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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 28.1903

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Pfuhl, Ernst: Der archaische Friedhof am Stadtberge von Thera
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https://doi.org/10.11588/diglit.42076#0284
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ERNST PFUHL

nur zwei oder drei Haarzwicken wurden gefunden. Auch der
Schmuck ist sehr spärlich: eine bronzene Halsspange, zwei
Ohrringe, ein silberner Fingerring, eine Kette aus beinernen
Scheibchen, dazu der Glas- und Bernsteinschmuck des unver-
brannten kleinen Mädchens in Grab io und der Goldschmuck
der Gewänder, in welche die Gebeine in den Gräbern 89 und 116
gehüllt waren—das ist alles. So selten man den Frauen Schmuck
mitgab, so selten den Männern Waffen: eiserne Dolchmesser
fanden sich nur in drei Gräbern (3, 4, 10), der Rest einer ande-
ren Waffe in einem (116) und ein Schleuderstein in einem weite-
ren (64). Als Spielzeug waren Kindern bisweilen Muscheln
oder Schnecken beigegeben, in Grab 5 begegnet auch ein rund
beschnittener Gefässboden, und mehrfach erscheinen in Kinder-
urnen Fiisse mittelgrosser Gefässe, die wohl eher Spielzeug als
Teller für Speisen waren (70,1; 71,1; 77; 90,6; 115,2; 10, 8 (?)).
Erwachsenen gab man zuweilen Muscheln und Fussknochen von
Kleinvieh als Spielsteine, beide in gleicher grosser Anzahl
z. B. in Grab 89. An Arbeitsgerät fanden sich nur Spinn-
wirtel in zwei Frauenurnen des Grabes 29: ein vereinzeltes Ge-
denken an häuslichen Fleiss. Stellvertretende Abbilder
wurden nur in Grab 89 mit den Spielsteinen zusammen gefunden,
ein Mann, ein Widder und ein kleiner Schild aus einheimischem
Kalkstein. Unbekannt ist die Bedeutung der B 1 e i s t ii c k e,
die in Grab 97 einen Skyphos anfüllten. Schliesslich sei hervor-
gehoben, dass sich die Kindergräber in Thera nicht durch
zahlreiche Beigaben auszeichnen, wie das z. B. Orsi in Megara
Hyblaea beobachtet hat (Mon. Line. I S. 776 b); vielmehr sind
sogar von den wenigen Urnen, die ganz der Beigaben entbehren,
die meisten Kindergräber (s. u.). Dagegen sind ihnen Miniatur-
gefässe wie ganz kleine protokorinthische Skyphoi und vor
allem Tässchen, darunter Milchtässchen, ausschliesslich eigen 1,
und auch die bei dem Spielzeug erwähnten Gefässfiisse fanden
sich nur in Urnen kleiner Kinder.
Ganz ohne Beigaben sind nur wenige Urnen gefunden wor-
den, und es fragt sich, ob ihnen nicht etwa vergängliche Dinge mit-
gegeben waren. In den Grabkammern ist oft im Einzelnen nicht

1 Vgl. die Beobachtungen von Skias in Eleusis, Έφ. άρχ. 1898 S. 93 f.
 
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