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Als letzter und wertvollster Fund ist ein römisches Schleudergeschoss
aufzuführen von einer Art und Form, die bis jetzt nur wenig beobachtet sein
dürfte (Taf. IV, Fig. f). Dasselbe besteht aus zwei kugelförmigen Körpern von
je 4 cm Durchmesser, welche mit abgeplatteten Flächen sich berührend und mit-
einander fest verbunden an den entgegengesetzten Polen eine mässige, konische
Zuspitzung zeigen. Die eine Hälfte des Geschosses, welches hierdurch eine Ge-
samtlänge von 8 cm mit einem annähernden Durchmesser von 4 cm aufweist, be-
steht aus Blei und ist dadurch auffällig, dass sie an ihrer Peripherie vier vier-
eckige Flächen zeigt, welche unter rechtem Winkel aneinanderstossen. Sämtliche
Flächen sind von Inkrustation frei genug geblieben, um eine glatte Oberfläche
— ohne Stempel — erkennen zu lassen; das zugespitzte Vorderende dagegen
ist wenigstens zur Hälfte stark inkrustiert. Es unterliegt kaum einer Frage,
dass die Bleimasse selbst sich iu das Innere der anderen Hälfte des Geschosses
fortsetzt, welches aus Eisen besteht und durch starke Oxydation eine sehr
unregelmässige Oberfläche bietet. Das Gesamtgewicht des Ganzen beträgt nicht
weniger als 625 g. Nirgends ist eine Bruchfläche oder eine defekte Stelle zu
entdecken, welche auf einen ursprünglichen organischen Zusammenhang dieses
so eigentümlich gebauten Fundstückes mit einem anderen Gegenstaude hin-
weisen könnte. Im Gegenteil wies gleich vou Anfang die jedenfalls sehr wohl
überlegte Zusammensetzung aus zwei mit so verschiedenem spezifischen Gewicht
versehenen Metallen auf ein Geschoss hin, welchem man bei gleichmässig durch-
geführter länglicher Form den Schwerpunkt nach hinten verlegte, während sein
für den Aufschlag bestimmtes vorderes Ende aus dem leichteren, aber desto
härteren Eisen hergestellt wurde.
Selbstverständlich konnte unser Geschoss nicht in die Reihe der Glandes,
der gewöhnlichen Schleuderbleie, eingeführt werden — seiner Grösse, Zusammen-
setzung, und Schwere wegen, welch letztere es auch unwahrscheinlich erscheinen
lässt, dass es für Stockschleudern, fustibali, bestimmt gewesen sei. Ist doch
durch W. Vischer (Schleudergeschosse, Bassel 1866) als höchstes Gewicht der
uns bis dahin bekannten Schleuderbleie der Betrag von 104 g festgesetzt worden
(die kleinsten wiegen 26,5—38,6 g). Aber auch für die Fundibalatores, welche
mit ihren an einem vier Fuss langen, mit beiden Händen geschwungenen Stock
angebrachten Schleudern bis auf 600 Fuss noch mit ziemlicher Sicherheit zu
treffen wussten, dürfte ein Geschoss von solchem Gewichte kein leichtes Spiel
gewesen sein, ganz abgesehen von dem notwendigen Mitführen einer grösseren
Menge derartiger Munition. Ihr Sagum, in dessen über den linken Arm ge-
schlagenen Faltenwurf die Munition der Schleuderer zu ruhen pflegte, müsste
wenigstens von einer ausserordentlichen "Widerstandsfähigkeit, der linke Arm
selbst geradezu unermüdlich gewesen sein.
Nach Allem musste angenommen werden, dass unser Geschoss nicht zum
Gebrauch für die leichte Truppe der Schleuderer, sondern für die Tormenta,
die Artillerie der Römer, bestimmt war — selbstverständlich nicht für die grossen
Maschinen, welche mächtige Pfeile (Saalburg-Museum), umfängliche Steinkugeln
oder selbst ganze Balken von 12 Fuss Länge gegen den Feind und seine
Mauern entsandten, sondern nur für die leichtesten Geschütze: die Skorpione.
