Architektonifche Rundfchau
SKIZZENBLÄTTER
AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST
HERAUSGEGEBEN
VON
Ludwig Eisenlohr und Carl ÄÄfeigle
ARCHITEKTEN IN STUTTGART.
-—!• 11. Jahrgang 1895.
1. Heft.
Monatlich eine Lieferung zum Preise von Mark 1. 50.
IN HALT.
Tafel i. Katholische Stadtpfarrkirche zu St. Anna am Lehel
in München; erbaut von Professor Gabriel Seidl daselbst.
Die Kirche, das Ergebnis einer im Jahre 1885 unter den
Münchener Architekten ausgeschriebenen Konkurrenz, steht gegen-
über der alten, für die auf 18000 Seelen angewachsene Pfarr-
gemeinde unzureichend ge¬
wordenen Klosterpfarrkirche
gleichen Namens, und wurde
im Oktober 1892 geweiht. Der
stattliche Bau erhebt sich auf
einer neun Stufen über dem
Strassenniveau liegenden Ter¬
rasse, die auf sieben breiten
Treppen zugänglich ist. Die
Wandflächen sind aus Back-
steinmauerwerk, die Struktur¬
teile aus Muschelkalk von
G. Michel in Marktbreit, für die
mit grossem Geschick massvoll
verteilte Ornamentik wurde
Muschelkalk von Randesacker
verwendet. Die Flächen über
beiden Seitenportalen sollen
malerischen Schmuck erhalten.
Auch für das Innere der Kirche
ist farbige Dekoration vor¬
gesehen, die nach Massgabe
der flüssig werdenden Mittel
ausgeführt werden soll. Die
überbaute Fläche misst 1760 qm,
die Gesamtkosten ohne innere
Ausstattung betragen rund
550000 M.
Tafel 2. Kurhaus in
Monte Carlo; erbaut von Ar-
chitekt Charles Garnier in
Paris. — Landseite. (Siehe
auch I. Jahrgang 1884, Tafel
25, 34 und 35.)
Tafel 3. Villa in Cron-
berg im Taunus; erbaut von
Architekt Alfred Günther
in Frankfurt a. M.
Diese Villa ist ein massiver
Putzbau mit teilweiser Be¬
malung. Die Gesimse und Ge-
wände sind aus rotem Mainsandstein. Giebel und Turm haben
hintermauertes Eichenholzfachwerk. Das Dach wurde mit rot-
glasierten Ludowici-Falzziegeln, der Erkerturm mit grüngrauen
Ziegeln gedeckt.
Im Inneren ist die Halle mit Treppe und Galerie, Balken-
decke und hohem Sandsteinkamin als Hauptwohnraum ausgebildet.
Die Baukosten betrugen 45 000 M.
Tafel 4. Die neue Schiessstätte der kgl. priv. Hauptschützen-
gesellschaft München; erbaut von P. Pfann und G. Blumentritt,
Architekten daselbst.
Das 25 bayrische Tagwerk grosse Grundstück wird durch
eine Reihe zusammenhängender Hochbauten in zwei Teile zerlegt,
deren westlicher das 450 m
lange Schiessfeld bildet, wäh-
rend der östliche zu Garten-
anlagen verwendet wurde.
Den Mittelpunkt der
Hochbauten bildet das Haupt-
gebäude mit den daran an-
schliessenden Wandelgängen
ö 0
und Schiessständen. Den Ab-
schluss dieser Gruppe bildet
im Norden das Oberzielerhaus,
im Süden ein Pavillon, von
dem aus ein Gang zu den Jagd-
und Einschussständen führt.
Das Hauptgebäude ent-
hält im Erdgeschoss den 27oqm
grossen Ladesaal, den Mittel-
punkt des ganzen schiesstech-
nischen Betriebs, und die nöti-
gen Nebenräume, ausserdem
eine öffentliche Restauration.
Eine breite Treppe führt
zu den im Obergeschoss ge-
legenen Festräumen: dem
280 qm grossen Festsaal und
zwei kleineren Sälen samt den
erforderlichen Nebenräumen.
In diesem Geschoss liegt
auch die Wohnung des Wirtes.
Die beiden Küchen sind im
Kellergeschoss untergebracht.
Das verputzte und hell
gestrichene Haus ist mit Dach-
platten eingedeckt, die Spitze
bildet ein kupferner Dachreiter.
Die Fenster im Erdgeschoss
sind mit grünen Läden ver-
sehen.
Die Bauten wurden im
Herbst 1892 begonnen und im
Oktober 1893 vollendet.
Tafel 5. Miethausfassade in Berlin N.; entworfen von
Erdmann & Spindler, Architekten daselbst.
Das Sockelgeschoss und teilweise das erste Obergeschoss
dieser Fassade sind mit dunkelroten, weissgefugten Ziegeln ver-
blendet, die Putzflächen hell-elfenbeinfarbig gehalten und die
Architekturteile in hell-gelbbraunem Sandstein imitiert. Die
Holzteile des Daches sind rotbraun lasiert und das Dach mit
Die neue Schiessstätte der kgl. priv. Hauptschützengesellschaft München ;
erbaut von P. Pfann und G. Blumentritt, Architekten daselbst.
