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Heidelberg College [Hrsg.]
Alt-Heidelberg: Heidelberg College magazine — 1885

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Nr. 41
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https://doi.org/10.11588/diglit.53719#0033
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J\s 41 [ «Sonntag, ben 27. fernher | ^|«STtio^w9 ; 1885.


4i) ^cr mterfamtie
IDlalmiß badete nid?t baran, bafj bie SBanfelmüthig’
feit — um nid?t ju fagen Dreulofigfeit — feine« SBefen«
unb gfmrafter« ihm fein ßebcn vetborbcn, baß er nie
mit Seftäiibighit etma« gctbjan, nur ba« Spiel — bic
Duelle all’ feine« Unglfld« — batte er mit Ä'onfcquenj
gepflegt unb mar il;m treu geblieben. Unb mie haßte
er jeßt ba« Spiel! 2Bie Verfluchte er feine Sdjmädfe!
Dod; ba« anbei te nicht« an feiner Sage.
©in BufaH — ber Bufatt fpielt ja fo oft eine
munberbare Solle — liefe gerabe je|t ben bebeutenbften
Steil be« Vermögen« feiner beiben SJlünbel, Sßerner
unb ®mmp Von Sübct«, flüfflg merben. Die erhebliche
Summe hatte al« elfte $ppothet auf einem grofeen Sitter*
gute geftanben unb mar leiten« be« Schulbner« gefünbigt
morben; bie Summe, über meldje er nun ju 9iufe unb
frommen ber Seftmiftc r verfügen foUte, bie fo ftnell
al« möglich mieber Vortheilhaft anjulegen feine Pflicht
mar, lag baar Vor ihm ba. Die« Selb mar mehr al«
hinreichenb, um ihn au« all’ feinen Sebrängniffcn mit
einem Schlage ju befreien; ber Slufterhof märe mit
$ilfe be«felben unter feiner alleinigen Kontrolle verblieben
unb er hätte bie BWen bei Sparfamteit unb firenger,
gemiffenhafter Stätigfeit leicht erfchmingen fönnen. ®inen
Slugenblid bachte er baran, biefe SJlünbelgelber in feinem
Bntereffe ju vermenben, er rechnete, bachte, fann — bot
plö^lich erhob Staltoifc ben floljen Äopf unb fprach laut:
„Sein, nein, lieber ju Srunbe gehen, al« biefe«
Selb angreifen! Sticht ein Schürfe merben, Herbert!"
®r h°tte fo laut gefprochen, bafe er vor feinen
eigenen fffiorten erftraf. 6r muffte ja, bafe ihm bie
aXöglichfeit fehlte, ba« bebeutenbe Äapital jurüdjujahlen.
Sur noch wenige Bahre unb Sßerner von Süber« mar
majorenn: bann mußte beffen Vermögen unmeigerlich
bi«ponibcl fein, ®mmp fonnte ßt auch jeben Sag ber-
loben unb bann halb verheiraten: auch in biefem vor*

s au«jufehenben gälte mar er gelungen, über ihren 93er-
■ mögen«antheil fofort befriebigenben Sluffchlnfe ju geben.
■ Slber menn er mit SBerner fprach, ihm bic Verhältniffe
! au«einanbcrfeßte — mürbe ber junge Slann ihm nicht
| juftimmcn, il;n felbft Veranlaffen, ba« Selb jur 2luf-
• befferung feiner — Slalmiß Verhältniffe ju ver-
! menben? SBetncr mar ein ebler, offener, freier (£l;a-
■ raftcr, aber . . . burfte er barauf rechnen, Bencm fein
Vermögen in biefer Sßeifc ju entziehen, um bie folgen
feiner eigenen törichten ßeibenftaft ju paralpfiren?
„Stein, nein unb taufenbmal nein!" rief SJlalmifc.
„®« fann unb barf nicht fo fein! St allein bin ber
Schulbige — unb ich allein muß aut büßen für meine
Schulb!"
Der Bmiefpalt, ber Sfampf mar übeiftanbcn, ftmer
patte bie V-.rfudiung gerungen mit bem rettliten Sinn
be« ®belmannc«. Borne«röthe überjog feine Stirn, in*
bem er an Schuf« Vctrug batte, unb er mußte fit
fagen, baß er eben fo gut mie Sener ein Sturte ge*
morben, hätte er ba« ihm anvertraute Sut ber eitern*
lofen Seftmifter in feinem Sufcen bermenbet. £>aftig
padte er bie Vanfnoten, bie mitten unb Obligationen
jufammen, fttieb einen furjen erläuternben Vrief baju
au feinen Sanfter in ber Sefibenj unb flegelte ba«
Sanje bann ein.
Darauf ließ er fit ein Sferb fatteln unb ritt nat
ber Station, um ben gemichtigen Vrief bem bortigen
Softamte ju übergeben.
Slot einmal pochte ber Verfuter bei ihm an, mäh’
renb er fo einfam butt ben 2ßalb ritt; e« ergriff ihn
eine unnennbare Sehnfutt nat ber Jerne: menn er
nun fort, immer fort, immer meiter ging — bie Slittel
trug er ja bei fit, um fogar mit allem benfbaren Äom*
fort jmiften nt unb bie alten, brüdenben Verhältniffe
ba« Sßcltmeer nitt allein ju legen, fonbern aut brüben
in aller Vehaglitfeit meiter ju leben unb — bann mar
ja bie Vergangenheit abgeftloffen — für immer —.
„Unb ber leßte «Dlalmifc ein gemeiner 2)icb!" flang
 
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