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Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Denkmalinventarisation in Bayern: Anfänge und Perspektiven — Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, Band 9: München: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, 1981

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https://doi.org/10.11588/diglit.63237#0105
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Wissen um die dem Substrat des Andenkens zukommende
Tradition ist Geschichtswissenschaft. Die Geschichtswis-
senschaft präsentiert der Gesellschaft ihre Denkmale, auf-
erlegt der Gesellschaft die Verpflichtung zur Erhaltung ihrer
Denkmale. Werden Denkmale also nach wie vor oktroyiert,
nur daß nunmehr die Wissenschaft an die Stelle des Kai-
sers tritt, nur daß nunmehr die Geßler der Geschichtswis-
senschaft die Hüte zur Verehrung auf die Stange stecken?
Nicht so einfach. Denn schließlich bringt die Gesellschaft
ihre Wissenschaft hervor, läßt ihre Probleme als Fragestel-
lungen in ihrer Wissenschaft virulent werden. Es ist die plu-
ralistische Gesellschaft, welche ihrer Geschichtswissen-
schaft die Frage stellt, welches nun die ihr eigenen Denk-
male sein müssen. Daß dann die Geschichtswissenschaft
durch Präzisierung der Begriffe die dieser pluralistischen
Gesellschaft entsprechende Denkmalwelt in ihrer Vielfalt
und Fremdheit zeigt, muß notwendig erschrecken. Aber es
ist doch wohl ungerecht, auf die Zofe einzuschlagen, wenn
das Spiegelbild, welches sie emporhält, den Erwartungen
nicht oder wenigstens in Teilen nicht entspricht. Kurz und
weniger bildhaft ausgedrückt: Im Zirkel zwischen Gesell-
schaft und Wissenschaft erzeugt Denkmalkunde Denkma-
le.
Gesellschaft pflegt Andenken nicht im Privaten, sondern in
der Öffentlichkeit. Öffentlichkeit hat immer auch eine räum-
liche Dimension. Deshalb haben unter den öffentlichen

Die erste Frage der Baudenkmalkunde ist also notwendig
die nach dem Wo, die erste Methode der Baudenkmalkunde
ist also notwendig die Topographie. Man unterschätze dies
nicht: In der Genauigkeit, den Ort eines Denkmals auf der
Erdoberfläche festzustellen, dürfte nichts unterlassen wer-
den. Es ist zwar unmöglich, einen Ort im Raum gleichsam
ungeschichtlich auszumachen. Vielmehr zeigt sich schon
und gerade in der topographischen Arbeit, daß Ortsfeststel-
lung nichts anderes ist als die Einbindung in ein geschicht-
lich bestimmtes System, nicht immer so unmittelbar, daß
auf dem Königsplatz des Königs Denkmale stehen, aber
doch selbst bei der Benennung nach Koordinaten der Erd-
oberfläche an geschichtliche Bedingtheiten erinnernd, in
Frankreich an Johann Heinrich Lambert (1728—1777), in
Deutschland an Karl Friedrich Gauß (1777—1855) und Jo-
hann Heinrich Louis Krüger (1857—1923). Solche Methoden
anwenden, bedeutet allerdings auch, die Denkmalwelt in
Denkmalpunkte auflösen. Wie dann in einer Baudenkmalto-
pographie solcher Art die Denkmalpunkte aufgeführt wer-
den, hat zur Richtlinie nur die Praktikabilität der Auffindbar-
keit, welche durch numerische Systeme am ehesten, not-
falls aber auch durch die Weltordnung des Alphabets ge-
währleistet werden kann. Eine Liste solcher Ortsangaben
wäre schon Baudenkmalverzeichnis; lediglich erleichtert
wäre die Nachprüfbarkeit durch die wissenschaftliche
Dienstleistung, welche die somit auffindbaren Baudenkma-
le auch benennt.

0)

o

7

Das Baudenkmal ist ar
durch Qualitäten ausgeze
verleihen, weil sie mit se
sonderen Denkmalqualit;]
nenden Zeit — Chronos
stens seit der Jungsteinze
bauenden Kultur die Fest
— wie lange noch, steht I
ßer Frage steht, daß eine
lativität von Zeit- und Ort
Denkmalbegriff dementsi
wird. In der Bezeichnung
genügt, die Rinde zu ritzei
den Fels zu schlagen — v
gesetzt, das Fundament c
dem Ort, den es bezeich
Wesentlichste seiner Trac
ja auch Sorge getragen,
stigt, deshalb wird der S<
ment in Erz gegossen. Uni
es weithin sichtbar sein: \
einen Turm bauen, des S
daß wir uns einen Namen i
die Tiefe labyrinthisch bis
enthalten Aufstieg und At

Bei der Erstellung eines solchen topographischen Denk-
malverzeichnisses handelt es sich also um nichts mehr und
um nichts weniger als darum, daß der Denkmalbegriff einer
Gegenwart auf einen mehr oder weniger großen Teil der
Erdoberfläche bezogen wird dergestalt, daß dort aufgefun-
wird, was diesem Begriff entspricht oder doch wenig-
s zu entsprechen verspricht. Wissenschaftliche Chan-
at ein solches Unternehmen als eine Art Großexperi-
t nur dann, wenn es in seiner Durchführung wirklich auf
Gegenwart beschränkt bleibt. Dann nämlich ist zweier-
&:;Böglich: Die Leistungsfähigkeit eines Denkmalbegriffes
^seiner Differenzierungen am Gegenstand zu prüfen und
Ijjbich der Zukunft ein Bild des Denkmalbestandes, wie
«ine Gegenwart in ihrer Umwelt sieht, zu überliefern,
■de für die Kritik des Denkmalbegriffes und seiner Dif-
■izierungen bietet eine solche Listenerfassung eine gro-
■nd dabei merkwürdiger Weise kaum genutzte Chance:
■ifachen Rückkoppelungsverfahren können nämlich die
■ der Anwendung des Denkmalbegriffes und seiner Dif-
■izierungen geprüft und das gesamte Verfahren der Be-
■;bildung dienstbar gemacht werden und damit dem
■schritt der Wissenschaft. Indem nämlich verglichen
■ welche Ergebnisse die Anwendung eines nominell
hen Begriffs auf den verschiedenen, topographisch zu
»eilenden Flächen erbringt, kann entweder die Streu-
der Gegenstände oder die Uneinheitlichkeit der Be-
■inhalte erkennbar gemacht werden. Das ließe sich an
||h Begriffen wie Ensemble, Gesamtanlage, Bürgerhaus,
slhaus, Marter, Bildstock zeigen. Die Verschiedenheit
nsätze würde deutlich und damit eliminierbar. Erwiese
z.B., daß in einem größeren Gebiet weder Giebelhäuser
Traufseithäuser notiert sind, dann müßte in diesem
3t entweder die städtebauliche Wirkung der Gebäude,

Denkmalen die Baudenkmale eine hervorragende Stellung.
Erst in der Bibliothek verfestigt können die behende laufen-
den Bücher integrierende Bestandteile eines Baudenkmal-
komplexes und damit erst eigentlich eines öffentlichen
Denkmals werden. Insofern wird also Baudenkmalkunde
ein zentrales Kapitel der-Dar'L'r"olL""H^ ■'":—
von diesem Kapitel ist hi “
 
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