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Vaientin K. Müller
Regelmäßigkeit, ja Einförmigkeit getrieben, da jede Seite des Hofes nur
von einem breiten Saal eingenommen wird, hinter dem noch ein zweiter
folgt: Palast des Assurnazirpa! in Nimrud^) an allen vier Seiten, aber
mit kleinen vom Hauptsaal abgeteiltenNebenzimmern, und diePrunkräume
des Sargonpalastes in Khorsabad (Abb. 4, Hof M) nur an drei Seiten,
aber ganz gleichförmig dreimal wiederholt. Alle bisher gefundenen Wohn-
häuser zeigen die Wolmräume an allen vier Seiten, dagegen haben zwei
Tempel des 111. Jahrtausends inTello, die zwar nicht im Oberbau, aber in
den Fundamenten auf Dungi und Gimil-sin zurückgehen-), da anfangs
naturgemäß das Bedürfnis nach Nebenräumen noch nicht so groß war,
an der Breitseite des umfriedigten Hofes die Cellaräume und nur an einer
Schmalseite Nebenräume. Bei Vermehrung der Nebenräume aber werden
diese wie bei den Wohnhäusern um alle vier Seiten herumgelegt, und wenn
nötig Nebenhöfe hinzugefügt (vgl. S. 101): Koldewey, Tempel von Babylon
und Borsippa Tat. Hl, V, VH, XH^), unsere Abb. 5 = Tempel ,,Z" in
Babylon und Abb. 16 = Anu-Adadtempel in Assur mit doppelter Cella
(über ihn s. auch S. 144).
Nun zu Boghaz-köi: ein Binnenhof von den Zimmern umgeben, und
zwar auf allen vier Seiten. Damit scheidet für die Frage der Verwandtschaft
und Abhängigkeit schon der ägyptische, palästinensische und Sendschirli-
Haustypus aus. Weiter sind die Zimmer in einheitliche Gruppen zusam-
mengefaßt (P. 101). Der Hauptkomplex im Norden, auch durch die bessere
Bauart, Granitsockel (P. 104), unterschieden; der Osttrakt zerfällt in zwei
Gruppen, und zwei weitere liegen beiderseits des aus neun Räumen be-
stehenden Propylons. Diese Gruppenbildung steht im Gegensatz zu der
einfachen Aneinanderreihung in Mesopotamien, findet dagegen seine
Parallele in Kreta; man vergleiche z. B. die Gruppe der Familien-
gemächer 87,88,95 in Knossos südlich des W.-O.-Korridors. Anders als in
Mesopotamien ist auch die Verschiedenheit der einzelnen Räume in der
Form, besonders das Vorhandensein eines Propylons von eigenem Typus
i) Perrot-Chipiez )[ 454; sein Palast in Assnr AI. D. O.-O. XXVH1 50.
Plan in den Al. D. O.-G. XXV111 und Andrae, Festungswerke von Assur Tat. 11
f g 5.
') Recueil de trav rel. ä la Philologie et ä l'archeoiogie egyptienne et
assyrienne Nouv. ser. 1. 1911 40 f. u. 43 f.
3) Auch in seinem Babylon 56, 181, 220, 224.
Vaientin K. Müller
Regelmäßigkeit, ja Einförmigkeit getrieben, da jede Seite des Hofes nur
von einem breiten Saal eingenommen wird, hinter dem noch ein zweiter
folgt: Palast des Assurnazirpa! in Nimrud^) an allen vier Seiten, aber
mit kleinen vom Hauptsaal abgeteiltenNebenzimmern, und diePrunkräume
des Sargonpalastes in Khorsabad (Abb. 4, Hof M) nur an drei Seiten,
aber ganz gleichförmig dreimal wiederholt. Alle bisher gefundenen Wohn-
häuser zeigen die Wolmräume an allen vier Seiten, dagegen haben zwei
Tempel des 111. Jahrtausends inTello, die zwar nicht im Oberbau, aber in
den Fundamenten auf Dungi und Gimil-sin zurückgehen-), da anfangs
naturgemäß das Bedürfnis nach Nebenräumen noch nicht so groß war,
an der Breitseite des umfriedigten Hofes die Cellaräume und nur an einer
Schmalseite Nebenräume. Bei Vermehrung der Nebenräume aber werden
diese wie bei den Wohnhäusern um alle vier Seiten herumgelegt, und wenn
nötig Nebenhöfe hinzugefügt (vgl. S. 101): Koldewey, Tempel von Babylon
und Borsippa Tat. Hl, V, VH, XH^), unsere Abb. 5 = Tempel ,,Z" in
Babylon und Abb. 16 = Anu-Adadtempel in Assur mit doppelter Cella
(über ihn s. auch S. 144).
Nun zu Boghaz-köi: ein Binnenhof von den Zimmern umgeben, und
zwar auf allen vier Seiten. Damit scheidet für die Frage der Verwandtschaft
und Abhängigkeit schon der ägyptische, palästinensische und Sendschirli-
Haustypus aus. Weiter sind die Zimmer in einheitliche Gruppen zusam-
mengefaßt (P. 101). Der Hauptkomplex im Norden, auch durch die bessere
Bauart, Granitsockel (P. 104), unterschieden; der Osttrakt zerfällt in zwei
Gruppen, und zwei weitere liegen beiderseits des aus neun Räumen be-
stehenden Propylons. Diese Gruppenbildung steht im Gegensatz zu der
einfachen Aneinanderreihung in Mesopotamien, findet dagegen seine
Parallele in Kreta; man vergleiche z. B. die Gruppe der Familien-
gemächer 87,88,95 in Knossos südlich des W.-O.-Korridors. Anders als in
Mesopotamien ist auch die Verschiedenheit der einzelnen Räume in der
Form, besonders das Vorhandensein eines Propylons von eigenem Typus
i) Perrot-Chipiez )[ 454; sein Palast in Assnr AI. D. O.-O. XXVH1 50.
Plan in den Al. D. O.-G. XXV111 und Andrae, Festungswerke von Assur Tat. 11
f g 5.
') Recueil de trav rel. ä la Philologie et ä l'archeoiogie egyptienne et
assyrienne Nouv. ser. 1. 1911 40 f. u. 43 f.
3) Auch in seinem Babylon 56, 181, 220, 224.