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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 2-3
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Dörpfeld, Wilhelm: Das griechische Theater Vitruvs, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0366
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354

W. DOERPFELD

6) Zuletzt bespricht Bethe (S. 321) einige in unserem Buche
( S. 327) zusammengestellte Reliefs, hei denen Reisch, wie mir
scheint mit vollem Recht, in den hinter den Schauspielern
sichtbaren Säulen, Gebälken und Thiiren das hellenistische
säulengeschmückte Proskenion erkennt. Bethe giebt das nicht
zu, weil die Säulen dieser Reliefs paarweise verbunden seien
und über ihren verkröpften Gesimsen noch Giebel und Vasen
trügen. Dieser Grund ist mir nicht ganz verständlich. Dass auf
den Reliefs die Säulen des Hintergrundes einem Proskenion,
d. h. einer Dekoration angehören, kann doch nicht geleugnet
werden. Wenn nun auch die wenigen bisher bekannten hel-
lenistischen Proskenien, deren Gebälk erhalten ist, nur eine
gleichmässig verlaufende Architektur zeigen, so ist doch ohne
Weiteres erlaubt anzunehmen, dass es in hellenistischer Zeit
auch Proskenien mit paarweise verbundenen Säulen gegeben
hat. So viel ich weiss, ist die Ansicht fast allgemein verbrei-
tet, dass die Belebung der langen Säulenfassaden durch Grup-
pirung der Säulen und Verkröpfung des Gebälks in den gros-
sen Städten des Hellenismus entstanden und erst später auf
die römischen und kleinasiatischen Theaterfassaden übertra-
gen worden ist. Ich halte es ferner nicht für unmöglich, dass
schon im Theater von Delos, wo das Proskenion in drei Häuser
geteilt war, Verkröpfungen des Gebälks vorgekommen sind.
Im Theater von Epidauros liegen solche Gruppirungen bei den
beiden nur noch architektonisch wirkenden Paraskenien schon
thatsächlich vor. Und Giebelaufsätze und Vasen werden wir
wol auch bei einigen erhaltenen Proskenien gerade auf Grund
jener Reliefs ergänzen dürfen. Jedenfalls haben Reisch und ich
schon früher Giebel über einzelnen lntercolumnien der Pro-
skenionwand angenommen (vgl Das griech. Theater S. 274).
Den Schluss Bethes,dass die Säulen auf den genannten Reliefs
keine hellenistischen Proskenien darstellen können, weil die
wenigen bisher bekannten Proskenien keine Verkröpfungen und
keine Aufsätze zeigen, kann ich hiernach nicht als berechtigt
anerkennen.
Bethe beschliesst die Besprechung dieser Reliefs mit dem
 
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