Zum Beispiel bleichen die schwarzen Konturierungen nicht
in dem Maße aus wie vielleicht andere Farben. Können Sie,
Herr Bachmann, zu den Blaupartien und zu den verschiede-
nen Alterungszuständen der Farben selbst, etwas sagen.
Bachmann:
Die Alterung hat das ursprüngliche Aussehen der Malerei
stark verändert. Da alle Bildpartien annähernd gleich geal-
tert sind, entstanden keine optisch besonders störenden
Kontraste. Der Hintergrund der 14 Nothelfer-Darstellung ist
jetzt von schwarz-grauer Farbe. Mit Azurit ausgelegt war er
einmal so leuchtend blau, wie die Gewandpartien mancher
Skulpturen. Diesem intensiven Blau mußten die übrigen
Farben des Bildes standhalten. Auch sie sind ganz sicher
wesentlich intensiver gewesen. Das Rot der Gewänder wur-
de beispielsweise von der ständigen Sonnenbestrahlung
ausgebleicht. Die grünen Partien veränderten sich ihrer
Struktur entsprechend, nach und nach in gedämpfte bräun-
liche Töne. In dieser allgemeinen Verschiebung der Farb-
werte haben sich die schwarzen Konturierungen nicht ge-
wandelt. Sie treten daher heute besonders kräftig hervor.
Ebenso ist das Bleiweiß gut erhalten. Die aufgesetzten
Lichter haben ihre Helligkeit behalten und erscheinen uns
besonders gesteigert. Bei der Beurteilung malerischer Qua-
litäten, ist der Veränderungen bewirkende Faktor der Alte-
rung immer einzubeziehen.
Sie ist auch nicht abgeschlossen, sondern geht unaufhalt-
sam weiter. Wir wissen nicht, wie die Bilder in einigen hun-
dert Jahren aussehen werden. Die gründliche Konservie-
rung der Tafeln soll diese Vorgänge so weit wie möglich
verlangsamen, aufhalten kann man sie damit nicht.
Dr. Bushart:
Besteht eine Vorstellung, wie der Altar nach der Restaurie-
rung der Tafelbilder im Endzustand aussehen soll, bzw. wie
werden die Gemälde untergebracht?
Bachmann:
Am Altar wird sich nichts wesentliches ändern. Er wird ent-
staubt und auf akuten Anobienbefall hin untersucht wer-
den. Evtl, sind vereinzelt geringfügige konservatorische
Maßnahmen durchzuführen. Die Gemälde kommen wieder
an ihren ursprünglichen Platz am Altar zurück.
Dr. Bushart:
Also auf die Rückseite der beweglichen Flügel?
Bachmann:
Selbstverständlich, das entspricht der ursprünglichen Kon-
zeption. Die Befestigung der Tafeln soll allerdings nicht
mehr der alten Methode entsprechen, sondern technisch
verbessert werden.
Dr. Bushart:
Werden also die Flügel mit den Bildern wieder beweglich
angebracht werden?
Bachmann:
Es gehört zu einem Wandelaltar, daß man seine Flügel be-
wegen kann. Doch ist uns klar, wie sehr Erschütterungen
den empfindlichen Gemälden gerade auf die Dauer gefähr-
lich werden können.
Wir wollen anstreben, daß die Altarflügel so wenig wie
möglich bewegt werden, und daß die Lagerung der Flügel
ein fast erschütterungsfreies Gleiten erlaubt. Nach der Re-
staurierung des Herlin-Altars in Rothenburg o.d.T. haben
wir mit dem Dekanat über das gleiche Problem gesprochen,
und erreicht, daß die Flügel des Altars nur sehr selten ge-
öffnet und geschlossen werden. Darüber hinaus montierten
die Restauratoren eine wiederabnehmbare Stoppvorrich-
tung, die es den Kirchenbesuchern (Touristen) unmöglich
macht die Altarflügel eigenmächtig zu bewegen. Wir glau-
ben, daß wir ähnliche Regelungen auch für den Lindenhard-
ter Altar erreichen.
Frage:
\Näre es für die Schnitzfiguren klimatisch günstig, wenn der
Altar z.B. nur dreimal im Jahr geöffnet würde?
Bachmann:
Ich glaube, es wäre nicht ratsam, den Altar lange geschlos-
sen zu halten. Dabei würde die Luftzirkulation im Schrein
unterbrochen und so könnte bei stehender Luft dort ein
schädliches „Kleinklima” entstehen. Diese Gefahr ist bei
der augenblicklich herrschenden hohen Luftfeuchtigkeit in
der Kirche besonders gegeben. Wir werden sehen, ob sich
das Raumklima nach Abschluß der Drainagearbeiten ent-
lang den Außenmauern zum Besseren entwickeln wird.
Neben der stehenden, feuchten Luft dürfen wir die Dunkel-
heit, die innerhalb des geschlossenen Schreins herrschen
würde, nicht vergessen. Sie würde die Schimmelbildung an
den Skulpturen zusätzlich begünstigen. Das Schreininnere
wäre nicht zu überprüfen und somit könnten sich alle etwai-
gen Schäden unbemerkt ausweiten. Unter diesen Umstän-
den die Skulpturen regelmäßig zu kontrollieren würde be-
deuten, daß die Flügel ständig geöffnet und geschlossen
werden müßten. Das soll ja gerade nicht geschehen. Daher
halte ich es für das Beste, den Altar geöffnet zu lassen.
