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0. Rubensohn

Importware in Paros. Von diesen meiischen Importstücken entstammt
die Mehrzahl zweifelsfrei der Keramik der letzten Epoche von Stadt I,
vor allem gilt das von der Schnabelkanne Abb. 75 mit Bemalung in
Glanzfarbe, deren Gebrauch auf Melos innerhalb der letzten Epoche von
Stadt I ausgestorben ist, in gleicherweise aber auch von den anderen matt
bemalten Vasen bis auf die Schnabelkanne Inv. 198 a (oben S. 68), die allein
nach Form und Ornament der Keramik der zweiten Stadt angehören könnte.
Aber auch diese späteste Kanne ist älter als der „neue Stil", der sich
unter dem Einfluß der nach Melos importierten kretischen Kamares-
Vasen noch während der ersten Periode von Phylakopi II entwickelt hat
und in der zweiten Periode von Phylakopi 11 in voller Blüte steht. Nach
der Ausbildung dieses neuen Stils, der durch Phylakopi T. XIV—XVIII
veranschaulicht wird, können Vasen wie die Importstücke auf Paros iu
Melos nicht mehr angefertigt worden sein. Wie melischer Export aus der
späteren Epoche von Stadt II ausgesehen hat, das hat der Fund von drei
meiischen Schnabelkannen in Knossos in einem Depotfund aus der
ältesten Zeit des Palastes uns gelehrt, es sind Kannen der Form wie Phy-
lakopi T XIV 4 oder 5 und ihre Bemalung besteht in Vögeln wie Phy-
lakopi T. XXI 1 und 5. Die Gleichzeitigkeit der meiischen Importware
und der einheimischen parischen Mattmalerei ist durch den Stil wie durch
die Fundumstäude außer allen Zweifel gesetzt. Somit kann auch nicht
der Annahme Raum gewährt werden, daß die parische Keramik etwa nur,
weil der kretische Einfluß gefehlt habe und wie es auf dem Festland
vielfach der Fall gewesen ist, auf dem primitiven Standpunkt der rein
geometrischen Mattmalerei verblieben sei und diese Übung Jahrhunderte
lang beibehalten hätte. Die Entwicklung der parischen Keramik hat
ihren Abschluß gefunden, ehe die Ausbildung des „Pre-Mycenaean Style
with curvilinear designs" in der zweiten Stadt von Melos unter dem Ein-
fluß des Kamares-Stiles^) vor sich gegangen ist.
Durch die Beziehung zum Kamares-Stil läßt sich für diesen Zeit-
punkt auch ein absolutes Datum ausfindig machen. Die Zeit der
Ausbreitung des Kamares-Stiles außerhalb Kretas ist durch die Auffindung
der polychromen Kamaresvase in dem Grab der XII. Dyn. in Abydos
endgültig festgelegt. Die schon oft erwähnte Vase ist jetzt publiziert:

ü Vgh B. S. A. XVn S. 9f. u. Phyiakopi S. 259 t.
 
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