Ein wesentliches Ziel der Laborarbeiten wird in der Verbesse-
rung der Konservierungsmethoden und -materialien liegen. Da-
zu sind zeitraffende Prüfungen der Alterungsbeständigkeit ver-
schiedener, aus Lösungen aushärtender Kunstharze nötig. Zu
diesen Materialien, die schon gegenwärtig zur Konservierung
verwendet werden, gehören verschiedene Typen von Epoxiden
und Acrylharzen. Im Labor ist die Messung ihrer Farbverände-
rung (Vergilbung) und Versprödung, ihrer Haftfestigkeit auf un-
vollständig und vollständig gereinigtem Glas nach Temperatur-
und Feuchtigkeitswechseln sowie nach Kontakt mit schadstoff-
haltigem Wasser erforderlich. Im Zusammenwirken mit Wissen-
schaftlern aus der chemischen Industrie und im Kontakt mit an-
deren naturwissenschaftlich-technischen Laboratorien soll an
der Entwicklung und Erprobung verbesserter Konservierungs-
materialien gearbeitet werden. Dabei ist auch an den Einsatz si-
liziumorganischer Verbindungen gedacht.»
Über die bisherigen Ergebnisse dieses Forschungsprogramms
wird in einem eigenen Referat berichtet.
Neben der Labortätigkeit nimmt die Beratung und Betreuung
von Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen einen
breiten Raum ein. Aus dieser alltäglichen Praxis ergeben sich
vom Objekt her und in der Zusammenarbeit mit dem Restaura-
tor und dem Denkmalpfleger die entsprechenden Fragestellun-
gen für die Tätigkeit im Labor.
Während der Arbeiten an dem wertvollen mittelalterlichen
Glasbestand des Regensburger Domes (Abb. 1) konnte erstmals,
gestützt auf Laborversuche, bei der Malschichtsicherung eine
Umstellung vom gilbenden Epoxidharz zum Acrylharz veran-
laßt werden. Aus der Vielzahl der Objektbetreuungen seien eini-
ge Beispiele genannt: Das Peter Hemmel-Fenster im Augsburger
Dom; die kostbaren Kreuzgangverglasungen des 13. und 14.
Jahrhunderts im Kloster Hl. Kreuz in Regensburg, wo neben ei-
ner Gesamtrestaurierung das Probelm einer fachgerechten Au-
ßenschutzverglasung zur Debatte stand; die Chorfenster der
Rothenburger St. Jakobskirche und die Glasmalereien von St.
Martha (Abb. 2) und St. Lorenz (Löffelholz-Fenster) in Nürn-
berg. Besondere Probleme bei der Reinigung ergaben sich bei
den stark verschmutzten und verkrusteten Hirsvogel-Fenstern
um 1520 in der Nürnberger St. Rochuskapelle nach Entwürfen
von Albrecht Dürer (Abb. 3) und in der Behandlung der durch
Schimmelbelag beeinträchtigten Scheiben in St. Martin in Gar-
misch (Abb. 4).
In zunehmendem Maße rücken die Glasfenster des 19. Jahrhun-
derts ins Blickfeld und müssen restauratorischen Maßnahmen
unterzogen werden. Damit erweitert sich das Arbeitsgebiet in
erheblichem Maße, denn viele Kirchen haben noch exemplari-
sche Beispiele dieser Epoche, wie in Oberbayern St. Peter in
Schwabering und St. Vitus in Emertsham. Das derzeit wohl be-
deutendste Vorhaben ist die Restaurierung und durch Kriegsein-
wirkungen bedingte teilweise Rekonstruktion der bedeutenden
Ainmiller-Fenster im Regensburger Dom, die im persönlichen
Auftrag König Ludwig I. entstanden sind.
Die beratende Tätigkeit bleibt gemäß dem Forschungsauftrag
der Stiftung Volkswagenwerk nicht auf Bayern beschränkt, und
so wurden Beratungen für die Restaurierung der mittelalterli-
chen Fenster in der Stadtkirche in Arnsberg/Westfalen, in St.
Pauli in Soest und in der Marburger Elisabethkirche durch-
geführt.
Der Kontakt zu Fachkollegen und die enge Zusammenarbeit mit
dem Institut für Werkstoffwissenschaften der Universität Erlan-
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