. 1305 kommen in einer Urkunde ein Hermann, genannt Küche, und ein Frise, genannt Tragebotq, vor,
1316 Magister Conradus dictus Fischer. Erst von Mitte des 14. Jahrhunderts ab sind bei den Heidelberger Ein-
wohnern Vor- und Nachname regelmäßig zusammen aufgeführt, wofür auch einige Beispiele genannt sein mö-
gen: 1354 Claus Fricz, Haman Rypolt; 1359 Heinrich Wize, Wygel Ingram; 1369 Heincz Sarwort, Sifrit Henkel-
mantel; 1371 Heinrich Rype; 1379 Hans Vogeler; 1383 Clarman Dorwart; 1385 Merkel Weideman; 1392 Peter
Waltz.
Eine erste bedeutsame Veränderung im Heidelberger Bevölkerungsbild vollzog sich zu Ende des 14. Jahr-
hunderts. 1386 gründete Kurfürst Ruprecht die Universität Heidelberg. Ein neuer Geist zog damit in die Stadt
 
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