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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Rubensohn, Otto: Kerchnos
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0289

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KERCHNOS

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liehe Bezeichnung für Kybeleheiligtümer sei. Die Grundlage
für diese Meinung schien die Überlieferung zu bieten, die in
der That in einer Anzahl von Fällen die θαλάμη, die θαλαμη-
πόλοι, den θάλαμος im Kult der Kybele erwähnt. So wird z.
B. in den Alexipharmaka gleich zu Anfang von Kyzikos
gesagt :
ηχί ts 'Ρείης
Λοβρίνης θαλάμαι ts καί όργαστήριον νΑττεω,
WOZU der Scholiast bemerkt : θαλάμαι τόποι ιεροί υπόγειοι άνα-
κείμενοι τη 'Ρέα u. s. w. Man ist aber hierin zu weit gegan-
gen. Die θαλάμαι oder θαλαμαί—beide Accentuirungen kom-
men vor—gehören zwar in den Kult der Kybele, aber sie ge-
hören diesem Kult nicht ausschliesslich an. Aus Ammonios
περί διαφόρων λέξεων kennen wir die θαλαμη im Dienst der
Dioskuren, einem θάλαμος, wahrscheinlich aus dem Kult der
Aphrodite, begegnen wir in der panischen Hetäreninschrift1.
Hula und Szanto haben in den Berichten der wiener Akade-
mie 1894 S. 18 Nr. 13 eine Inschrift aus Mylasa in Karien
veröffentlicht, nach der ein Tib. Klaudios Seleukos τον 'Έρωτα
συν ty) περιεχούση αυτόν θαλάμη geweiht hat2. Wir haben also
unter der Thalame eine kleine Kapelle oder auch ein höhlen-
artiges Heiligtum zu verstehen, wie sie in den verschiedensten
Kulten Platz haben konnten. An die Erwähnung der θαλάμη in
unserer Stelle können wir daher keinen sicheren Schluss knüp-
fen. Weiter führt uns aber eine andere Erwägung. Die Angaben
über den Kerchnos sind aus Polemons Schrift περί του δίου κω-
δίου geschöpft. Wie konnte im Zusammenhang einer solchen
Schrift Polemon auf den Kerchnos.zu sprechen kommen ? Das
δΐον κώδιον—das Fell des dem Zeus geschlachteten Widders—-
war, wie es scheint,ein ursprünglich rein attisches Instrument
des Kultus3 und wurde nach den uns erhaltenen Angaben der
Alten im Dienst des Zeus und bei den Mysterien in Eleusis

1 Vgl. Athen. Mitth. XVIII, 1893, S. 16, 2, Zeile 6.
2 Siehe jetzt auch Buresch, Aus Lydien S. 63.
3 Vgl. Lobeck, Aglaopliamus S. 185.
 
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