XIV
Wandlungen im Bevölkerungsbild Heidelbergs
Gemeinde
Jahr
Einwohner
Gemarkungsfläche in ha
Handschuhsheim
1891
2436
457,20
Neuenheim
1903
3822
1545,60
Wieblingen
1920
3200
966,32
Kirchheim
1920
5800
1374,77
Rohrbach
1927
5227
1140,00
Grenzhof
1935
98
445,01
Die so erheblich vergrößerte Gemarkungsfläche bewirkte eine Verringerung der Bevölkerungsdichte, die be-
reits im Jahre 1900 auf 1049,2 und 1919 auf 1132,9 Menschen pro qkm angestiegen war.
Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich das Bevölkerungsbild der deutschen Städte und Dörfer in einem Aus-
maße gewandelt wie kaum je zuvor. Ausgebombte sind in Nachbarstädte gezogen. Millionen von Flüchtlingen
aus dem Osten mußten sich in Westdeutschland eine neue Heimat suchen. Viele Städte von mittlerer Größe
sind dadurch in wenigen Jahren wenigstens ihrer Einwohnerzahl nach zu Großstädten auf gestiegen. Die Be-
völkerung des unzerstörten Heidelberg nahm in sieben Jahren um 27 000 Menschen zu. Über die Entwicklung
der Bevölkerung seit 1939 geben die folgenden Zahlen Aufschluß:
1939: 84 273 1942: 83 804 1945: 94 274
1910: 83 656 1943: 89 403 1946: 111 766
1944: 92 114
Die Stadt Heidelberg allein nahm über 13 000 Flüchtlinge auf. Die nachstehende Übersicht gibt ein Bild von
ihrer Herkunft und ihrer Altersgliederung:
Ostflüchtlinge in Heidelberg
Nach dem Stand vom 1. 1. 1948:
Nach Herkunftsländern Nach Altersgruppen
Polnisch bes. Gebiet
2759
Männer bis 65 Jahren
4396
Tschechoslowakei
7308
Männer über 65 Jahren
267
Rumänien
104
Frauen bis 65 Jahren
5307
Österreich
535
Frauen über 65 Jahren
353
Ungarn
1288
Kinder von 0—1 Jahr
71
Russische Zone
745
Kinder von 1—3 Jahren
331
Jugoslavien
197
Kinder von 3—6 Jahren
634
Griechenland
3
Kinder von 6—10 Jahren
709
Italien
3
Kinder von 10—14 Jahren
490
Japan
17
Kinder von 14—18 Jahren
551
Dänemark
34
Sonstige
116
Mit diesen neuen Bürgern, die also vor allem aus der Tschechoslowakei, aus Schlesien, Ungarn, Jugoslavien,
Rumänien und Österreich gekommen sind, hat sich die stammesmäßige Zusammensetzung der Heidelberger Be-
völkerung nun wieder sehr stark verändert. In Sprache, Gehaben, vielfach auch in Kleidung und Gang heben sich
die Neubürger zum Teil deutlich von der einheimischen Bevölkerung ab. In ihrer neuen Umgebung leben sie
sich schwer ein, sie fühlen sich als Fremdlinge und können ihre Heimat nicht vergessen. Und doch werden auch
die Neubürger unserer Tage in das Volkstum der neuen Heimat hinein wachsen, so wie dies auch in früheren
Perioden der Heidelberger Bevölkerungsgeschichte geschehen ist. Und schließlich werden aus ihnen oder ihren
Nachkommen doch auch Pfälzer werden, mögen darüber auch viele Jahre vergehen. Denn niemand kann sich
diesem Prozeß der Assimilation, der Einschmelzung entziehen. Der Bodenständige, Einheimische zwingt den
Ankömmling scheinbar unmerklich und doch mit der Zeit wirksam seine Sprechweise, Wesensart, sein Sich-
Halten auf. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß in Vergangenheit und Gegenwart auch die Fremden, die
Zugezogenen einen gewissen Einfluß auf Werden und Formung der Gesamtbevölkerung ausgeübt haben. Denn
in dieser Spannung zwischen Einheimischen und Zugewanderten, Alteingesessenen und Neubürgern hat sich die
Entwicklung der Heidelberger Bevölkerung eigentlich von Anbeginn an vollzogen.
