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Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung [Editor]
Annalen des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung — 38.1908(1909)

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Schultze, Johannes: Die Walpoden von der Neuerburg und Herren von Reichenstein: nach dem Nachlass des Amtsgerichtsrats Düssell herausgegeben
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https://doi.org/10.11588/diglit.70483#0139
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Die Walpoden von der Neuerburg und Herren von Reichenstein. 131
von Reichenstein beigelegt wurden dadurch, dass Johann von Westerburg
Schloss Weltersberg pfandweise erhielt.171) In den in dieser Angelegenheit aus-
gestellten Urkunden erscheinen als die „mage“ des Grafen Johann von Sayn
und seiner Gattin Lyse: Graf Wilhelm zu Wied, Gerlach und Salentin Herren
zu Isenburg, Heinrich Herr zu Isenburg-Büdingen, Philipp Herr zu Isenburg-
Grenzau und Ludwig Walpode Herr zu Reichenstein.172) Die Verhandlungen
geschahen zu Hachenburg, wo also damals im März die genannten Herren
versammelt waren.
Im Dezember desselben Jahres 1355 finden wir die gleichen Herren äusser
Heinrich von Isenburg wieder mit der Regelung Saynischer Angelegenheiten
beschäftigt. Am 22. Dezember beurkundeten Graf Johann von Sayn und Lise seine
Frau „dat wir umbe den grozen sverin dinst unde arbeit, den uns unse mage
gedain hant und noch doint mit namen (folgen die oben genannten), gloven
wir en mit gesamender hant in guden trüben si zu entheve und en zu gelden
allen den schaden und ähnlichen schaden als sie nement etc.173)
Dieser Revers bezieht sich wohl auf die Westerburger Verhandlungen,
wie auf ihre Vermittlung in weiteren Familienzwistigkeiten. In einer Urkunde
vom selben Tage nimmt Graf Johann von Sayn die genannte mage als Burg-
leute in Burg Hachenburg auf, und sie versprechen, der Lyse nach Johanns
Tod zu ihrem Wittum zu verhelfen und die Sohne Johann und Gerlach von Sayn
zu vergleichen.174) Am 31. Dezember gelobte alsdann Frau Lyse in Gegenwart
derselben, nach ihres Mannes eventuellem Tode nicht mehr zu heiraten.175)
Die Art der Verwandtschaft der Walpoden mit dem Grafen von Sayn kennen
wir nicht, die Beziehungen waren aber wohl schon sehr alt, und wir sehen sie
mithin in enger Verwandtschaft mit den mächtigsten Dynasten jener Wester Wald-
gegend, den Grafen von Wied und Sayn, den Herren von Isenburg und denen
von Westerburg.
Wie oben erwähnt, soll Graf Wilhelm zu Wied 1351 (1355) an Ludwig
von Reichenstein Dierdorf verpfändet haben. Dieser Ort wurde im Februar 1357
vom Grafen zu einer Stadt erhoben und befestigt. Aus dem Grunde mussten
1357 Juni 17 Ludewich Walpode Herre zu Ryginstein und Henrich sin eldiste
Son (zum erstenmal hier genannt) den Vertrag über Dierdorf gegenüber Graf
Wilhelm von Wied und seiner Gemahlin Johanna erneuern, dass sie (Ludwig
und sein Sohn) „sullen bliven sitzen in der stat zu Dirdorff mit allem dem
rechte, dat wir hatten zu Dirdorff, hie dat dorff zu eyner stat begriffen und
gemacht wurde, darumb geloben und sichern wir zu guden truwen an eydes

171) Vergl. Lehmann, Geschichte der Dynasten von Westerburg, S. 78 und S. 180,
Urk. Nr. 43.
172) Vergl. Lehmann a. a. 0., S. 183,' Urk. Nr. 44 zu März 15, 1355 und vom
gleichen Tag Revers über die Einlöse von Weltersberg, S. 187, Urk. Nr. 45, auch Archiv
Neuwied II—5—7 Nr. 41 ein Extr. datiert zu Hachenburg auf sontag letare.
173) Orig. Perg., Neuwied II—5—6 Nr. 11.
174) Orig. Perg., Archiv Neuwied V—6—9 Nr. 3.
175) Orig, ebenda V—6—9 Nr. 4.

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