Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 49.1924

DOI Artikel:
Preuner, Erich: Aus alten Papieren, 2
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29493#0120
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
AUS ALTEN PAPIEREN

113

danken, mit diesem Sockel den Architrav mit der eben ge-
nannten Lenäeninschrift 1289 zu vereinigen (Griech. Weihgesch.
1890, 118), hat er danach aufgegeben; mit gutem Grunde, denn
nachdem durch die Einfügung von 1275 die Lücke zwischen
den beiden Hälften von 1289 gefüllt war (UDA. 210; Brinck
1906, 23), verbot sich die Verbindung des Architravs mit dem
iiber 1 m breiteren Sockel von selbst, so daß Pottier (BCH. a.
O. 223) durchaus Recht behalten hat. Auch hier wurde ‘die
vollkommene Identität des monumentalen Typus’, ‘die voll-
ständige Übereinstimmung der beiderseitigen Architekturteile in
Arbeit- und Maßverhältnissen’ usw. so stark von Pottier und
Reisch betont, daß sich die Vermutung aufdrängt, daß dieser
Sockei zu dem vorher geforderten dritten Denkmale des Xenokles
für die dramatischen Agone der Dionysien gehört habe. Dieses
Dionysien-Denkmal an dieser Stelle wäre in der Tat der nach
unserem Empfinden gegebene Platz für die dionysischen Fasten
(971) gewesen, und so hat denn auch Reisch für sie auf diesen
Sockel sein Augenmerk gerichtet; das Lenäen-Monument könnte
fiir die entsprechenden lenäischen Fasten bestimmt gewesen sein.
Wir würden eine Erklärung für die immerhin überraschende
Tatsache haben, daß der Agonothet Xenokles — als einziger,
soviel wir sehen — auch den Siegern in den dramatischen
Agonen Sonderdenkmäler gestiftet hat.

Aber wieder stellen sich zwei Hauptbedenken entgegen.
Einmal die Tatsache, daß die große Mehrzahl der Fasten-
Fragmente von der Burg stammt (UDA. 8); ganz abgesehen
davon, daß von Lenäenfasten iiberhaupt nichts erhalten ist.
Zum zweiten läßt sich mit einer Stiftung vom Jahre 307/6
nicht in Einklang bringen, daß die dionysischen Fasten von
erster Hand nur bis 346 resp. 329 aufgezeichnet sind (UDA. 7;
Reisch 1907, 298) und spätestens 319 abgeschlossen sein sollen
(Reisch a. O.). Aus diesem Grunde scheint jetzt Reisch (a. O.)
trotz aller friiher behaupteten Einheitlichkeit von Sockel und
Lenäen-Architrav einen erheblichen zeitlichen Zwischenraum
zwischen beiden anzunehmen. Es dürfte wahrscheinlicher sein,
die Fasten der Burg zu belassen und jenen Nischensockel dem
dritten vorauszusetzenden Agonothetenbau des Xenokles zu-
zuweisen; welcher Art die Weihgeschenke waren, die dieser und

ATHENISCHE MITTEILUNGEN XXXXIX 1924. 8
 
Annotationen