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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 49.1924

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Wrede, Walther: Phyle
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https://doi.org/10.11588/diglit.29493#0173
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WALTHER WREDE

das Ganze in herrlichem Bogen und fließt, in Licht und Luft
fast aufgelöst, mit Kap Kavuras weit hinaus ins Meer von Ägina.
Hinter seinem Nordfuß fällt schroff ein Fels der Ostküste Attikas
ins Blau der Ägäis, über der im fernsten Dunst der lange Rücken
von Keos schwebt.

Die Anschauung, daß der Fels von Phyle ursprünglich
gegen Attika befestigt worden ist, wie man aus seiner Lage
zu Enge und Quellen hat schließen wollen 1, ist allzu modern-
militärischen Gesichtspunkten entwachsen. Der Schluß wäre
dann auch z. B. fiir Eleutherai und Dekeleia aus ähnlichen
Griinden bindend. Maßgebend fiir die Wahl des Platzes war
seine natürliche Isoliertheit. Von wo aus man auch in diesen
Paßsattel hineinschauen mag: die kleine, scharf abgesetzte Tafel
mit dem in die Tiefe schießenden siidlichen Steilhang zieht —
besonders von der böotischen- Seite her gesehen drohend und
sperrend — den Blick sofort auf sich (Abb. 1 u. 18).

Ein kleines, verkarstetes Felsplateau von nur rund 40X70 m
Ausdehnung, mit seinem höchsten Punkt nahe dem Westrande
(683 m) 2, stiirzt in teilweise senkrechten Felsen nach Siiden und
Westen in den Konizos ab. Im Osten leiten niedrige und leicht
ersteigbare Felsstufen in den ziemlich steilen Waldhang iiber.
Die Angriffsseite liegt im Norden und Nordosten, wo der Fels
allmählich in den flachen, jetzt etwas Ackerboden tragenden
Sattel iibergeht, der zur Kuppe 687 hiniibervermittelt. Dem
entsprechend ist die Befestigung so angelegt, daß sie sich im
Nordwesten und Siiden an die Steilfelsen klammert und das
eigentliche Plateau um etwa ein Drittel nach Norden und Osten
erweitert. Der so vergrößerte Kastellraum mißt etwas über
100 m in west-östlicher und 30—35 m in nord-siidlicher Richtung.
Die höchste Felsenspitze wurde dabei von den Tiirmen nur
um höchstens 2 m iiberragt (Schnitte Taf. III).

Der ganze westliche und siidwestliche Felsrand war nie von
einer Mauer gekrönt. Die eigentliche nordwestliche Eckwehr

1 Winterberger, Arch. Anz. 1892, 124. Milchhöfer, Textzuden
‘Karten von Attika’ VII, S. 11.

2 Die auf der Karte angegebene Höhe 683,00 galt als Grundzahi
für die im Plan eingetragenen nivellierten Höhenzahlen. Punkte im a
liegen auf Fels, solche im di auf Anschüttung.
 
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