DAS THEATER VON PRIENE UND DIE GRIECHISCHE BÜHNE 63
von Delos zum Beispiel liegen die Nebentüren, ebenso wie in
den römischen Theaterfassaden, in der Mitte der beiden kleinen
dreijochigen Nebenhäuser, der beiden Paraskenien der delischen
Inschriften; eine Anordnung, die mein Qrundriß des Delos-
Theaters im BCH. XX 1896, 567 und mein Aufriß in Dörpfeld-
Reisch, Das griechische Theater S. 384 zeigen. In Priene da-
gegen sind die beiden Nebentüren, damit sie den entsprechenden
Türen der Skene wenigstens ungefähr gegeniiber lagen, an die
inneren Enden der beiden Nebenhäuser gelegt. Dadurch wurde
zugleich eine Absperrung des inneren Orchestrakreises zuerst
durch ein Seil (v. G. S. 21) und später durch die Proedriebank
erleichtert.
Als vierten und letzten Beweis fiir das höhere Alter der
Skene glaube ich noch die vom Verfasser erkannte, sehr wichtige
Tatsache anfiihren zu diirfen, daß der Grundkreis des Theaters,
nämlich der Kreis der untersten Sitzreihe, in seiner Verlängerung
genau die Vorderwand der Skene berührt (vgl. Taf. 29). Wäre
diese Wand bei Erbauung des Theaters, wie der Verfasser glaubt,
schon vom Proskenion verdeckt und daher nur eine Innenmauer
des Skenengebäudes gewesen, so wäre jene wichtige Tatsache,
die Prof. Allen neuerdings auch am Dionysos-Theater von Athen
erkannt hat, nicht zu verstehen. Bestand aber das feste Pro-
skenion bei Erbauung von Theater und Skene noch nicht —
und fiir Athen steht das unzweifelhaft fest —, so hat die An-
ordnung einen Sinn: Wie auf der einen Seite die Zuschauer
dicht am Grundkreis der Orchestra saßen, so erhob sich auf
der anderen Seite der feste Skenenbau als Tangente desselben
Kreises.
Hiernach unterliegt es fiir mich keinem Zweifel mehr, daß
im Theater von Priene, ebenso wie in fast allen Theatern, das
steinerne Proskenion ein späterer Zusatz ist. Vorher war ein
einfaches Skenengebäude mit drei Tiiren vorhanden, das den
Hintergrund des Spiels in der Orchestra bildete und in allen
Fällen, wo es das aufgefiihrte Drama verlangte, durch kleinere
oder größere Vorbauten (hölzerne Proskenien) verändert werden
konnte. An Stelle dieser veränderlichen Vorbauten ist dann
später das steinerne Proskenion mit den hölzernen Pinakes
getreten, wie auf unseren Abb. 1—2 gezeichnet ist.
von Delos zum Beispiel liegen die Nebentüren, ebenso wie in
den römischen Theaterfassaden, in der Mitte der beiden kleinen
dreijochigen Nebenhäuser, der beiden Paraskenien der delischen
Inschriften; eine Anordnung, die mein Qrundriß des Delos-
Theaters im BCH. XX 1896, 567 und mein Aufriß in Dörpfeld-
Reisch, Das griechische Theater S. 384 zeigen. In Priene da-
gegen sind die beiden Nebentüren, damit sie den entsprechenden
Türen der Skene wenigstens ungefähr gegeniiber lagen, an die
inneren Enden der beiden Nebenhäuser gelegt. Dadurch wurde
zugleich eine Absperrung des inneren Orchestrakreises zuerst
durch ein Seil (v. G. S. 21) und später durch die Proedriebank
erleichtert.
Als vierten und letzten Beweis fiir das höhere Alter der
Skene glaube ich noch die vom Verfasser erkannte, sehr wichtige
Tatsache anfiihren zu diirfen, daß der Grundkreis des Theaters,
nämlich der Kreis der untersten Sitzreihe, in seiner Verlängerung
genau die Vorderwand der Skene berührt (vgl. Taf. 29). Wäre
diese Wand bei Erbauung des Theaters, wie der Verfasser glaubt,
schon vom Proskenion verdeckt und daher nur eine Innenmauer
des Skenengebäudes gewesen, so wäre jene wichtige Tatsache,
die Prof. Allen neuerdings auch am Dionysos-Theater von Athen
erkannt hat, nicht zu verstehen. Bestand aber das feste Pro-
skenion bei Erbauung von Theater und Skene noch nicht —
und fiir Athen steht das unzweifelhaft fest —, so hat die An-
ordnung einen Sinn: Wie auf der einen Seite die Zuschauer
dicht am Grundkreis der Orchestra saßen, so erhob sich auf
der anderen Seite der feste Skenenbau als Tangente desselben
Kreises.
Hiernach unterliegt es fiir mich keinem Zweifel mehr, daß
im Theater von Priene, ebenso wie in fast allen Theatern, das
steinerne Proskenion ein späterer Zusatz ist. Vorher war ein
einfaches Skenengebäude mit drei Tiiren vorhanden, das den
Hintergrund des Spiels in der Orchestra bildete und in allen
Fällen, wo es das aufgefiihrte Drama verlangte, durch kleinere
oder größere Vorbauten (hölzerne Proskenien) verändert werden
konnte. An Stelle dieser veränderlichen Vorbauten ist dann
später das steinerne Proskenion mit den hölzernen Pinakes
getreten, wie auf unseren Abb. 1—2 gezeichnet ist.