Wandlungen im Bevölkerungsbild Heidelbergs
Gemeinde
Jahr
Einwohner
Gemarkungsfläche in ha
Handschuhsheim
1891
2436
457,20
Neuenheim
1903
3822
1545,60
Wieblingen
1920
3200
966,32
Kirchheim
1920
5800
1374,77
Rohrbach
1927
5227
1140,00
Grenzhof
1935
98
445,01
Die so erheblich vergrößerte Gemarkungsfläche bewirkte eine Verringerung der Bevölkerungsdichte, die be-
reits im Jahre 1900 auf 1049,2 und 1919 auf 1132,9 Menschen pro qkm angestiegen war.
Nach dem zweiten Weltkrieg hat sich das Bevölkerungsbild der deutschen Städte und Dörfer in einem Aus-
maße gewandelt wie kaum je zuvor. Ausgebombte sind in Nachbarstädte gezogen. Millionen von Flüchtlingen
aus dem Osten mußten sich in Westdeutschland eine neue Heimat suchen. Viele Städte von mittlerer Größe
sind dadurch in wenigen Jahren wenigstens ihrer Einwohnerzahl nach zu Großstädten auf gestiegen. Die Be-
völkerung des unzerstörten Heidelberg nahm in sieben Jahren um 27 000 Menschen zu. Über die Entwicklung
der Bevölkerung seit 1939 geben die folgenden Zahlen Aufschluß:
1939: 84 273 1942: 83 804 1945: 94 274
1910: 83 656 1943: 89 403 1946: 111 766
1944: 92 114
Die Stadt Heidelberg allein nahm über 13 000 Flüchtlinge auf. Die nachstehende Übersicht gibt ein Bild von
ihrer Herkunft und ihrer Altersgliederung:
Ostflüchtlinge in Heidelberg
Nach dem Stand vom 1. 1. 1948:
Nach Herkunftsländern Nach Altersgruppen
Polnisch bes. Gebiet
2759
Männer bis 65 Jahren
4396
Tschechoslowakei
7308
Männer über 65 Jahren
267
Rumänien
104
Frauen bis 65 Jahren
5307
Österreich
535
Frauen über 65 Jahren
353
Ungarn
1288
Kinder von 0—1 Jahr
71
Russische Zone
745
Kinder von 1—3 Jahren
331
Jugoslavien
197
Kinder von 3—6 Jahren
634
Griechenland
3
Kinder von 6—10 Jahren
709
Italien
3
Kinder von 10—14 Jahren
490
Japan
17
Kinder von 14—18 Jahren
551
Dänemark
34
Sonstige
116
Mit diesen neuen Bürgern, die also vor allem aus der Tschechoslowakei, aus Schlesien, Ungarn, Jugoslavien,
Rumänien und Österreich gekommen sind, hat sich die stammesmäßige Zusammensetzung der Heidelberger Be-
völkerung nun wieder sehr stark verändert. In Sprache, Gehaben, vielfach auch in Kleidung und Gang heben sich
die Neubürger zum Teil deutlich von der einheimischen Bevölkerung ab. In ihrer neuen Umgebung leben sie
sich schwer ein, sie fühlen sich als Fremdlinge und können ihre Heimat nicht vergessen. Und doch werden auch
die Neubürger unserer Tage in das Volkstum der neuen Heimat hinein wachsen, so wie dies auch in früheren
Perioden der Heidelberger Bevölkerungsgeschichte geschehen ist. Und schließlich werden aus ihnen oder ihren
Nachkommen doch auch Pfälzer werden, mögen darüber auch viele Jahre vergehen. Denn niemand kann sich
diesem Prozeß der Assimilation, der Einschmelzung entziehen. Der Bodenständige, Einheimische zwingt den
Ankömmling scheinbar unmerklich und doch mit der Zeit wirksam seine Sprechweise, Wesensart, sein Sich-
Halten auf. Andererseits ist nicht zu verkennen, daß in Vergangenheit und Gegenwart auch die Fremden, die
Zugezogenen einen gewissen Einfluß auf Werden und Formung der Gesamtbevölkerung ausgeübt haben. Denn
in dieser Spannung zwischen Einheimischen und Zugewanderten, Alteingesessenen und Neubürgern hat sich die
Entwicklung der Heidelberger Bevölkerung eigentlich von Anbeginn an vollzogen.