Als letzter und wertvollster Fund ist ein römisches Schleudergeschoss
aufzuführen von einer Art und Form, die bis jetzt nur wenig beobachtet sein
dürfte (Taf. IV, Fig. f). Dasselbe besteht aus zwei kugelförmigen Körpern von
je 4 cm Durchmesser, welche mit abgeplatteten Flächen sich berührend und mit-
einander fest verbunden an den entgegengesetzten Polen eine mässige, konische
Zuspitzung zeigen. Die eine Hälfte des Geschosses, welches hierdurch eine Ge-
samtlänge von 8 cm mit einem annähernden Durchmesser von 4 cm aufweist, be-
steht aus Blei und ist dadurch auffällig, dass sie an ihrer Peripherie vier vier-
eckige Flächen zeigt, welche unter rechtem Winkel aneinanderstossen. Sämtliche
Flächen sind von Inkrustation frei genug geblieben, um eine glatte Oberfläche
— ohne Stempel — erkennen zu lassen; das zugespitzte Vorderende dagegen
ist wenigstens zur Hälfte stark inkrustiert. Es unterliegt kaum einer Frage,
dass die Bleimasse selbst sich iu das Innere der anderen Hälfte des Geschosses
fortsetzt, welches aus Eisen besteht und durch starke Oxydation eine sehr
unregelmässige Oberfläche bietet. Das Gesamtgewicht des Ganzen beträgt nicht
weniger als 625 g. Nirgends ist eine Bruchfläche oder eine defekte Stelle zu
entdecken, welche auf einen ursprünglichen organischen Zusammenhang dieses
so eigentümlich gebauten Fundstückes mit einem anderen Gegenstaude hin-
weisen könnte. Im Gegenteil wies gleich vou Anfang die jedenfalls sehr wohl
überlegte Zusammensetzung aus zwei mit so verschiedenem spezifischen Gewicht
versehenen Metallen auf ein Geschoss hin, welchem man bei gleichmässig durch-
geführter länglicher Form den Schwerpunkt nach hinten verlegte, während sein
für den Aufschlag bestimmtes vorderes Ende aus dem leichteren, aber desto
härteren Eisen hergestellt wurde.
Selbstverständlich konnte unser Geschoss nicht in die Reihe der Glandes,
der gewöhnlichen Schleuderbleie, eingeführt werden — seiner Grösse, Zusammen-
setzung, und Schwere wegen, welch letztere es auch unwahrscheinlich erscheinen
lässt, dass es für Stockschleudern, fustibali, bestimmt gewesen sei. Ist doch
durch W. Vischer (Schleudergeschosse, Bassel 1866) als höchstes Gewicht der
uns bis dahin bekannten Schleuderbleie der Betrag von 104 g festgesetzt worden
(die kleinsten wiegen 26,5—38,6 g). Aber auch für die Fundibalatores, welche
mit ihren an einem vier Fuss langen, mit beiden Händen geschwungenen Stock
angebrachten Schleudern bis auf 600 Fuss noch mit ziemlicher Sicherheit zu
treffen wussten, dürfte ein Geschoss von solchem Gewichte kein leichtes Spiel
gewesen sein, ganz abgesehen von dem notwendigen Mitführen einer grösseren
Menge derartiger Munition. Ihr Sagum, in dessen über den linken Arm ge-
schlagenen Faltenwurf die Munition der Schleuderer zu ruhen pflegte, müsste
wenigstens von einer ausserordentlichen "Widerstandsfähigkeit, der linke Arm
selbst geradezu unermüdlich gewesen sein.
Nach Allem musste angenommen werden, dass unser Geschoss nicht zum
Gebrauch für die leichte Truppe der Schleuderer, sondern für die Tormenta,
die Artillerie der Römer, bestimmt war — selbstverständlich nicht für die grossen
Maschinen, welche mächtige Pfeile (Saalburg-Museum), umfängliche Steinkugeln
oder selbst ganze Balken von 12 Fuss Länge gegen den Feind und seine
Mauern entsandten, sondern nur für die leichtesten Geschütze: die Skorpione.