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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 23.1898

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Heft 4
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Drerup, Engelbert: Ein athenisches Proxeniedekret für Aristoteles
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https://doi.org/10.11588/diglit.39188#0386

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374

E. DRERUP

bedurfte für seine Fürsprache keines besonderen Auftrages,
der voraussetzen würde, dass er früher schon eine angesehene
Stellung in Athen bekleidet hätte; dagegen ist es natürlich,
dass er sich in Pella der Stadt erinnerte, in der er seine vor-
züglichste Ausbildung genossen hatte und die er auch in der
Fremde als die geistige Centrale von Griechenland schätzen
musste, und ebenso natürlich ist es, dass sich Athen ihm da-
für dankbar zeigte.
Was sind nun die Ehren , die dem Aristoteles erwiesen
wurden? In den meisten attischen Ehrendekreten aus der zwei-
ten Hälfte des 4. Jahrhunderts macht eine allgemeine Belobi-
gung den Anfang dieser Ehrungen : etwa επαινέσαι Άοιστο-
τέλην Νικοαάχου Σταγεφίτην (αρετής ένεκα καί εΰνοίας), und
diese Formel dürfen wir meines Erachtens in den Worten des
Arabers wiederfinden 'so solle nun die Anerkennung der
Athener für das hieraus erwachsene Schöne klar werden’.
Man könnte versucht sein, hier einen Hortativ einzuschieben:
δπως αν ούν άπασιν ή φανερόν, δτι ή βουλή καί ό δήαος 6 Αθη-
ναίων επίσταται χάριτας άποδιδόναι καταξίας τοϊς ωιλοτιριουρ.έ-
νοις εις εαυτόν (C.I.Ä. IV,2 270, vgl. 314). Aber für die Hor-
tativformeln, die mit einiger Wahrscheinlichkeit hierher ge-
zogen werden könnten, ist der Ausdruck des Arabers viel zu
mager, und zudem glaube ich, diese Mahnung in einem an-
deren Teile unseres Dekretes deutlicher zu erkennen.
Im Folgenden sind die Worte 'und ihm ehrendes Gedächt-
niss und treue Erinnerung widmen’ ('und erkannten ihm An-
denken und Erinnerung zu ’ Steinschneider) für ein atheni-
sches Psephisma ebenso undenkbar, wie das unmittelbar hier-
mit verbundene 'sie sollen ihm Vorzug und Auszeichnung
schenken’ ('sie begegneten ihm mit Auszeichnung und Er-
hebung’ Steinschneider) in seiner Unbestimmtheit dem atti-
schen Gebrauche widerspricht. Dennoch dürfen wir hieraus
die dem Aristoteles zu Teil gewordene Ehrung mit Sicherheit
erschlossen, wenn wir überlegen, welche Auszeichnungen über-
haupt in attischen Ehrendekreten verliehen zu werden pflegen
und wie wir uns diese vom Araber umschrieben denken dür-
 
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