40
in dem Maße aus wie vielleicht andere Farben. Können Sie,
Herr Bachmann, zu den Blaupartien und zu den verschiede-
nen Alterungszuständen der Farben selbst, etwas sagen.
Bachmann:
Die Alterung hat das ursprüngliche Aussehen der Malerei
stark verändert. Da alle Bildpartien annähernd gleich geal-
tert sind, entstanden keine optisch besonders störenden
Kontraste. Der Hintergrund der 14 Nothelfer-Darstellung ist
jetzt von schwarz-grauer Farbe. Mit Azurit ausgelegt war er
einmal so leuchtend blau, wie die Gewandpartien mancher
Skulpturen. Diesem intensiven Blau mußten die übrigen
Farben des Bildes standhalten. Auch sie sind ganz sicher
wesentlich intensiver gewesen. Das Rot der Gewänder wur-
de beispielsweise von der ständigen Sonnenbestrahlung
ausgebleicht. Die grünen Partien veränderten sich ihrer
Struktur entsprechend, nach und nach in gedämpfte bräun-
liche Töne. In dieser allgemeinen Verschiebung der Farb-
werte haben sich die schwarzen Konturierungen nicht ge-
wandelt. Sie treten daher heute besonders kräftig hervor.
Ebenso ist das Bleiweiß gut erhalten. Die aufgesetzten
Lichter haben ihre Helligkeit behalten und erscheinen uns
besonders gesteigert. Bei der Beurteilung malerischer Qua-
litäten, ist der Veränderungen bewirkende Faktor der Alte-
rung immer einzubeziehen.
Sie ist auch nicht abgeschlossen, sondern geht unaufhalt-
sam weiter. Wir wissen nicht, wie die Bilder in einigen hun-
dert Jahren aussehen werden. Die gründliche Konservie-
rung der Tafeln soll diese Vorgänge so weit wie möglich
verlangsamen, aufhalten kann man sie damit nicht.
Dr. Bushart:
Besteht eine Vorstellung, wie der Altar nach der Restaurie-
rung der Tafelbilder im Endzustand aussehen soll, bzw. wie
werden die Gemälde untergebracht?
Bachmann:
Am Altar wird sich nichts wesentliches ändern. Er wird ent-
staubt und auf akuten Anobienbefall hin untersucht wer-
den. Evtl, sind vereinzelt geringfügige konservatorische
Maßnahmen durchzuführen. Die Gemälde kommen wieder
an ihren ursprünglichen Platz am Altar zurück.
Dr. Bushart:
Also auf die Rückseite der beweglichen Flügel?
Bachmann:
Selbstverständlich, das entspricht der ursprünglichen Kon-
zeption. Die Befestigung der Tafeln soll allerdings nicht
mehr der alten Methode entsprechen, sondern technisch
verbessert werden.
Dr. Bushart:
Werden also die Flügel mit den Bildern wieder beweglich
angebracht werden?
Bachmann:
Es gehört zu einem Wandelaltar, daß man seine Flügel be-
wegen kann. Doch ist uns klar, wie sehr Erschütterungen
den empfindlichen Gemälden gerade auf die Dauer gefähr-
lich werden können.
Wir wollen anstreben, daß die Altarflügel so wenig wie
möglich bewegt werden, und daß die Lagerung der Flügel
ein fast erschütterungsfreies Gleiten erlaubt. Nach der Re-
staurierung des Herlin-Altars in Rothenburg o.d.T. haben
wir mit dem Dekanat über das gleiche Problem gesprochen,
und erreicht, daß die Flügel des Altars nur sehr selten ge-
öffnet und geschlossen werden. Darüber hinaus montierten
die Restauratoren eine wiederabnehmbare Stoppvorrich-
tung, die es den Kirchenbesuchern (Touristen) unmöglich
macht die Altarflügel eigenmächtig zu bewegen. Wir glau-
ben, daß wir ähnliche Regelungen auch für den Lindenhard-
ter Altar erreichen.
Frage:
\Näre es für die Schnitzfiguren klimatisch günstig, wenn der
Altar z.B. nur dreimal im Jahr geöffnet würde?
Bachmann:
Ich glaube, es wäre nicht ratsam, den Altar lange geschlos-
sen zu halten. Dabei würde die Luftzirkulation im Schrein
unterbrochen und so könnte bei stehender Luft dort ein
schädliches „Kleinklima” entstehen. Diese Gefahr ist bei
der augenblicklich herrschenden hohen Luftfeuchtigkeit in
der Kirche besonders gegeben. Wir werden sehen, ob sich
das Raumklima nach Abschluß der Drainagearbeiten ent-
lang den Außenmauern zum Besseren entwickeln wird.
Neben der stehenden, feuchten Luft dürfen wir die Dunkel-
heit, die innerhalb des geschlossenen Schreins herrschen
würde, nicht vergessen. Sie würde die Schimmelbildung an
den Skulpturen zusätzlich begünstigen. Das Schreininnere
wäre nicht zu überprüfen und somit könnten sich alle etwai-
gen Schäden unbemerkt ausweiten. Unter diesen Umstän-
den die Skulpturen regelmäßig zu kontrollieren würde be-
deuten, daß die Flügel ständig geöffnet und geschlossen
werden müßten. Das soll ja gerade nicht geschehen. Daher
halte ich es für das Beste, den Altar geöffnet zu lassen.
40