— Treppenhaus. —
SKIZZENBLÄTTER
AUS ALLEN GEBIETEN DER BAUKUNST
HERAUSGEGEBEN
VON
Ludwig Eisenlohr und Carl ÄÄfeigle
ARCHITEKTEN IN STUTTGART.
-—!• 11. Jahrgang 1895.
1. Heft.
Monatlich eine Lieferung zum Preise von Mark 1. 50.
IN HALT.
Tafel i. Katholische Stadtpfarrkirche zu St. Anna am Lehel
in München; erbaut von Professor Gabriel Seidl daselbst.
Die Kirche, das Ergebnis einer im Jahre 1885 unter den
Münchener Architekten ausgeschriebenen Konkurrenz, steht gegen-
über der alten, für die auf 18000 Seelen angewachsene Pfarr-
gemeinde unzureichend ge¬
wordenen Klosterpfarrkirche
gleichen Namens, und wurde
im Oktober 1892 geweiht. Der
stattliche Bau erhebt sich auf
einer neun Stufen über dem
Strassenniveau liegenden Ter¬
rasse, die auf sieben breiten
Treppen zugänglich ist. Die
Wandflächen sind aus Back-
steinmauerwerk, die Struktur¬
teile aus Muschelkalk von
G. Michel in Marktbreit, für die
mit grossem Geschick massvoll
verteilte Ornamentik wurde
Muschelkalk von Randesacker
verwendet. Die Flächen über
beiden Seitenportalen sollen
malerischen Schmuck erhalten.
Auch für das Innere der Kirche
ist farbige Dekoration vor¬
gesehen, die nach Massgabe
der flüssig werdenden Mittel
ausgeführt werden soll. Die
überbaute Fläche misst 1760 qm,
die Gesamtkosten ohne innere
Ausstattung betragen rund
550000 M.
Tafel 2. Kurhaus in
Monte Carlo; erbaut von Ar-
chitekt Charles Garnier in
Paris. — Landseite. (Siehe
auch I. Jahrgang 1884, Tafel
25, 34 und 35.)
Tafel 3. Villa in Cron-
berg im Taunus; erbaut von
Architekt Alfred Günther
in Frankfurt a. M.
Diese Villa ist ein massiver
Putzbau mit teilweiser Be¬
malung. Die Gesimse und Ge-
wände sind aus rotem Mainsandstein. Giebel und Turm haben
hintermauertes Eichenholzfachwerk. Das Dach wurde mit rot-
glasierten Ludowici-Falzziegeln, der Erkerturm mit grüngrauen
Ziegeln gedeckt.
Im Inneren ist die Halle mit Treppe und Galerie, Balken-
decke und hohem Sandsteinkamin als Hauptwohnraum ausgebildet.
Die Baukosten betrugen 45 000 M.
Tafel 4. Die neue Schiessstätte der kgl. priv. Hauptschützen-
gesellschaft München; erbaut von P. Pfann und G. Blumentritt,
Architekten daselbst.
Das 25 bayrische Tagwerk grosse Grundstück wird durch
eine Reihe zusammenhängender Hochbauten in zwei Teile zerlegt,
deren westlicher das 450 m
lange Schiessfeld bildet, wäh-
rend der östliche zu Garten-
anlagen verwendet wurde.
Den Mittelpunkt der
Hochbauten bildet das Haupt-
gebäude mit den daran an-
schliessenden Wandelgängen
ö 0
und Schiessständen. Den Ab-
schluss dieser Gruppe bildet
im Norden das Oberzielerhaus,
im Süden ein Pavillon, von
dem aus ein Gang zu den Jagd-
und Einschussständen führt.
Das Hauptgebäude ent-
hält im Erdgeschoss den 27oqm
grossen Ladesaal, den Mittel-
punkt des ganzen schiesstech-
nischen Betriebs, und die nöti-
gen Nebenräume, ausserdem
eine öffentliche Restauration.
Eine breite Treppe führt
zu den im Obergeschoss ge-
legenen Festräumen: dem
280 qm grossen Festsaal und
zwei kleineren Sälen samt den
erforderlichen Nebenräumen.
In diesem Geschoss liegt
auch die Wohnung des Wirtes.
Die beiden Küchen sind im
Kellergeschoss untergebracht.
Das verputzte und hell
gestrichene Haus ist mit Dach-
platten eingedeckt, die Spitze
bildet ein kupferner Dachreiter.
Die Fenster im Erdgeschoss
sind mit grünen Läden ver-
sehen.
Die Bauten wurden im
Herbst 1892 begonnen und im
Oktober 1893 vollendet.
Tafel 5. Miethausfassade in Berlin N.; entworfen von
Erdmann & Spindler, Architekten daselbst.
Das Sockelgeschoss und teilweise das erste Obergeschoss
dieser Fassade sind mit dunkelroten, weissgefugten Ziegeln ver-
blendet, die Putzflächen hell-elfenbeinfarbig gehalten und die
Architekturteile in hell-gelbbraunem Sandstein imitiert. Die
Holzteile des Daches sind rotbraun lasiert und das Dach mit
Die neue Schiessstätte der kgl. priv. Hauptschützengesellschaft München ;
erbaut von P. Pfann und G. Blumentritt, Architekten daselbst.
— Treppenhaus. —