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Das Naskhi und das Maghribi

Nach v. Berchem ist das Naskhi mit den Türken von Osten
nach Westen gewandert.
Das Naskhi hatte sich als Bücherschrift längst ein weites Gebiet
erobert. Während das Kufi für den Stein geschaffen schien oder
den breit malenden Pinsel, ward das Naskhi für das flüchtige
Schreibrohr erfunden. Wir berichteten schon oben über Moritz’
Ableitung der runden Schrift und ihrer Entstehung aus den Be-
dürfnissen der Handelsleute.
Während das Kufi gemessen einherschreitet und in Koranen und
von den Wänden der Moscheen die Worte des Propheten feierlich
verkündet, scheinen diese sich im Naskhi in fanatischem Eifer zu
überstürzen.
Das Charakteristische des Naskhi bildet zuerst einmal das Fehlen
der rechteckigen Winkel und der Horizontalen, sodann die Kurve
und die eilends gezogene Schlinge im Gegensatz zu den schnecken-
förmigen Einrollungen des Kufi. Auch sind die Senkrechten hier
nicht gleichmäßig stark, sondern verjüngen sich nach unten. Die
Punkte, die im Kufi kreisrund sind, sind hier, auffallenderweisc,
meist viereckige Gebilde. Unter den letzten Fatimiden in Ägypten
erreicht das Naskhi als Buchschrift den höchsten Grad seiner Voll-
endung. Es wurde unter den Ayubiden, wie oben gesagt, als Schrift
der Inschriften auf Stein eingeführt. Dies war eine Reaktion
gegen das bereits entartete Kufi. Das Naskhi büßt unter dieser
Dynastie und der der Mameluken nichts von seiner Schönheit ein.
Die Buchstaben sind nur schlanker geworden. Das Naskhi erhält
sich sehr rein in Ägypten, Syrien und der Türkei und ist als Druck-
schrift in die Gegenwart übernommen worden. Die Kalligraphie
verliert aber, seit der Einführung der gedruckten Schrift, ihre
frühere hohe Bedeutung und ihre Pflege.
Es bleibt noch ein Wort über das „Maghribi“ zu sagen.
? Nach Moritz ist die „maghribinische“ Schrift etwa in der ersten
Hälfte des 9. Jahrh. entstanden. Nach der Tradition hieß sie
ursprünglich „Kairawaner“. Kairuan, 670 n. Chr. gegründet, war
daher wohl der Entstehungsort. Nach B. Moritz ist sie aus der
kritischen umgebildet und „ist kein natürliches Entwicklungs-
produkt, sondern das Werk eines gelehrten Mannes, der bewußt
 
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