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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 27.1911

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Heft 7
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Jänecke, Wilhelm: Osnabrücker Gartenhäuschen und Gartentore
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https://doi.org/10.11588/diglit.35084#0084

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Seite 74.

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

1911, 7.


Gartenhaus Ziegelstraße 12—12a in Osnabrück (1801 für die Familie Brandenburg erbaut).

inneren Friedens an. Für die fremden
„Geheimen Räte“, welche dem Namen
nach an der Spitze des kleinen Staates
standen, führte in Wirklichkeit der „Sekre-
tarius der Ritterschaft“, Justus Möser
(1720—1794), Osnabrücks größter Sohn,
die Verwaltung. Seiner weitblickenden
Fürsorge verdankt die aufblühende Stadt
die günstige wirtschaftliche Entwicklung
von Handel und Gewerbe,f) die den
Senator Wagner (1768—1846) zu seinem
Ausspruche berechtigte: „Die Zeit von
1785 bis 1800 war hinsichtlich des Reich-
tums der Höhepunkt der Osnabrücker.“ -)
Die äußerst rege Bautätigkeit der
wohlhabend gewordenen Bürger spiegelt
sich in den diesbezüglichen Ausführungen
des 1908 erschienenen Inventarwerks3)
wider. Da hierin nur ein einziges von
den vielen noch vorhandenen Garten-
häuschen erwähnt wird, so möge die
folgende Beschreibung darin einiges als
Ergänzung nachholen.
Das älteste der vorgeführten Bei-
spiele ist das Gartenhaus der Familie
von Hammerstein, heute auf Loxten an-
sässig, welche damals nach Art des vor-
nehmen Landadels in der Stadt (Johannis-
straße 63 und Seminarstraße 34) ein

Freien und Aufbewahrung von Gartengeräten gleichzeitig das Ziel
eines lieb gewordenen täglichen Spaziergangs „vor die Tore“ bot.
Wie für die meisten Städte Niedersachsens bedeutet für
Osnabrück die zweite Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts eine
Zeit ungestörter friedlicher Entwicklung. Hatte die Parteinahme
des katholischen1 2) prachtliebenden Bischofs Clemens August aus
dem Hause Wittelsbach für Österreich im Erbfolgekriege, in den
schlesischen Kriegen und im Siebenjährigen Kriege der Stadt
fortdauernde drückende Einquartierungen und Kontributionen
gebracht, so brach mit der Regentschaft des evangelischen un-
mündigen Friedrichs von York, des letzten Osnabrücker Fürst-
bischofs (1763—1802) eine lange, segensreiche Zeit äußeren und
i) Nach den Bestimmungen der „successio alternativa“ des Westfälischen
Friedens wechselte im Bistume Osnabrück bekanntlich nach 1648 immer ein
katholischer Bischof mit einem evangelischen aus dem Hause Braunschweig-
Lüneburg ab.

Hoftor Klubstraße 20, sog. „Bahrenhof“, in Osnabrück (um 1780 für die Familie von Bahr
auf Barenaue erbaut).



Gartentor hinter Hasestraße 59 in Osnabrück (um 1790).

eigenes „Stadthaus“ besaß, in welchem man im Winter in derZeit
der bischöflichen Hofhaltung und auch sonst gelegentlich wohnte.
9 Eine neue lebendige, auf eingehendster Quellenkunde beruhende Schil-
derung der damaligen Verhältnisse in Osnabrück hat vor kurzem der ehemalige
Leiter des Osnabrücker Staatsarchivs, Archivrat Dr. Krusch-Hannover, ge-
geben in seinem im Bande 1909 der „Mitteilungen des historischen Vereins“
erschienenen Aufsatze „Justus Möser und die Osnabrücker Gesellschaft“.
2) In seinem aus den Jahren 1843—1846 stammenden Büchlein „Osna-
brück vor hundert Jahren“, S. 18.
3) Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, IV., 1 und 2 Stadt
Osnabrück, von Siebern und Fink, S. 274—284. Auf einige besonders an-
ziehende Leistungen aus der Barock-, Rokoko- und Empirezeit hatte Ver-
fasser in seinem Aufsatze der „Denkmalpflege“ (Bd. 1907), überschrieben
„Osnabrücker Patrizierhäuser“, schon vorher aufmerksam gemacht.
 
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