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WILHELM DÖRPFELD
Herausgeber an einen Enkel des Apollodor der älteren In-
ßchriften gedacht. DerijVerfasser hat S. 80 zu beweisen gesucht,
daß diese Möglichkeit ausgeschlossen sei, und daß es sich um
denselben Mann handeln müsse. Ich habe zwar erkannt und
dem Verfasser mitgeteilt, daß diese Darlegungen nicht richtig
sein könnten, aber die richtige Lösung nicht gefunden. Diese
ist, wie mir v. Gerkan schreibt, erst jüngst von Prof. Allen in
Berkeley erkannt worden. Der Apollodor des Theaters ist doch
der Enkel des Apollodor der beiden anderen Inschriften, und
sein Standbild muß daher zwei Generationen nach dem seines
Großvaters, also zwischen 140 und 130 errichtet worden sein.
Und die Statue des Thrasybul, seines'Schwiegersohnes, muß
noch etwa 20 Jahre später, also 120—110 angesetzt werden.
Da nun v. Gerkan die Zeit der Einrichtung seiner ‘späthelle-
nistischen’ Biihne dadurch ermittelt hat, daß er die Aufstellung
der Throne und der Proedriebänke noch der Zeitspanne zuteilt,
als die Biihne noch nicht bestand, die Aufstellung des Ehren-
bildes des Apollodor aber der Zeit, als das Dach des Proskenions
schon zur Bühne geworden war, so gewinnt er für die Er-
richtung der Bühne die Zeit zwischen 160 und 150. Denn die
Aufstellung der Proedriebänke schreibt er der ersten Hälfte des
II. Jhs. zu (S. 73) und die Aufstellung des Standbildes des Apol-
lodor etwa dem Jahre 150. Da das letztere Datum jetzt um
mindestens ein Jahrzehnt herabrückt, muß v. Gerkan auch die
Zeit des vermeintlichen Bühnenbaues um ebensoviel herabsetzen.
Ich halte diese ganze Beweisführung aber, wie gesagt, für
unhaltbar, weil ich weder die obere, noch die untere Grenze
der Zeitspanne als gültig anerkennen kann. Wenn v. Gerkan
in Priene die Herstellung der Bühne erst nach der Aufstellung
der Throne und der Proedrie ansetzt, weil diese zu einem Spiel
auf hoher Bühne nicht passen, so muß er dasselbe auch für
Oropos gelten lassen. Dort sind die Throne aber nach dem
Urteil der Epigraphiker, wie wir im nächsten Abschnitt sehen
werden, erst im I. Jh. aufgestellt worden, und doch setzt v. Gerkan
auch dort die Errichtung der Bühne ins II. Jh. Und auch die
untere Grenze kann ich nicht anerkennen, wie ich vorher dar-
legte; denn die Aufstellung der Standbilder kann nicht nach,
sondern muß vor der Errichtung der Bühne stattgefunden haben.
WILHELM DÖRPFELD
Herausgeber an einen Enkel des Apollodor der älteren In-
ßchriften gedacht. DerijVerfasser hat S. 80 zu beweisen gesucht,
daß diese Möglichkeit ausgeschlossen sei, und daß es sich um
denselben Mann handeln müsse. Ich habe zwar erkannt und
dem Verfasser mitgeteilt, daß diese Darlegungen nicht richtig
sein könnten, aber die richtige Lösung nicht gefunden. Diese
ist, wie mir v. Gerkan schreibt, erst jüngst von Prof. Allen in
Berkeley erkannt worden. Der Apollodor des Theaters ist doch
der Enkel des Apollodor der beiden anderen Inschriften, und
sein Standbild muß daher zwei Generationen nach dem seines
Großvaters, also zwischen 140 und 130 errichtet worden sein.
Und die Statue des Thrasybul, seines'Schwiegersohnes, muß
noch etwa 20 Jahre später, also 120—110 angesetzt werden.
Da nun v. Gerkan die Zeit der Einrichtung seiner ‘späthelle-
nistischen’ Biihne dadurch ermittelt hat, daß er die Aufstellung
der Throne und der Proedriebänke noch der Zeitspanne zuteilt,
als die Biihne noch nicht bestand, die Aufstellung des Ehren-
bildes des Apollodor aber der Zeit, als das Dach des Proskenions
schon zur Bühne geworden war, so gewinnt er für die Er-
richtung der Bühne die Zeit zwischen 160 und 150. Denn die
Aufstellung der Proedriebänke schreibt er der ersten Hälfte des
II. Jhs. zu (S. 73) und die Aufstellung des Standbildes des Apol-
lodor etwa dem Jahre 150. Da das letztere Datum jetzt um
mindestens ein Jahrzehnt herabrückt, muß v. Gerkan auch die
Zeit des vermeintlichen Bühnenbaues um ebensoviel herabsetzen.
Ich halte diese ganze Beweisführung aber, wie gesagt, für
unhaltbar, weil ich weder die obere, noch die untere Grenze
der Zeitspanne als gültig anerkennen kann. Wenn v. Gerkan
in Priene die Herstellung der Bühne erst nach der Aufstellung
der Throne und der Proedrie ansetzt, weil diese zu einem Spiel
auf hoher Bühne nicht passen, so muß er dasselbe auch für
Oropos gelten lassen. Dort sind die Throne aber nach dem
Urteil der Epigraphiker, wie wir im nächsten Abschnitt sehen
werden, erst im I. Jh. aufgestellt worden, und doch setzt v. Gerkan
auch dort die Errichtung der Bühne ins II. Jh. Und auch die
untere Grenze kann ich nicht anerkennen, wie ich vorher dar-
legte; denn die Aufstellung der Standbilder kann nicht nach,
sondern muß vor der Errichtung der Bühne stattgefunden haben.