1911, 7. ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU Seite 73.
Gartenplatz Ziegelstraße 12—12a in Osnabrück (1801 für die Familie Brandenburg erbaut).
Osnabrücker Gartenhäuschen und Gartentore.
Von Dr. ing. et phil. W. Jänecke.
Hierzu Tafel 67.
Die Erkenntnis von den architektonischen Grundbedin-
gungen einer guten Gartenanlage, wie sie heute in
erfreulichster Weise überall wieder Platz greift, hat
dazu geführt, auch den eigentlich baulichen Teilen
des Gartens, wie Gartenhäuschen, Gartentoren und Einfriedi-
gungen, wieder die eingehende Aufmerksamkeit früherer Zeiten
zuzuwenden. Die auf den beigefügten Abbildungen dargestellten
Beispiele gehören nicht zu den reichsten ihrer Art, wie sie neuer-
dings vielfach veröffentlicht sind, sondern zeigen mit wenigen
Ausnahmen, wie der einfache, etwas wohlhabendere Bürger einer
deutschen Kleinstadt des achtzehnten Jahrhunderts derartige
bauliche Aufgaben in aller verständigen Behäbigkeit zwar, aber
nicht ohne feineres künstlerisches Empfin-
den zu lösen pflegte. Allzulange ist man
an diesen Erzeugnissen einer künstlerisch
gefestigten Kultur blind vorübergeeilt;
erst in den letzten Jahren hat man ihnen
wieder gebührende Beachtung geschenkt.
Man könnte das 18. Jahrhundert, dem
die meisten entstammen, wohl das Jahr-
hundert des Gartenhäuschens nennen.
Schon äußerlich gibt sich das kund in
der Rolle, welche es in der Literatur
spielt. Kaum ein bekannteres Werk dieser
Zeit, das sich das immer wieder dank-
bare Motiv des verschwiegenen Garten-
häuschens hätte entgehen lassen! Ein
Leben ohne Garten, ohne Gartenhaus
konnte sich der damalige Naturschwärmer,
dem die nervöse Hast von heute noch
fernlag, schlechterdings nicht gut vor-
stellen. Und wo das engbebaute Grund-
stück eine freie Gartenanlage innerhalb
der Stadtmauern unmöglich machte, da
ging man vor die Tore und baute sich
hier in glücklichster Unbeschränktheit
inmitten heckenumsäumter Zier- und
Gemüsegärten sein Häuschen, welches
nun neben zwanglosem Aufenthalte im
Gartenhaus Louisenstraße in Osnabrück (um 1810 für die Familie Finkenstädt-Breusing erbaut).
Gartenplatz Ziegelstraße 12—12a in Osnabrück (1801 für die Familie Brandenburg erbaut).
Osnabrücker Gartenhäuschen und Gartentore.
Von Dr. ing. et phil. W. Jänecke.
Hierzu Tafel 67.
Die Erkenntnis von den architektonischen Grundbedin-
gungen einer guten Gartenanlage, wie sie heute in
erfreulichster Weise überall wieder Platz greift, hat
dazu geführt, auch den eigentlich baulichen Teilen
des Gartens, wie Gartenhäuschen, Gartentoren und Einfriedi-
gungen, wieder die eingehende Aufmerksamkeit früherer Zeiten
zuzuwenden. Die auf den beigefügten Abbildungen dargestellten
Beispiele gehören nicht zu den reichsten ihrer Art, wie sie neuer-
dings vielfach veröffentlicht sind, sondern zeigen mit wenigen
Ausnahmen, wie der einfache, etwas wohlhabendere Bürger einer
deutschen Kleinstadt des achtzehnten Jahrhunderts derartige
bauliche Aufgaben in aller verständigen Behäbigkeit zwar, aber
nicht ohne feineres künstlerisches Empfin-
den zu lösen pflegte. Allzulange ist man
an diesen Erzeugnissen einer künstlerisch
gefestigten Kultur blind vorübergeeilt;
erst in den letzten Jahren hat man ihnen
wieder gebührende Beachtung geschenkt.
Man könnte das 18. Jahrhundert, dem
die meisten entstammen, wohl das Jahr-
hundert des Gartenhäuschens nennen.
Schon äußerlich gibt sich das kund in
der Rolle, welche es in der Literatur
spielt. Kaum ein bekannteres Werk dieser
Zeit, das sich das immer wieder dank-
bare Motiv des verschwiegenen Garten-
häuschens hätte entgehen lassen! Ein
Leben ohne Garten, ohne Gartenhaus
konnte sich der damalige Naturschwärmer,
dem die nervöse Hast von heute noch
fernlag, schlechterdings nicht gut vor-
stellen. Und wo das engbebaute Grund-
stück eine freie Gartenanlage innerhalb
der Stadtmauern unmöglich machte, da
ging man vor die Tore und baute sich
hier in glücklichster Unbeschränktheit
inmitten heckenumsäumter Zier- und
Gemüsegärten sein Häuschen, welches
nun neben zwanglosem Aufenthalte im
Gartenhaus Louisenstraße in Osnabrück (um 1810 für die Familie Finkenstädt-Breusing erbaut).