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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 49.1924

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Dörpfeld, Wilhelm: Das Theater von Priene und die griechische Bühne
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https://doi.org/10.11588/diglit.29493#0075
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WILHELM DÖRPFELD

wie es zur Befestigung von Schwellen der Tore geschehen
konnte und mußte. Daß diese Dübel nach den Abmessungen
der Löcher eine andere Gestalt haben als die Dübel des Pro-
skenions, erkläre ich aus dem Unterschied der Bauzeiten; und
daß sie gerade auf den Bindersteinen liegen, zeigt mir deutlich,
daß diese nach der Länge der einzelnen Schwellensteine an-
geordnet worden waren. Hätten die Löcher, wie v. Gerkan
glaubt, für die Zapfen oder Riegel von Pinakes gedient, so
wäre das Zusammentreffen der Zapfen mit der Mitte der in
einer früheren Bauperiode gelegten Bindersteine unerklärlich.
Nach meiner Ansicht gehören die Bindersteine und auch die
Schwelle zur zweiten Bauperiode, also zur Zeit der Errichtung
des steinernen Proskenions, und trugen damals außer der Stein-
schwelle eine aus Holz bestehende Oberwand. Daß hölzerne
Episkenien vorkamen, bezeugt uns Plinius, wenn er (hist. nat.
36, 114) berichtet: ‘ima pars scaenae e marmore fuit; summa e
tabulis inauratis’.

Zugleich mit dem steinernen Episkenion von Priene ist
meines Erachtens auch die äußere Steintreppe neben der West-
wand der Skene hergestellt worden. Daß an ihrer Stelle vor-
her eine ältere Holztreppe angenommen v/erden darf, wie v. G.
glaubt, scheint auch mir wahrscheinlich, obwohl eine innere
Treppe aus Stein, die wir später besprechen werden, damals
vorhanden war und für den Verkehr zwischen beiden Stock-
werken genügte, wie durch das Fehlen einer äußeren Treppe
in vielen Theatern bewiesen wird. Gleichzeitig mit der äußeren
Treppe ist ferner sicher die obere Tür der Westwand angelegt
worden, deren südliches Gewände noch erhalten ist. Da der
Verfasser die Quaderwand des Obergeschosses, in der sie sich
befindet, seiner ersten Bauperiode zuschreibt, die Tür selbst
aber der zweiten, so muß er annehmen, daß sie später in die
schon vorhandene Wand hineingebrochen worden sei. Daß das
technisch möglich ist, leugne ich nicht, leugne aber entschieden»
daß der spätere Einbruch sich aus dem Zustande der Leibungen,
der Umrahmung und der Schwelle der Tür mit Sicherheit
ergibt. Nach meinem Urteil ist die Tür zugleich mit der Ober-
wand angelegt, ebenso wie ich auch im Untergeschoß die Hinter-
tür nicht für später in die Wand eingebrochen halte, sondern
 
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